Firmenblatt: | Bearbeitungsstand: 23.09.2024 |
Die Industriegeschichte Sudenburgs
Firmendaten:
Gründung - Ende: | 1874 - ca. 1955 |
Gründer: | Friedrich WILHELM Eduard Frisch (* 22.03.1849, † 09.11.1920) |
Standort(e): | Halberstädter Straße 79 (ehemals Breiter Weg 30b) |
Produkt(e): | Herstellung von und Handel mit Fässern, Handel mit gebrauchten Wollballeneisen. |
Bemerkungen: |
Firmenchronik:
Jahr: | Ereignis: |
1850 | Vater Johann Christian FRIEDRICH Frisch (1823-1894) ist als Böttchermeister in Magdeburg-Altstadt tätig. Der Böttchereibetrieb lag offenbar in der früheren Weinfaßstraße (1855), später (1875) in der damaligen Schrotdorferstraße. Sohn Friedrich WILHELM Eduard Frisch (1849-1920), ebenfalls Böttchermeister, arbeitet zunächst im väterlichen Betrieb, bevor er in den 1870er Jahren nach Sudenburg übersiedelt und dort einen Böttchereibetrieb eröffnet. Friedrichs Söhne ALBERT und REINHOLD betreiben eine Böttcherei und Faßhandlung sowie die Magdeburger Schmalzsiederei in der Matthissonstraße 3 in Magdeburg-Altstadt. [2] |
1874 | Firmengründung. Böttchermeister Wilhelm Frisch macht sich selbstständig und gründet die Firma "Wilhelm Frisch jr." in Sudenburg. Ob bereits am Standort "Breiter Weg 30b" (heute Halberstädter Straße 79) ist unklar. [Quelle: Werbeanzeige im Adressbuch 1950/51) Die Bezeichnung "jr" im Firmennamen ist irreführend, da der Vorname "Wilhelm" hier erstmals vorkommt. Möglicherweise bezieht sie das "Junior" auf den Nachnamen Frisch, zur Unterscheidung vom väterlichen Betrieb in der Altstadt. Am 26. Juli 1874 heiratet Wilhelm Frisch die Magdeburgerin Antonie Böhme (* 07.10.1852, † 05.02.1930) in der Kirche St. Ulrich und Levin. |
1875 | Sohn Friedrich Wilhelm Carl Frisch (* 1875, † 1944) wird geboren. [2] |
1886 | Sohn Friedrich Wilhelm Bruno Frisch (* 07.01.1886, † 25.11.1956) wird geboren. [2] |
1893 | Sohn Friedrich Wilhelm Otto Frisch (* 28.10.1893, † 04.08.1962) wird geboren. [2] |
1887 | Neue Lagerräume zur Fasslagerung werden errichtet. Sie entstehen auf dem Firmengrundstück Breiter Weg 30b (heute Haberstädter Straße 79). [1] |
1888 | Wilhelm Frisch lässt ein villenähnliches Wohnhaus erbauen. Es entsteht nicht direkt an der Halberstädter Straße, sondern zurückgesetzt hinter der (heutigen) Hausnummer 77, an der kleinen Stichstraße zum Grundstück. [1] "Villenähnlich" ist zu hinterfragen. Auf dem Foto sieht (zumindest die Rückseite) aus wie ein gewöhnliches Mehrfamilienhaus jener Zeit. |
1905 | Im Garten der Familie Frisch wird ein Gewächshaus angelegt. [1] |
1906 | Überbrückung der Klinke. Um die gesamte Grundstücksfläche bis hin zur Ackerstraße (heute Cochstedter Str.) nutzen zu können, wird der "Klinke-Flutgraben" überbrückt. [1] |
1911 | Neue Werkstätten werden auf dem Firmengelände errichtet. [1] |
ca 1912 |
Die nachfolgenden Fotos vom Betriebsgelände entstanden wahrscheinlich zwischen 1908 und 1912: |
1916 | Adr1917: Frisch, Adolf, Böttchermeister, Halberstädter Str. 30 b Erdg. Frisch, Wilhelm, Kaufm. und Böttchermeister, Halberstädter Str. 30b I (E.) Frisch, Bruno, Ingen., Install. Büro f. Elektrotechnik, Halber 30b Erdg., Wohn.: Nr. 122 II Frisch, Walter, Posamentenfbrk., Breiter Weg 117 H, Erdg. u. I, Wohn: I (E.) Frisch, Carl, Kaufmann, Prokurist d. Fa. Wilhelm Frisch jun., Halberstädter Str. 30a I. Frisch, Adelheid, Ww., Kaiser-Friedrich-Str. 3 II. Frisch, Lina, geb. Hoffmann, Ww., Matthiessonstr. 3 II. |
1920 | Firmengründer Wilhelm Frisch verstirbt am 9. November 1920 im Alter von 71 Jahren. Neue Eigentümerin von Betrieb und Grundstück wird Witwe Antonie Frisch. Sohn Carl Frisch führt gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Otto Frisch den Böttchereibetrieb in 2. Generation fort. [2] |
1922 | Die auf dem Betriebsgelände gelegenen Pferdeställe werden zu Garagen umgebaut. [1] |
1927 | Im Erdgeschoss des Frisch'schen Hauses, Halberstädter Straße 30b, betreibt Sohn Bruno Frisch
inzwischen ein Installations-Büro für Elektrotechnik.
Seine Wohnadresse ist Westendstraße 1b (heute Klausenerstraße 6), auf der gegenüberliegenden Straßenseite. [Adressbuch 1927] |
1930 | Die Witwe des Firmengründers verstirbt. Antonie Frisch, geb. Böhme verstirbt am 5. Februar 1930 im Alter von 77 Jahren. [2] Sie wird neben ihrem Mann, im Familiengrab auf dem Alten Sudenburger Friedhof, beigesetzt. Grundstück und Immobilien gehen an die Kinder. Carl Frisch, der älteste der Söhne, übernimmt für die Erbengemeinschaft die Verwaltung. Inhaber des Böttchereibetriebs "Wilhelm Frisch jr." sind nun zunächst Carl und Otto Frisch. |
1930 | Auf dem Betriebsgelände, an der Ackerstraße gelegen, wird ein Ankleideraum für die Spieler des
"Tennis-Verein Rot-Weiß" angelegt, deren Tennisplatz an der Ackerstraße liegt. [1] Info: 1943 wird auf dem ehemaligen Tennisplatz ein Lager für "Westarbeiter" errichtet. [1] |
1932 |
Nach dem Tod der Mutter wird die Firma "Wilhelm Frisch jr." neu geordnet. Carl Frisch übernimmt die Firma, in die später (vor 1939)
sein Sohn Karl (auch Wilhelm genannt) als Miteigentümer eintritt. Otto Frisch scheidet aus der Firma aus und macht sich als Großhändler für Fastagen und Emballagen (Blechverpackungen) und als Vertreter für Eisenfässer für die Hüttenwerke Siegerland selbstständig. [2] Er bleibt dem Standort Sudenburg treu. Seine Firmenadresse lautet Westendstraße 1b (ab 1936 umbenannt in Westendstraße 8). Die Adresse liegt nahe der Einmündung in die Halberstädter Straße, direkt gegenüber des Frisch'schen Grundstücks Halberstädter Straße 30b. Dort bestehen weiterhin die Böttcherei und die Elektroinstallationsfirma von Bruno Frisch. |
1934 | Planungen zum Umbau eines Werkstattgebäudes zu 8 Miet-Kleinwohnungen werden eingereicht. [1] Die Umsetzung erfolgte: 1939 sind die neuen Mieter im Magdeburger Adressbuch aufgeführt. |
1936 | Neunummerierung von Halberstädter Straße und Westendstraße. [1] Die Hausnummer des Familiengrundstücks Halberstädter Straße 30b ändert sich in 79. Die 30a, in der Carl Frisch seine Wohnung hat, wird zur Nr. 77. Das Haus Westendstraße 1b (heute Klausenerstraße), in dem Otto Frisch wohnt, wird zur Westendstraße 8. Diese Nummerierung ist noch heute gültig. |
1942 | Grundstücksteilverkauf an Dr. Gottfried Drenckmann [Adressbuch 1942] Das umgebaute Werkstattgebäude, jetzt "Gartenhaus" genannt, wurde mit einem Teil des Familiengrundstücks an Drenckmann verkauft, dem Eigentümer des benachbarten Mühlenbetriebs "W.A. Drenckmann". Dieser Grundstücksteil führt Adressbuch 1950/51 die Hausnummer 79a. |
1944 | Carl Frisch verstirbt im Alter von 68 oder 69 Jahren. Bis zu seinem Tod führte er den Betrieb als Prokurist. Sein Sohn Friedrich Wilhelm Karl Frisch (1904-1984), auch Wilhelm genannt, übernimmt in 3. Generation den Böttchereibetrieb. [2] |
1956 | Bruno Frisch verstirbt. Mit seinem Tod kommt auch das Ende seiner Elektroinstallationsfirma. Er wird auf dem Alten Sudenburger Friedhof bestattet. [2] Info: Der Grabstein "Familie Bruno Frisch" (ein Findling) ist bis heute erhalten. |
1959 | Karl Frisch verlässt um 1959 die DDR, der Betrieb wird daraufhin
enteignet und verstaatlicht. [2] Nach dem Tod von Brunos Ehefrau Käthe Frisch, geb. Rusche (*11.02.1890, † 14.10.1959) verlässt Karl (Wilhelm) Frisch die DDR. Es folgt die Enteignung und Verstaatlichung von Betrieb und Grundstück. Nach der Verstaatlichung wurde der Betrieb der früheren Böttcherei Wilhelm Frisch jun. nach Kenntnis der Nachfahren bis zur Wiedervereinigung fortgeführt, zuletzt allerdings wohl nur noch als Faßreparaturbetrieb. Genaue Informationen darüber fehlen leider. |
... | ... |
1998 | Ein Bowlingcenter eröffnet in der alten Böttchereihalle am (heutigen) Lemsdorfer Weg. |
Heute: | Die Hochbauten auf dem ehemaligen Grundstück Halberstädter Straße 79 / 79a sind abgerissen. Auf dem Grundstücksteil an der Halberstädter Straße ist heute ein Parkplatz angelegt. Die Hausnummer 79 trägt heute das benachbarte Gewerbegrundstück, auf dem ehemals die Chemische Fabrik von Max Dürre (später Schmidt jun.) betrieben wurde. Es ist bis heute ein Gewerbegrundstück. Der Bereich des Fasslagers wurde in den 1970er Jahren mit dem Magdeburger Ring überbaut. Nur die "Faßfabrik" (das Bowlingcenter) am heutigen Lemsdorfer Weg ist erhalten. |
Quellen:
- [1] - Nadja Gröschner; Dieter Niemann, "Eine Straße mit Charakter und Geschichte, Die Halberstädter Straße in Magdeburg", dr. ziehthen verlag Oschersleben, 2007.
- [2] - Thomas Frisch, Berlin.
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