Firmenblatt: | Bearbeitungsstand: 15.08.2014 |
Die Industriegeschichte Sudenburgs
Firmendaten:
Gründung - Ende: | 1830 - 1853 (ab 1836 in Sudenburg) |
Gründer: | Carl Heyroth (* 09.04.1797 in Magdeburg, † 10.09.1881 in Magdeburg) |
Standort(e): |
1830: Magdeburg, Breiter Weg 155 1833: Magdeburg, Breiter Weg 160 1836: Sudenburg, (heute Halberstädter Straße 60 und 62). |
Produkt(e): | Porzellanmalereien, Lithophanieen, Porzellan. |
Bemerkungen: | Mein besonderer Dank gilt Herrn Detlef Dauer (Magdeburg), der den Großteil der hier veröffentlichten Informationen zugearbeitet hat. Sie entstammen seiner Forschungsarbeit zur Magdeburger Porzellangeschichte und erhellen ein fast unbekanntes Stück Sudenburger Industriegeschichte. |
Firmenchronik:
Jahr: | Ereignis: |
1830 | Carl Heyroth bietet in seinem Geschäft auf dem väterlichen Grundstück (Magdeburg-Altstadt, Breiter Weg 155) erstmals Porzellanmalerei an. [1] |
1832 | Heyroth kauft Haus und Grundstück Magdeburg-Altstadt, Breiter Weg 160 und lässt es für seine Zwecke umbauen. [1] |
1833 | Heyroth bezieht das neue Geschäft. Die Porzellanmalerei entwickelt sich zum Haupterwerbszweig. Die Weißware wird zum Teil von der Porzellanmanufaktur von Nathusius in Althaldensleben und der Buckauer Manufaktur (1839 – 1844) bezogen. [1] |
1835 (?) | Carl Heyroth kauft ein großes
Grundstück in Sudenburg und lässt es für seine
Porzellanmalerei herrichten. Das Grundsück liegt an der
heutigen Halberstädter Straße (Nr. 60 und 62), zwischen
Südring und Brunnerstraße. [1] Anmerkung: Beide Straßen wurden erst später angelegt. Das Jahr des Grundstückskaufes ist unklar. Ein Indiz für den Kauf vor 1836 stellt das Buch "A. F. Brüggenamm, Physiologische Vorlesungen, gehalten zu Magdeburg im Winter des Jahres 1833, Creutz Verlag, 1835" dar, in dem Carl Heyroth als Subscribent verzeichnet ist, bereits mit der Adressangabe "Sudenburg". Ebenfalls ungeklärt ist, ob das Grundstücks bereits bebaut war, oder die Gebäude erst nach dem Kauf durch Heyroth entstanden. |
1836 | Ostern: Carl Heyroth verlagert seine
Porzellanmalerei an den neuen Standort nach Sudenburg, wo die
Belegschaft auf bis zu 37 Personen anwächst. Das Geschäft in der Altstadt (Breiter Weg 160) wird verkauft. [1] |
1844 | Zusätzlich zu seiner Porzellanmalerei
gründet Heyroth auf dem Sudenburger Grundstück die Porzellanfabrik Heyroth & Co. . Compagnon ist wahrscheinlich Albert Falkenberg (1844 alleiniger Besitzer der Buckauer Prozellanmanufaktur). [1] |
Die Manufaktur Heyroth & Co. wird erster
privater Lithophanieproduzent Preußens. Bei diesen Lithophanien handelt es sich um hauchdünne, unglasierte Porzellanplatten mit lichtdurchlässigen Gravuren. [3] |
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Gegenwärtig sind 222 Lithophanien
dokumemtiert, die sich in Privatbesitz und in folgenden
öffentlichen Einrichtungen befinden:
Gekennzeichnet wird das Porzellan aus dem Hause Heyroth mit den Porzellanmarken HPM, HPF und BPM (für die Buckauer Porzellanmanufaktur). [1] |
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1853 | Die Porzellanmanufaktur und Porzellanmalerei werden aufgegeben. [1] |
1854 | Nach Ende seiner Porzellanfabrik betätigt sich Heyroth als Agent der Eberfelder Feuer-Versicherungs-Gesellschaft, Halberstädter Chaussee 17. Diese Tätigkeit behält er bis zu seinem Tod 1881 bei. [1] |
Was in den Jahren nach mit der Stillegung mit dem Grundstück geschah, ist unklar. Im Jahr 1863 gehörte es dem Viehhändler Julius Wernthal, der es mit der noch heute erhaltenen, denkmalgeschützten Villa (Nr. 60), bebauen ließ. 1879 erwarb es der Kaufmann Hermann Brunner, 1922 der Ingenieur Paul Ludwig, der das Grundstück 1933 in 36 Grundstücke parzelliert veräußerte. Es entstand die Brunner-Siedlung. [4, S. 52] | |
Auf dem damals unbebauten westlichen Nachbargrundstück (Nr.
64, heute Straßenfläche des Südring) wurde 1856 die
Sudenburger Gasanstalt errichtet, östlicher Nachbar (Nr. 58)
war (wahrscheinlich) ein landwirtschaftlicher Betrieb. [Quelle: Stadtplan Sudenburg, um 1860] |
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Zur Person und Familiengeschichte von Carl Heyroth gibt es
(aktuell) nur wenige Informationen: Vater: August Friedrich HEYROTH (* ????, † 1824 in Magdeburg), Kaufmann, Möbelfabrikant Mutter: Auguste Henriette RENNERT (* ???? in Langenweddingen, † ????) [Quelle: Online OFB: Familiendatenbank Magdeburg] Carl Heyroth hatte zumindest einen Sohn (ebenfalls Carl), der Mitte der 1880er Jahre als Rentner die Villa Klausenerstraße 31 erwirbt. [Quelle: Heft 51/95: "Gründerzeitliche Villen in Magdeburg", Stadtplanungsamt Magdeburg, 1995, S. 108]. |
Quellen:
- [1] - Privatarchiv Detlef Dauer, Magdeburg.
- [2] - D. Dauer, HPM Lithophane / Lithophanie, Ausstellung, http://www.myheimat.de/1229333
- [3] - dasMD, Ausgabe April/Mai 2013, Seite 6, Artikel : "DAS WEISSE GOLD AUS MAGDEBURG". (über D. Dauers Forschung)
- [4] - Gröschner/Niemann, "Eine Straße mit Charakter und Geschichte, Die Halberstädter Straße in Magdeburg", dr. ziethen verlag, Oschersleben, 2007
Offene Fragen:
- Wann wurde das Geschäft Breiter Weg 155 eröffnet und um was für ein Geschäft handelte es sich ursprünglich?
- Was führte 1853 zur Aufgabe der Porzellanfabrik?
- Wo genau wohnte Carl Heyroth nach 1853? Grundstückslage Halberstädter Chaussee 17 unklar: Sudenburg oder Ottersleben?
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