Firmenblatt: | Bearbeitungsstand: 28.10.2019 |
Die Industriegeschichte Sudenburgs
Firmendaten:
Gründung - Ende: | 1887 - max. 1932 |
Gründer: |
Kaufmann Wilhelm Schondorff (* ????, † ????) (wahrscheinlich) Gustav Hollender (* ????, † ????) |
Standort(e): |
Ab 1887: Halberstädter Straße 93 (ehem.: Breiteweg 36, Halberstädter Chaussee 12m) Ab 1905/06: Braunschweiger Straße 44 |
Produkt(e): | Kakao-, Schokoladen- und Zuckerwaren, Honig- und Lebkuchen, Makronen. Marken: Elb-Schokolade, Frappant-, Lugano-, Alpenmilch- und Frauenstolz-Schokolade, F. F. Lebkuchen, "Liegnitzer Bomben". |
Bemerkungen: | Villa und Fabrikgebäude an der Braunschweiger Straße stehen unter Denkmalschutz. Nach langem Leerstand wurden die Gebäude 2014/15 restauriert und zu Wohnzwecken umgestaltet. |
Jugendstilvilla und Fabrikgebäude an der Braunschweiger Straße 44.
Aufgenommen im Dez. 2012, vor Sanierungsbeginn des Baudenkmals.
Firmenchronik:
Jahr: | Ereignis: |
1887 |
Firmengründung als Schondorff & Hollender. [1, S. 240] Das Unternehmen entstand auf dem hinteren Teil des Grundstücks Breiteweg 36 (heute Halberstädter Straße 93) des Tischlermeisters Curio. Neben dem Besitzer Curio bewohnten Schondorff und zwei weitere Mietparteien das an der Straße gelegene Wohnhaus. [2, S. 180] |
1891 |
Umfirmierung in Schondorff & Brode. Hollender scheidet aus dem Unternehmen aus und gründet 1892 eine Konfitürenfabrik. In Brode findet Schondorff einen neuen Partner. [1, S.240] Anmerkung: Über Brode liegen derzeit keine Informationen vor. |
1896 |
Umfirmierung in Chocoladen- und Zuckerwarenfabrik Schondorff & Curio.
[1, S. 240] Schondorff kauft das Grundstück an der Halberstädter Straße und gewinnt mit Curio einen neuen Partner. [2, S. 180] Anmerkung: Bei diesem dürfte es sich um einen Sohn des ehemaligen Grundstücksbesitzers handeln. Ob dieser sich mit dem erzielten Kaufpreis für das Grundstück in die Firma einkaufte, bleibt zu klären. Über die Umstände des Ausscheidens Brodes ist derzeit nichts bekannt. |
1900 |
![]() Die Chocoladen- und Zuckerwaaren-Fabrik wirbt mit folgenden Produkten: ff. Desserts u. Fondants. Oster- und Weihnachts-Artikel in großer Auswahl. Bonbons. feinste gefüllte Seidenbonbons, ff. engl. Rocks, Husten Hilf, etc. in großer Auswahl und vielen Designs. Marzipan-Confecte, Marzipan-Masse, Nuss-Masse. Succade. Lager in Thee's und Vanille. Entölter Cacao. vollkommen rein, von vorzügl. Aroma und Geschmack, in verschiedenen Qualitäten. Chocoladen als Speise- und Koch-Chocolade in Tafel-, Krümel- und Pulverform in allen Preislagen. Bisquits. in allen gängigen Sorten. Tannenbaum-Bisquit. Honigkuchen. Lebkuchen, Rosennüsse, Pfeffernüsse, Suppenplätzchen etc.. |
1905/06 |
Neubau von Villa und Fabrik an der Braunschweiger Straße 44 in Sudenburg. Nach den Plänen des Architekten Peter Schneider entstand neben einer Jugendstilvilla für die Fabrikantenfamilien ein dreistöckiges Fabrikgebäude mit Außenabmessungen von 54,00 x 14,50 Meter. Zur Ausstattung der Fabrik gehörte auch eine Lokomobile (Hersteller Fa. Wolff, Buckau), mit einer Leistung von 28 PS. Ausgelegt war das Fabrikgebäude für 71 Arbeitsplätze (18 Männer und 53 Frauen). Detailliertere Angaben zu den Gebäuden (Grundrisse und Beschreibungen) finden sich abgedruckt in [1, S. 284ff] |
Das Unternehmen firmiert nun unter: Schondorff & Curio Kakao-, Schokoladen-, Zuckerwaren- und Honigkuchen-Fabrik. Als "Specialmarken" sind angegeben: Elb-Schokolade, Frappant-Schokolade, Lugano-Schokolade, Alpen-Milch-Schokolade, Frauenstolz-Schokolade, ff. Lebkuchen, Liegnitzer Bomben, Makronen. [1, S. 284] |
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um 1910 | Nach dem Umzug in die Braunschweiger Straße 44 wird das Firmengrundstück an der Halberstädter Straße 93 an die benachbarte Polte Amaturen-Fabrik verkauft, die es zu ihrem Firmengelände hinzuzieht. [2, S. 180] |
1913 |
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1919 |
Magdeburger Adressbuch 1920: Handelsregistereintrag (Teil IV des Adr.): Schondorff & Curio, Schokolad., Zuckerwar. u. Honigkuchenfbrk., Braunschweiger Str. 44, Inh. Ww. Emma Schondorff, geb. Curio u. Max Curio. Prok.: Hermann Schach u. Walter Schondorff. |
1927 |
Magdeburger Adressbuch 1927: Handelsregistereintrag (Teil IV des Adr.): Schondorff & Curio, Aktienges., Grundkapital 6.000.000 M, Braunschweiger Str. 44, Vorstand: Kflte Franz Schliephacke u. Hans Curio. Ges. Prok.: Hermann Schach u. Reinhold Piller. Curio, Hans, Fabrkdirekt., Braunschweiger Str. 44. II. Curio, Max, Fabrikbesitzer, Braunschweiger Str. 44. Erdg. Schliephacke, Franz, Fabrkdirekt., Braunschweiger Str. 44. I. Schliephacke, Marianne, geb. Schondorff, Amtmsww., Zietenstr. 8 II. Braunschweiger Str. 44: Eigentümer: Schondorff & Curio A.G., Kakaofbrk. Curio, H., Direktor 2 Curio, M., Fabrkbes. Erdg. Popien, J., Heizer. H.1 Schliephacke, F., Direktor 2 Schondorff, E., Fabrikbesitzerin (Emma Sch., geb. Curio) |
... |
Über Jahr und Grund der Aufgabe des Unternehmens fehlen leider noch die Informationen. Grundstück und Gebäude verblieben jedoch weiterhin im Besitz der Familien Schondorff und Curio. Wahrscheinlich führte die Weltwirtschaftskrise zum Niedergang des Unternehmens. |
1932 |
Magdeburger Adressbuch 1932: Handelsregistereintrag (Teil IV des Adr.): Schondorff & Curio Aktiengesellschaft., Grundkapital 6.000.000 M, Braunschweiger Str. 44, Vorstand: Kaufmann Hans Curio. Eintrag im Magdeburger Adressbuch 1932, Teil III, S. 53: Unter: Schokoladen- und Zuckerwaren, Fabriken: Schondorff & Curio, Aktienges., Braunschweiger Str. 44 |
Weiternutzung des Grundstücks: | |
1932-49 | Nutzung der Fabrik durch die Firma Danneil & Kögel, Gesellschaft für Keks- und Waffelherstellung mbH. [1, S.285] |
1939/40 |
Als Bewohner und Eigentümer des Grundstücks sind eingetragen: - Kaufmann M. Curio, der das Erdgeschoss der Villa bewohnt. - Witwe E. Schondorff. Neben einigen Mietern sind folgende Gewerbebetriebe auf dem Grundstück verzeichnet: - Firma Danneil & Co., Keks- und Waffelhersteller. - K. Arnold, Lederwarenfabrik (Das Verkaufsgeschäft der Fam. Arnold befand sich an der Halberstädter Straße 114). - A. Bobach, Zuckerwarenfabrik. - E. Höhnemann, Mechanische Werkstatt (bis 1939). [Magdeburger Adressbücher von 1939 und 1940] |
1944 | Wegen der zunehmenden Bombenangriffe werden Teile der Saccharin-Tabletten-Produktion der Saccharin-Fabrik AG (vorm. Fahlberg, List & Co.),(Salbke) in das Betriebsgelände der Firma Danneil & Kögel ausgelagert. [3] |
ab 1947 | Auch die Likörfabrik Karl Kaufmann nutzt Teile des Fabrikgebäudes. [1, S.285] |
1950 |
Grundstückseigentümer: Schondorff & Curio Erben Verwalter: Erich Römmert, Otto-v.-Guericke Straße 56b. (Konkursverwalter! Enteignung?) Neben einigen Mietern sind folgende Gewerbebetriebe auf dem Grundstück verzeichnet: - Firma Danneil & Co., KG., Waffelfabrik. - K. Arnold, Lederwarenfabrik (Das Verkaufsgeschäft der Fam. Arnold befand sich an der Halberstädter Straße 114). - Kurt Reinecke jun., Korbwaren [Magdeburger Adressbuch 1950-51] Als Verwalter war der Magdeburger Kaufmann Erich Römmert eingesetzt, der auch als Insolvenzverwalter tätig war. Seine Aufgabe könnte daher die Abwicklung und Weitervermarktung des Areals gewesen sein. Genaue Angaben fehlen. Das Traditionsreiche Sudenburger Familienunternehmen Korb-Reinecke bestand von 1875 - 1974. Nach 1949 wurde die Korbmacherei an den Standort Braunschweiger Straße 44 ausgelagert. Nach dem Tod von Kurt Reinecke jun. (3. Generation) wurde das Unternehmen 1974 verstaatlicht und ging im Blindenwerk auf. [4, S. 32f] |
1952 |
Die Elbröwer Bonbonfabrik bezieht Teile des Fabrikgebäudes. [1, S.285] Diese Firma wurde (spätestens) 1933 als H. Weber & Co., Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik auf dem Grundstück Halberstädter Straße 20 (ehem. Halberstädter Straße 129aa) gegründet und wohl mit dem Umzug 1952 umbenannt. [2, S. 34] Eintrag Adressbuch 1932: Unter Zuckerwarenfabriken (Teil III., S. 67): Elbröwer Bonbonfabrik, Inh. M. Krieger, Landwehrstr. 8 |
nach 1990 |
Villa und Fabrikgebäude stehen leer. Bereits Anfang der 2000er Jahre wird über einen Umbau der Fabrik zu Wohnzwecken nachgedacht und nach einem Investor gesucht. |
2014 |
Sanierungs- und Vermarktungsbeginn für die Villa. Der Umbau des Fabrikgebäudes in Eigentumswohnungen steht unmittelbar bevor. Auch für diese hat die Vermarktung bereits begonnen. |
2015 |
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Quellen:
- [1] = Heft 78/II/03: Industriearchitektur in Magdeburg - Brauereien, Mühlen, Zucker- und Zichorienindustrie, Stadtplanungsamt Magdeburg, 2003
- [2] = Nadja Gröschner; Dieter Niemann, "Eine Straße mit Charakter und Geschichte, Die Halberstädter Straße in Magdeburg", dr. ziehthen verlag Oschersleben, 2007
- [3] = Fahlberg-List auf wikipedia
- [4] = Gröschner, Niemann, Rasenberger, "Das war unser roter Dior! Von Magdeburger Erfindergeist und starken Produkten", Wartberg Verlag, 2006
Offene Fragen:
Ende der Firma? Wann und wodurch?
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