Die Industrie- und Firmengeschichte Sudenburgs

Firmenblatt: Bearbeitungsstand: 10.09.2024

Danneil & Co.
Keks- und Waffelfabrik

Firmendaten:

Gründung - Ende: 1927 - 1959?
Gründer: Walter Danneil (* 17.10.1891 in Staßfurt, † 19.04.1978 in Hamburg)
Standort(e): 1927-1933: Abendstraße 2.3 (Neue Neustadt)
1933-1949: Braunschweiger Straße 44 (Sudenburg)
1949-1959: Öbisfelder Str. 19 (Rothensee)
Produkt(e): Kekse, Waffeln, Zwieback, Süßwaren
Bemerkungen:  
Firmenstempel_Danneil_Co.jpg
Firmenstempel von Danneil & Co., undatiert.
[Bildquelle: Archiv Fam. Danneil / Blumensatt]

Firmenchronik:

 - Vorgeschichte -   [nach oben]

Hermann Walter Danneil wird am 17.10.1891 in Staßfurt geboren. Vater ist Gustav Danneil, Mutter Mathilde Danneil, geb. Ballhause. Vater Gustav soll Bauer gewesen sein und den "Brandhof" bewirtschaftet haben. Nach der Schulausbildung erlernt Hermann Danneil den Beruf des Bankkaufmanns, Familienüberlieferungen deuten auf ein "Bankhaus Stade". Wie lange er den Beruf ausgeübt hat, ist nicht bekannt.
Am 10.09.1921 heiratet er in Staßfurt Erna Elsa Agnes ("Nessie") Hulda Dünkler, dort geb. am 26.04.1898.[1]
1925 wird er im Berliner Handelsregister als Prokurist der Berliner Niederlassung der Magdeburger "Hickstein - Werke AG für Keks- und Waffelfabrikation" geführt.[2]
Mit dem dort erworbenen Wissen zieht Danneil im selben Jahr nach Magdeburg. Im Adressbuch dort wird er als "Prokurist" geführt, Wohnadresse Moritzstraße 10 I.[Adr1926] Am 13.11.1926 wird in Magdeburg als einziges Kind des Paares Sohn Hermann Hanswalter Danneil geboren. Kurz darauf gründet Danneil seine eigene Firma.

 - 1927 - Firmengründung   [nach oben]

Mit den bei Firma Hickstein erworbenen Kenntnissen gründet Danneil seine eigene Firma:

Danneil & Co. - Kommanditgesellschaft für Keks- und Waffelherstellung

Neben Danneil ist ein Kommanditist an der Firma beteiligt, dessen Name nicht überliefert ist. Für die Fabrikation werden Räumlichkeiten auf dem Fabrikgrundstück Abendstraße 2.3 (Neuen Neustadt) angemietet. Eigentümer Dr. Eduard Blell betreibt dort seine "Fabrik pharmazeutischer Präparate AG".[Adr1928]

 - 1928 - 1933 -   [nach oben]

1928: Kurz nach Firmengründung tritt mit Werner A. Kurt Kögel ein weiterer Gesellschafter in die Firma ein und die Firma wird in eine Kommanditgesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt.[Adr1929] Die Einzeleinlagen und Haftungshöhen der persönlich haftenden Gesellschafter, Danneil, Kögel und des Kommanditisten, sind nicht bekannt.
1929: Umbenennung in Danneil & Kögel, Kommanditgesellschaft für Keks- und Waffelherstellung.[Adr1930]

Fabrik_Danneil_Co.jpg
Fabrikgebäude in der Abendstraße 2.3 (Neue Neustadt) um 1930.
[Bildquelle: Archiv Fam. Blumensatt, Eltville]
Die vier Wagen auf dem Bild sind mit Kisten von losen Plätzchen für ein Kaufhaus beladen. Vor dem Wagen rechts stehen Walter Danneil, (möglicherweise) Miteigentümer Kögel und Prokuristin Elisabeth Martha Maria Konow.[1]

1930: Das Handelsregister weist Walter Danneil als Geschäftsführer der Firma und ein Stammkapital der KG mbH von 24 700 Reichsmark aus.[Adr1931]
1932: Statt Walter Danneil wird Kurt Steetzel neuer Geschäftsführer.[Adr1933]

 - 1933 - 1941 -    [nach oben]

1933 ist turbulent: Wegen Unstimmigkeiten scheidet Kögel aus der Firma aus. Sein Name wird daraufhin wieder aus dem Firmennamen gestrichen. Mit dieser Umstrukturierung einher geht der Umzug der Fabrik nach Sudenburg. Neue Räumlichkeiten finden sich in der aufgegebenen Schokoladenfabrik Schondorff & Curio, in der Braunschweiger Straße 44. Auch privat ziehen die Danneils nach Sudenburg, in die Jordanstraße 15 I (bis zur Umnummerierung der Straße 1936 war es Hausnummer 28).
Der neue Eintrag im Handelsregister lautet:[Adr1934]

Danneil & Co,
Gesellschaft für Keks- und Waffelherstellung m. b. H.,

Stammkapital 25.000 RM.,
Braunschweiger Straße 44,
Geschäftsführer Walter Danneil, Rudolf Reps.

2015_Fabrik_SchondorffCurio.jpg
Fabrikantenvilla und Fabrikgebäude in der Braunschweiger Straße 44 (Sudenburg).
Aufgenommen 2015, kurz vor Abschluss der Sanierung.
[Bildquelle: Archiv Thomas Garde]
Neben Danneil & Co. sind in dem großen Fabrikgebäude weitere Firmen tätig, z.B. die Zuckerwarenfabrik Vobach (ab 1933) und die Lederwarenfabrik R. Arnold (ab 1936).

1934: Rudolf Reps ist bereits wieder ausgeschieden, alleiniger Geschäftsführer ist nun Walter Danneil.

1937 wird die Firma zurückgeführt in eine Personengesellschaft. Handelsregistereintrag:[Adr1939]

Danneil & Co., Kommanditgesellschaft,
Braunschweiger Straße 44,
Pers. haft. Gesellsch. Kfm. Walter Danneil.

 - 1941 - 1950 - Kriegsdienst und Gefangenschaft   [nach oben]

1941 oder 42 wird Walter Danneil, obwohl bereits 50 Jahre alt, zum Kriegsdienst eingezogen. Er wird nicht an der Front eingesetzt, sondern wohl in Thorn (heute Polen).
In Danneils Abwesenheit kann Prokuristin Konow die Produktion noch kurze Zeit aufrecht erhalten, bevor sie dann zum Erliegen kommt.
Nach Kriegsende gerät er für kurze Zeit in Amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach Rückkehr nach Magdeburg wird er ohne bekannten Grund von der Operativen Gruppe des Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten der UdSSR (NKVD) Magdeburg am 11.07.1946 verhaftet. Ob er direkt ins Speziallager Mühlberg/Elbe inhaftiert wird, ist nicht bekannt. Aus UDSSR-Transportlisten geht hervor, dass er September/Oktober 1948 von Mühlberg ins Lager Buchenwald verlegt wird. Zu einer Anklage gegen ihn kam es nicht. Im Rahmen der Auflösung der letzten drei auf dem Territorium der DDR befindlichen Speziallager wird er am 18.01.1950 entlassen.
"Dies hat er nur überlebt, weil er Bäcker war, dort zum Backen verpflichtet wurde, sich mit einem anderen Häftling, der Arzt war und über Lebertran als einzige "Medizin" verfügte, zusammengetan hat." Nach 3,5 Jahren Haft kehrt er, nur noch "Haut und Knochen", nach Magdeburg, in die Familienwohnung Jordanstraße 15, zurück.[1]

 - 1950 - 1959 - Neuanfang in Rothensee   [nach oben]

"Nach der Rückkehr nach Magdeburg wollte er seine Tätigkeit wieder mit dem Backen von Zwieback aufnehmen. Dies misslang zunächst, weil ihm keine Hefe zur Verfügung gestellt wurde. Sein Sohn hat dann Kaffee aus dem Westen gebracht und damit wurde die Verwaltung bestochen. Dann konnte ca.1949 die Produktion in der Öbisfelder Straße weitergehen."[1]

1949, im letzten Magdeburger Adressbuch, für 1950/51, findet sich der Eintrag der neuen Firma:

Öbisfelder Str. 19: (MD-Rothensee)
Danneil & Co., K.-G., Keksherstellung

Eigentümer des Mehrfamilienhauses Öbisfelder Str. 19 ist der Bäckermeister W. Henning. Unklar ist, ob es eine berufliche Zusammenarbeit von Henning mit Danneil & Co. gibt.
An der Adresse Braunschweiger Straße 44 ist die Firma Danneil & Co. 1949 ebenfalls noch geführt, wahrscheinlich dort noch nicht gelöscht. Der Grund für den Umzugs nach Rothensee ist nicht bekannt.

1950-51_Danneil_Leipziger_Messe.jpg
Firmenstand auf der Leipziger Messe, um 1950.
[Bildquelle: Archiv Fam. Blumensatt / Eltville]
Die Firma wirbt auf der Messe für ihren Kinder-Zwieback, sowie für Teegebäck mit und ohne Zucker.

 - ca. 1959 - Ende der Firma   [nach oben]

Danneil erreicht das Rentenalter und gibt die Firma auf. Er verlässt Magdeburg ohne seine Ehefrau und zieht nach Hamburg, in den Westen. Elsa Hulda Danneil bleibt in Magdeburg und stirbt am 17.11.1959. Am 12.05.1960 heiratet Danneil, 68-jährig, in Hamburg seine ehemalige Prokuristin Elisabeth Wagner, geb. Konow (56, * 06.02.1904 in Magdeburg, † 13.05.1976 in Hamburg).
Firmengründer Walter Danneil stirbt am 19.04.1978 im Alter von 86 Jahren in Hamburg.

Quellen:

Nach oben

www.sudenburg-chronik.de - Thomas Garde - CC-BY-SA 3.0 - DE