Firmenblatt: | Bearbeitungsstand: 30.01.2021 |
Die Industrie- und Firmengeschichte Sudenburgs
Firmendaten:
Gründung - Ende: | 1882 - 1990 |
Gründer: |
Carl Dummér (* ????, † ????) Hermann Döring (* ????, † ????) |
Standort(e): | Langer Weg 52 |
Produkt(e): | Bier, Marke: "Sudenburger Bier" |
Bemerkungen: | Über die Grenzen Magdeburgs bekannt wurde der Werbeslogan "... und nach der Arbeit trinken wir das gute Sudenburger Bier". |

Unten links die erhaltene Doppelvilla von Dummér & Döring, Langer Weg 52.
(Bildquelle: Archiv Thomas Garde)
Firmenchronik:
Jahr: | Ereignis: |
1866-69 | Karl Dummér kam als Braumeister für die 1866-69 errichteten Böhmische Lagerbier-Brauerei R. Sieger & Co., Magdeburg-Cracau, nach Magdeburg. Er stammte wohl aus Schlesien. Die Schreibweise seines Namens legt allerdings französische oder belgische Wurzeln nahe. |
1882 |
Firmengründung: Nach über 20 Jahren in der Cracauer Brauerei reift die Idee zur Selbstständigkeit, die gemeinsam mit Freund Herrmann Döring umgesetzt wird. Im Stadtteil Sudenburg wird das Grundstück Langer Weg 52 erworben und 1882 die eigene Brauerei gegründet: Sudenburger Brauhaus Dummér & Döring. In diesem Jahr werden das Brauerei- und Stallgebäude, sowie die Doppelvilla der Firmengründer durch den Maurermeister Carl Loewe errichtet. Das Betriebsgelände erstreckte sich vom Langen Weg (damals Langeweg) bis zur heutigen Fichtestraße (auf dem Lageplan noch als "Fortifikations-Weg" bezeichnet). Die Villa lag auf dem südlichen Teil des Betriebgeländes nahm etwa 1/3 der Grundstücksbreite ein. Hinter der Villa erstreckte sich ein großzügiger Garten bis hin zur heutigen Fichtestraße. Südlich der Villa lag lang gestreckt das Stallgebäude, direkt am Langen Weg, Dahinter lagen die Betriebsgebäude, die fast bis an die heutige Fichtestraße heranreichten. Bereits im ersten Geschäftsjahr wurden 150.000 Hektoliter Bier gebraut. |
![]() [Aufnahme T. Garde 12/2012] |
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1884 | Auf dem Brauereigelände werden Lager- und Gärkeller errichtet. |
1887 | Erwerb einer Dampfmaschine von der Maschinenfabrik Augsburg AG. [Quelle: Homepage Albert Gieseler) |
1911 |
Erweiterung des Kesselhauses. Die Maschinenfabrik Buckau, Abteilung Röhrig & König (Blankenburger Str.) liefert dafür zwei neue Zweiwellrohrkessel mit einem Fassungsvermögen von je 2.000 Litern. |
1913 | Beschäftigtenzahl: 28 Mitarbeiter. |
![]() [Bildquelle: Archiv Sudenburg-Chronik] |
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1916 |
Adressbuch 1917, Handelsregister: Dummér & Döring, Brauerei, Langer Weg 52, Inh. Ernst Dummér, Prok. Richard Neumeyer. Langer Weg 52: E Dummér, E., Brauereibesitzer Erdg. Dummér & Döring, Brauerei. Dummér, L., Rentnerin Erdg. Heinrich, A., Rentnerin Erdg. Inhaber der Brauerei und Grundstückseigentümer ist inzwischen Ernst Dummér, der auch in der Fabrikantenvilla Langer Weg 52 wohnt. Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Sohn des Firmengründers Carl Dummér. Ebenfalls im Haus gemeldet ist die Rentnerin L. Dummér, wobei es sich um die Witwe des Carl und Mutter des Ernst handeln könnte. Die Dörings sind nicht mehr Miteigentümer der Brauerei. Auch ist kein Döring mehr am Standort gemeldet. Laut Handelsregister ist Richard Neumeyer Prokurist der Firma. |
1916 |
Braumeister des Sudenburger Brauhaus, Langer Weg 52, ist Otto Rebling. [Quelle: http://www.brauwesen-historisch.de/Braugeschichte2.html] |
1920 | Beschäftigtenzahl: 15 Mitarbeiter. |
1924/25 | Beschäftigtenzahl: 19 Mitarbeiter (Winter 1924/25). |
1932 | Adressbuch 1932: Langer Weg 52: E. Dumehr, E., Brauereibesitzer Dummér & Döring, Sudenb. Brauhaus Heinrich, A., Rentnerin Hofmann, W., Brauführ. Jäger, O., Kraftwagenführ. |
1939 | Magdeburger Adressbuch 1939, Hndelsregister: Dummér & Döring, Sudenburger Brauhaus, Langer Weg 52, Inh. Ernst Dumehr, Prok. Johannes Werner |
1940 | Adressbuch 1940: Langer Weg 52: E. Dumehr, E., Brauereibesitzer Dummér & Döring, Sudenb. Brauhaus Faust, R., Kraftwführ. Jäger, O., Masch. Mstr. |
1930/40er | Prokurist Johannes Werner: In den 1930/40er Jahren war Johannes Werner als Prokurist im Sudenburger Brauhaus tätig. Er lebte mit seiner Familie zunächst in der Lucas-Cranach-Str. 16. In den 1940er Jahren bezogen die Werners eine Wohnung in der Firmenvilla Langer Weg 52. Wohl kriegsbedingt siedelten seine Frau und die drei Kinder nach Haldensleben um. Johannes Werner folgte der Familie wahrscheinlich nach Kriegsende und übernahm in Haldensleben die Firma Schalco (später Aristomin). In den 1950er Jahren zog die Familie Werner nach Bremen, in den Westen. Quelle: J. Henke, Stuttgart |
1950/51 | Adressbuch 1950/51: Langer Weg 52: E. Dumehr, E., Brauereibesitzer Sudenburger Brauhaus (ohne Zusatz Dummér & Döring) Brehmer, G., Gärführ. Hofmann, W., Braumstr. Stürze, Kaufm. Swienty, A., Maschinist. (5 weitere Mieter werden geführt). |
1951 | Bis Anfang des Jahres bleibt der Betrieb in privater Hand, wird dann aber Opfer des neuen Wirtschaftssystems. Die Firma wird enteignet. |
![]() ![]() nur das "D&D" Kürzel der ehemaligen Besitzer verschwindet und wird durch "SB" ersetzt. [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
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1952 | Der Braubetrieb wird als VVB der Brau- und Malzindustrie, VEB Sudenburger Brauhaus fortgesetzt. |
![]() ![]() Rechts: Bierdeckel mit dem bekannten Werbeslogan "...und nach der Arbeit trinken wir das gute Sudenburger Bier". [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
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1957 | Der Betrieb stellt nun auch alkoholfreie Getränke her. |
1961 | Die drei großen Magdeburger Brauereien werden zusammengelegt zum VEB (B) Vereinigte Brauereien Magdeburg. Betrieb 1: Diamant-Brauerei (Neue Neustadt, Lübecker Str. 127/28) -auch Verwaltungssitz- Betrieb 2: Börde-Brauerei (Alte Neustadt, Sieverstorstr. 10) Betrieb 3: Sudenburger Brauhaus (Sudenburg, Langer Weg 52) ![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
![]() ![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
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1969 | Die "Vereinigten Brauereien" werden in den neuen VEB Getränkekombinat Magdeburg eingegliedert. Kombinatssitz ist die Diamant-Brauerei (Magdeburg, Neue Neustadt).
Die Kombinatsbetriebe liegen über den gesammten Bezirk Magdeburg verteilt, einige auch im Bezirk Halle.![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
![]() ![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
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1972 | Der Betrieb füllt täglich 200.000 Flaschen ab und verbraucht
jährlich über 110.000 Dezitonnen Braugerste und 100 Dezitonnen Hopfen.
Als letzte Magdeburger Brauerei hatte der Betrieb bis zu diesem Zeitpunkt auch noch zwei Kutschengespanne im Fuhrpark, die zur Auslieferung der Getränke eingesetzt wurden. Dies hatte wohl eher Werbegründe. |
Bierprodukte des VEB (K) Sudenburger Brauhaus:![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
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Alkoholfreie Produkte des VEB (K) Sudenburger Brauhaus:![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
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![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
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ca. 1975 |
Aufgabe der Bierherstellung in Sudenburg. Mitte der 1970er Jahre ist Schluss mit dem "Sudenburger Brauhaus". Die Brauanlage war in die Jahre gekommen, aber die dringend notwendigen Investitionen unterblieben. Die Bierherstellung musste eingestellt werden. Am Standort werden nur noch alkoholfreie Getränke hergestellt. Der Betrieb firmiert nun unter VEB Diamant-Brauerei Magdeburg, BT III Sudenburger Erfrischungsgetränke, VEB Getränkekombinat Magdeburg. |
1984 | Der Briefkopf des Kombinats ist inzwischen um eine weitere Grafik ergänzt. Zusätzlich zum Logo ist
nun noch ein "Banner der Arbeit" zu bestaunen. (Wofür auch immer...)![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
1991 |
Nach der Wende wird das Getränkekombinat zerschlagen. Die meisten Betriebsteile werden abgewickelt. Auch für das
Sudenburger Brauhaus kommt das Aus. Firmengelände und Villa werden der Erbengemeinschaft des enteigneten Alteigentümers
Dumehr zugesprochen, die Villa und Firmengrundstück verkauft. Nach 1992 läßt der neue Eigentümer die maroden Betriebsgebäude abreißen und das Grundstück mit Mehrfamilienhäusern neu bebauen. Nur die heute denkmalgeschützte Doppelvilla der Firmengründer Dummér und Döring erinnert noch an das alte Sudenburger Brauhaus. |
Neugründung:
2014 |
Neugründung des Sudenburger Brauhaus. Am 27.05.2014 wird die Magdeburger Getränkekombinat (MGk) GmbH , Magdeburg, Brenneckestraße 94, 39116 Magdeburg beim Amtsgericht Stendal unter HRB 20699 ins Handelsregister eingetragen. Einzelvertretungsberechtigter Geschäftsführer ist Ulf Dieter Steinforth, Magdeburg. [Quelle:Firmen-Informer.de] Seit Juni ist das Sudenburger Bier in den Sorten Helles, Pils und Bock wieder zu kaufen. Hergestellt wird es allerdings noch nicht in Sudenburg, sondern zunächst im bayrischen Naila. [VS 12.07.2014] Die neue Sudenburger Brauerei wird auf dem Grundstück Brenneckestraße 94 entstehen, nahe der ehemaligen Zuckerraffinerie "Hermann Danz". In 1-2 Jahren soll in Sudenburg wieder Bier gebraut werden. |
![]() ![]() [Bildquelle: Archiv Sudenburg-Chronik] |
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2016 |
Durch Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren verzögert sich die Errichtung der Brauerei. Obwohl der Bau der Brauerei unmittelbar bevor steht, gehen "Wettbewerbshüter" gerichtlich gegen die Werbung des Sudenburger Brauhauses vor. Da das Bier (noch) nicht in Sudenburg gebraut wird, wird dem Unternehmen bei Strafandrohung untersagt, sich auf die Sudenburger Brautradition "seit 1882" zu beziehen. Übergangsweise werden neue Werbemittel beschafft, die sich auf das Jahr der Neugründung 2014 beziehen. |
2017 |
12.01.2017: Grundsteinlegung für die Brauanlage. Mit einem Jahr Verspätung kann im Gebäude Brenneckestraße 94 der Grundstein für die Brauanlage gelegt werden. 16.07.2017: Erstes Bier wird angesetzt. Nach erfolgreicher Montage der Brauanlage, kann der Brauer und Mälzer Mark Anton Hiller erstmals wieder echtes "Sudenburger Bier" ansetzen. 17.08.2017: Einweihung der Brauerei. Ca. 2,5 Jahre nach der Neugründung des Sudenburger Brauhauses wird die Brauerei offiziell eröffnet. Das Sudenburger Bier kommt nun auch wirklich wieder aus Sudenburg. |
2018 |
![]() [Aufgenommen am 10.10.2018] |
Quellen:
- [1] - Nadja Gröschner, "200 Jahre Sudenburg", Sonderveröffentlichung der Magdeburger Volksstimme vom 22. Juni 2012
- [2] - Sabine Ulrich, Heft 78/2003, "Industriearchitektur in Magdeburg, Brauereien, Mühlen, Zucker- und Zichorienindustrie", Stadtplanungsamt Magdeburg, 2003, S. 89ff
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