Firmenblatt: | Bearbeitungsstand: 20.10.2021 |
Die Industrie- und Firmengeschichte Sudenburgs
Firmendaten:
Gründung - Ende: | 1876 - 194? |
Gründer: |
Rassbach ? (* 18??, † ????) Otto Kralle (* 18??, † ????) |
Standort(e): | Fichtestraße 29 |
Produkt(e): | Herstellung von Öl-, Spiritus & Nitrolacken, Lackfarben und Kunstharzen. |
Bemerkungen: | Nach 1945 wurde die Fabrik enteignet und nach und nach in eine Forschungseinrichtung umgebaut, die heute noch am Standort tätig ist. |
Firmenchronik:
- 1876 - [nach oben]
Firmengründung der Firma Rassbach & Kralle nahe dem 1872 eröffneten Sudenburger Bahnhof, an der heutigen Fichtestraße 29.
Zur Gründungszeit hatte die Straße noch keine offizielle Bezeichnung und fungierte als Fortverbindungsstraße
für die Außenforts der Festung Magdeburg.
- 1885 - [nach oben]
Die Firmenbezeichnung zu dieser Zeit lautet:
"Rassbach & Kralle, Fabrik chemisch-technischer Producte"
- 1916 - [nach oben]
Magdeburger Adressbuch 1917:
Raßbach & Kralle,
Lack- und Farbenfabrik, Fichtestraße 29,
Inh. Paul Elsholz und dessen Ehefrau Dora Elsholz, geb. Raßbach.
Prok. Hugo Henningk und Wilhelm Buchholz.
- 1923 - [nach oben]
Umwandlung eine Aktiengesellschaft: Raßbach & Kralle AG
Ziel der Aktiengesellschaft ist die Herstellung von Öl-, Spiritus & Nitrolacken, Lackfarben und Kunstharzen.
Am 01.03.1925 werden 4.000 Aktien zu je 100 Reichsmark ausgegeben, mit einem Gesamtwert von 400.000 Reichsmark.
- 1925 - [nach oben]
- 1926 - [nach oben]
Magdeburger Adressbuch 1927:
Handelsegister (Teil IV des Adr.):
Raßbach & Kralle, Aktiengesellschaft,
Grundkapital 400.000 Rmk., Fichtestraße 29,
Vorstand: Kaufm. Paul Elsholz, hier. (Fbrkbes., Fichtestraße 29)
Ges. Prok.: Wilhelm Buchholz, Reinhold Bauer u. Dr. Phil. Max Gmeiner.
Aufsichtsrat: Senator Wilhelm Schwers, Osnabrück,
Bankier Ernst Schalk, Rechtsanwalt Dr. Alfred Eberhard, Bankdirektor Willy Bornbäumen,
u. Ehefrau Dora Elsholz, geb. Raßbach, sämtlich hier.
Fichtestraße 29:
Eigentümer: Elsholz, P., Fbrkbes.
Eigentümer: Raßbach & Kralle, Lackfbrk.
Buchholz, W., Prokurist
Friese, B., Arbeit. H.1
Jahns, J., Pförtner. 2
Müller,H., Arbeit. H.2
Elsholz besaß lt. Adr. 1927 auch ein Gartengrundstück auf der Nordseite der Sudenburger Wuhne, zwischen Eisenmathes und Ladenthin
("Ladenthin'sches Haus" an der Enckestr.) gelegen, auf dem heutigen FAM-Gelände.
- 1928 - [nach oben]
Die "CHEMISCHE UMSCHAU" berichtet in Heft 8.:
"Personalia. Dr. Albert Heupel, ein bekannter Lackfachmann, früher Betriebsleiter der Lackfabrik Hermann Schwarz
in Magdeburg, hat die technische Leitung der Lackfabrik Rassbach & Kralle in Magdeburg übernommen."
- 1931 - [nach oben]
Magdeburger Adressbuch 1932:
Handelsegister (Teil IV des Adr.):
Raßbach & Kralle, Aktiengesellschaft,
Grundkapital 400.000 Rmk., Fichtestraße 29,
Vorstand: Kaufm. Paul Elsholz, hier. (Fbrkbes., Fichtestraße 29)
Ges. Prok.: Hermann Wadewitz, Reinhold Bauer u. Dr. Phil. Max Gmeiner.
Fichtestraße 29:
Eigentümer: Elsholz, P., Fbrkbes.
Eigentümer: Raßbach & Kralle, A.-G., Lackfbrk.
Öffentlicher Feuermelder
Buchholz, E., WW. 1
Friese, B., Arbeit. H.1
Müller,H., Arbeit. H.2
Schulze, R., Pförtner.
- 1937 - [nach oben]
- 1941 - [nach oben]
Fabrikbesitzer Paul Elsholz verstirbt.
Paul Elsholz (* 05.05.1878, † 15.09.1941) verstirbt im Alter von 63 Jahren und wird auf dem Alten Sudenburger Friedhof beigesetzt.
Neben seiner beruflichen Täigkeit war Elsholz auch Ehrenamtlich tätig. So gehörte er (nwl. 1927) dem Gemeindekirchenrat der ev.
St. Ambrosiusgemeinde an.
- 1942 - [nach oben]
Patentanmeldung:
Die Raßbach & Kralle AG meldet ein von Gerhard Klinkig erfundenes "Verfahren zur Herstellung nicht absetzender pigmentierter Lacke" zum Patent an.
Veröffentlichungsnummer: DE740054 C, Eingetragen am 08.04.1942, Veröffentlicht am 11.10.1943.
Quelle: Google / Patente
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- 1942 - [nach oben]
Ausgabe zusätzlicher Aktien.
160 neue Aktien zu je 1.000 Reichsmark werden ausgegeben, mit einem Gesamtwert von 160.000 Reichsmark. [4]
- 1945 - [nach oben]
Firmengelände übersteht die Luftangriffe des 2. Weltkriegs ohne Schäden. Produktion kann fortgesetzt werden.
Enteignung? Umwandlung in SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft)?
- 1949 - [nach oben]
Die inzwischen verstaatlichte Fabrik wird als "Werk 2" in den
"VEB Vereinigte Magdeburger Lackfabriken" eingegliedert. [5]
- 1950 - [nach oben]
Einrichtung eines zentralen FuE-Labors der (inzwischen verstaatlichten) Magdeburger Lackfabriken.
(FuE = Forschung und Entwicklung) Dieses wurde in der Folgezeit zur zentralen Forschungs-, Entwicklungs- und Prüfstelle
der Lack- und Lackrohstoffindustrie der früheren DDR ausgebaut. [2]
Im Magdeburger Adressbuch 1950/51 ist die Firma wie folgt eingetragen:
Lacke und Farben
Vereinigung Volkseigener Betriebe
Zentrallaboratorium Magdeburg
Forschungsleitung - Patentabteilung
Fichtestraße 29
Dora Elsholz, wahrscheinlich die Witwe von Paul Elsholz, ist gemeldet im Haus Richard-Wagner-Str. 3a (Altstadt), dessen Eigentümerin sie ist.
Fichtestraße 29:
1. Grundstück:
Eigentümer: KWU der Stadt Magdeburg
Wohnungsverwaltung
(KWU=Kommunales Wirtschaftsunternehmen, eine Wirtschaftsform in der Sowjetischen Besatzungszone)
Briese, P., Arbeiter
Kornfeld, W., Planleiter
Müller, H., techn. Leiter
2. Grundstück:
Eigentümer: Vereinigte Magdeburger Lackfabriken, Werk 2
Roth, F., Arbeiter
Schmidt, J., Zimm.-Pol.
- 1955 - [nach oben]
Fabrikantenwitwe Dora Elsholz verstirbt.
Dora Elsholz, geb. Raßbach (* 26.07.1890, † 12.04.1955) verstirbt im Alter von 64
Jahren und wird neben ihrem Gatten auf dem Alten Sudenburger Friedhof beigesetzt.
- 1959 - [nach oben]
Gründung einer Zentralen Forschungsstelle der verstaatlichten Magdeburger Lackfabriken,
später "Institut für Lacke und Farben" [1]
- 1979 - [nach oben]
Eingliederung in den "VEB Forschung und Rationalisierung Lacke und Farben" und das
"Kombinat Lacke und Farben" [1]
- 1990 - [nach oben]
Umfirmierung in "Magdeburger Lacke GmbH". [1]
Umwandlung durch die Treuhand zur Vermarktung (Privatisierung)?
- 1991 - [nach oben]
Ausgründung des "Institut für Lacke und Farben e.V." (ILF) [1]
auf dem ehemaligen Firmengelände.
- 1994 - [nach oben]
31.01.: Ausgründung der iLF Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Lacke und Farben mbH [2]
Als Dienstleister für die Farbindustrie für Entwicklungs- und Prüfarbeiten.
- 2014 - [nach oben]
Ausgründung der "Institut für Lacke und Farben Magdeburg gGmbH" aus dem Trägerverein Institut für Lacke und Farben e.V.
Übernahme der Projekt- und Dienstleistungstätigkeiten. [1]
"Das iLF betreibt industrienahe Forschung im vorwettbewerblichen Bereich auf dem Gebiet der Untergrundvorbehandlung,
Lackrohstoffe, Beschichtungsstoffe und Beschichtungen sowohl im Rahmen von öffentlich geförderten Projekten mit industriellem
Praxisbezug als auch von Industrieaufträgen. Aktuelle Schwerpunkte sind z.B.:
- Untersuchungen zur Korrosionsinhibierung von Stahl und Leichtmetallen einschl. Entwicklung von Prüfmethoden zur Bewertung chromfreier Vorbehandlungsschichten
- Entwicklung. Bewertung und Optimierung von (Funktions-) Lacken ("Smart Coatings") und umweltfreundlichen, innovativen Beschichtungsstoffen
- Erosionsuntersuchungen an Rotorblattbeschichtungen
- Analytische Untersuchungen zu Filmkonservierern u.a. Bioziden" [1], Stand 2016
Quellen:
- [1] - Hompage der Zuse-Gemeinschaft: iLF - Institut für Lacke und Farben Magdeburg gGmbH [ONLINE].
- [2] - Hompage des iLF - Institut für Lacke und Farben Magdeburg gGmbH [ONLINE].
- [3] - Firmeninfos für Aktieauktion auf Hompage von Benecke & Rehse [ONLINE].
- [4] - Auktionshaus Gutowski, Katalog Nr. 39, Nr. 814 [ONLINE].
- [5] - Sonderbeilage des Generalanzeigers "Damals & Heute", Seite 27: "ILF, Vom Kutschenlack zum Hightech-Labor", vom 28.09.2016
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