Industrie- und Firmengeschichte Sudenburgs

Firmenblatt: Bearbeitungsstand: 31.07.2024

Gebrüder Bock
Emaille-Ofen- und Tonwarenfabrik

Firmendaten:

Gründung - Ende: ca. 1848 - 1893
Gründer: Heinrich Bock (* ??.??.???? in ?, † ??.??.???? in ?)
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Standort(e): Geschäft und Wohnen: Breiter Weg 126 (Altstadt)
Fabrik (ab 1875): Helmstedter Str. 33/34 (vormals 4)
Produkt(e): Eisen-, Nagel-, Stahl-, Blech- und Ofenhandlung. Emaille-Ofen und Thonwaarenfabrik
Bemerkungen:  
Bock_2018.jpg
Die erhaltenen Fabrikgebäude Ecke Helmstedter Straße / Sudenburger Wuhne.
(Stand 2018, vor Grundsanierung / Umbau).
[Bildquelle: Archiv Thomas Garde]

Firmenchronik:

 - 1848 -   [nach oben]

Die Firma Gebrüder Bock wird wahrscheinlich zwischen 1846 und 1848 in der Magdeburger Altstadt gegründet. Einer der Gründer ist Heinrich Bock, der Name des Bruders ist unbekannt.
Die Anfänge sind bescheiden. Der älteste Firmeneintrag findet sich im Magdeburger Adressbuch von 1849:

Gebr. Bock, Nagelfabrikanten, Breite Weg 126
Nagelschmiede: Bock, Breite Weg 126


Die Bocks sind zu diesem Zeitpunkt Mieter im Haus Breite Weg 126, gelegen neben der damaligen Einmündung der Schrotdorfer Straße, die heute zum Teil überbaut ist. Der ehemalige Westteil heißt heute Max-Otten-Straße.

 - 1854 -   [nach oben]

Die Geschäfte laufen gut, so dass die Familie Bock inzwischen das Mehrfamilienhauses Breite Weg 126 erwerben konnte. Laut Magdeburger Adressbuch betreiben die Gebrüder Bock im Haus nun eine Eisenhandlung [Adr1855]

 - 1872 -   [nach oben]

Auch in den Folgejahren wird das Geschäft kontinuierlich ausgebeut. Neben dem Handel mit Eisenwaren haben die Gebr. Bock auch mit einer Produktion von Öfen und Tonwaren begonnen. Auch scheint in der Zwischenzeit ein Generationenwechsel stattgefunden zu haben.
Im Adressbuch von 1873 sind die Gebrüder Bock verzeichnet als:

Eisen-, Nagel-, Stahl- und Ofenhandlung. Ofen und Thonw.-Fabrik.

Wohn- und Geschäftsadresseist der Familie Bock ist weiterhin der Breite Weg 126.
Möglicherweise ist der Firmengründer Heinrich Bock inzwischen verstorben, da im Adressbuch
Bock, geb. Boese, Particuliere (Privatperson), E., Breite Weg 126.
separat aufgeführt ist. Möglicherweise ist sie aber auch die Witwe des unbekannten Bruders, die jedoch einmalig nur im 1873er Adressbuch geführt ist. Neben ihr sind als Eigentümer des Hauses aufgeführt:
Bock, Heinrich, Kaufmann, E., Breite Weg 126.
Bock, Louis, Kaufmann, E., Breite Weg 126.


Der hier aufgeführte Heinrich Bock ist wahrscheinlich ein Sohn vom Gründer Heinrich Bock (sen.). Bei Louis Bock (* ca. 1841 in Benneckenstein/Harz, † 11.01.1895 in Magdeburg) dürfte es sich um einen weiteren Sohn des Heinrich Bock (sen.) handeln, der inzwischen seine Kaufmannsausbildung abgeschlossen hat und als separater Haushaltsvorstand und Miteigentümer geführt ist.

 - 1875 -   [nach oben]

Fabrikgründung in Sudenburg.
Da für die Ofen und Tonwarenproduktion mehr Platz benötigt wird, wird die Fabrikation ausgelagert. Wohnung und Geschäft verbleiben in der Altstadt, Breite Weg 126, unter folgendem Eintrag: [Adr1876]

Bock, Gebr., Kaufl., Eisen-, Nagel-, Stahl-, Blech- und Ofenhandlung. Emailleofen und Thonwaarenfabrik,
E, Breite Weg 126. Fabrik Sdbg., E, Helmstedterstr. 4.


Für die neue Fabrik erwerben die Bocks ein Grundstück nahe dem neu eröffneten Sudenburgwer Bahnhof. Es handelt sich um das Eckgrundstüch in der neu angelegten Helmstedter Straße zur Sudenburger Wuhne.
Erbaut wird ein schlichtes Wohnhaus mit angrenzendem Ablagegebäude, sowie ein viergeschossiges Fabrikgebäude. Alle Gebäude aus rotem Backstein. Einige eingeschossige Nebengebäude und Remisen werden ebenfalls auf dem Grundstück angelegt.[1] Die Fabrikadresse lautet zunächst (in der damaligen Schreibweise):

Gebr. Bock, Thonwaaren-Fabrik, Helmstedterstraße 4 (heute Helmstedter Straße 33/34).

Der neu aufgenommene Handel mit Blechen könnte auf eine Zusammenarbeit dem neuen Fabriknachbarn in der Sudenburg zusammenhängen, der Schwarzblechwaaren-Fabrik Carl Seeger, Helmstedterstr. 3 (heute Nr. 35/36).

 - 1876 - 1887 -   [nach oben]

1885: Werkmeister G. C. Arnold ist als Verwalter der Fabrik mit Wohnsitz Helmstedterstr. 4, Hinterhaus, geführt, [Adr1886]

1886: Modelleur Theodor Thor hat dort nun seine Wohnadresse, Arnolds Nachfolger. [Adr1887]

1887: Im Zuge der Bebauung erhält die Helmstedter Straße ihre heutige Nummerierung. Neue Fabrikadresse ist Helmstedter Straße 33/34. [Adr1888]

 - 1887 -   [nach oben]

Das Haus Breite Weg 126 wird verkauft., das Geschäft zieht in gemietete Räume im Breiteweg 85 um.[Adr1888]
Der Verkaufserlös, zumindest ein Teil davon, wird in die Sudenburger Fabrik investiert. Das Niederlagegebäude erhält eine Norderweiterung entlang der Sudenburger Wuhne, passend zum vorhandene Fabrikkomplex aus rotem Backstein-Sichtmauerwerk.[1]

Gebr. Bock, Kfl., Emaille-Ofen- und Thonwaaren-Fabr., Hdlg. eiserner Oefen, Breite Weg 85. pt.
Fabrik: E, S. Helmstedterstr. 33.


Die Firmeneigentümer beziehen neue (Miet-)Wohnungen:
Bock, Heinrich, Kaufm. Bismarckstr. 24 II.
Bock, Louis, Kaufm., Kaiserstr. 57 I.


 - 1889 -   [nach oben]

Das Geschäft zieht innerhalb der Magdeburger Altstadt erneut um.[Adr1890]
Die neue Adresse lautet: Victoriastr. 7 pt (heute Am alten Theater). Neu ist der Handel mit Gußwaren.

Der Geschäftseintrag lautet nun: Emaille-Ofen- und Thonwaaren-Fabrik, Handlung eiserner Öfen u Gußwaaren

 - 1891 - 1892 -   [nach oben]

1891: Heinrich Bock zieht aus der Altstadt nach Sudenburg, in eine Mietwohnung in der Westendstraße 24 (heute Klausenerstraße ??). Sohn Louis zieht ebenfalls um. Seine neue Wohnadresse ist Augustastraße 20 I (heute Hegelstraße).[Adr1892]

1892: Louis Bock erwirbt das Haus Augustastraße 20, die Firma Gebr. Bock das Haus Olvenstedter Straße 26, im neuen Stadtteil Wilhelmstadt (heute Stadtfeld-Ost).[Adr1893]

 - 1893 -   [nach oben]

Die Firma Gebrüder Bock ist Pleite.
Mit den Hauskäufen haben sich die Bocks wohl letztendlich übernommen und wurden Zahlungsunfähig. Die Firma wird Liquidiert. Als Liquidator ist Carl Graefe eingesetzt. Fabrik und Grundbesitz gehen verloren, auch das Geschäft in der Victoriastraße wird abgewickelt.
Kaufmann Heinrich Bock muss die Wohnung Westendstraße 24 räumen und zieht vorübergehend auf das Fabrikgelände Helmstedter Straße 33/34, das nun Eigentum des Magdeburger Bankvereins ist.
Louis Bock bezieht mit seiner Familie eine Mietwohnung in der ehemaligen Firmenimmobilie Olvenstedter Straße 26. [Adr1894]

 - 1895 -   [nach oben]

Die Insolvenz geht wohl nicht spurlos an Louis Bock vorbei. Ehefrau Gertrud Bock, geb. Schröder, gibt beim Standesamt Altstadt zu protokoll, dass Louis Karl Gustav Bock am 11. Januar 1895 in seiner Wohnung Olvenstedter Str. 26 verstorben ist. Er wird nur 54 Jahre alt. [Ancestry: Sterbeurkunde Louis Bock]

Sackfabrikant und -großhändler Albert Otto Klaue wird neuer Eigentümer des Fabrikgrundstücks Helmstedter Straße 33/34, wohin er Firma und Wohnsitz verlagert.

Heinrich Bock versucht sein Geschäft in kleinem Massstab weiterzuführen. Er gründet die Firma H. F. L. Bock und eröffnet in Sudenburg, auf dem Grundstück Langeweg 44 (heute Langer Weg 44), ein Ofen- und Thonwarengeschäft. [Adr1896]

 - 1896 - 1899-   [nach oben]

1896: Heinrich Bock überschreibt das Geschäft seiner Ehefrau. Folgender Adressbucheinträg findet sich für 1896 und 1897:[Adr1897]+[Adr1898]

Bock, Heinrich, Kaufm., Langeweg 44. I.
Bock, Friedrich, Ofen- u. Thonwaren-Gesch.,
(Inh.: Friederike Bock, gb. Liebertruth, Ehefrau des Kaufmanns Heinrich Bock), S. Langeweg 44. pt.


Friedrich Bock könnte ein Sohn von Heinrich und Friederike Bock sein, der das Geschäft weiterführen soll.

1898: Die Geschäftsneugründung ist gescheitert, der Standort Langeweg 44 aufgegeben. Es gibt für 1898 keinen Geschäftseintrag. Heinrich Bock zieht mit der Familie in eine Mietwohnung ins 1. OG des Hauses Wolfenbütteler Straße 43.[Adr1899]

1899: Letzmals finden sich Spuren der Bocks im Magdeburger Adressbuch. Heinrich Bock ist inzwischen in das gerade fertiggestellte Haus Wolfenbütteler Straße 11 gezogen, wo er letztmals mit einer Geschäftsadresse auftaucht:[Adr1900]

Bock, Heinrich, Ofen- u. Thonwaren-Gesch., S. Wolfenbüttelerstr. 11.2
Bock, Max, Referendar, S. Wolfenbüttelerstr. 11.2


Ein Friedrich Bock ist nicht verzeichnet. Der Referendar Max Bock scheint ein weiterer Sohn von Heinrich und Friederike Bock zu sein.

 - 1900 -   [nach oben]

Die Familie Bock ist nicht mehr im Adressbuch verzeichnet.[Adr1901]

Quellen:

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www.sudenburg-chronik.de - Thomas Garde - CC-BY-SA 3.0 - DE