Industrie- und Firmengeschichte Sudenburgs

Firmenblatt: Bearbeitungsstand: 22.07.2024

Carl Seeger
Eisen- und Schwarzblechwaren-Fabrik

Firmendaten:

Gründung - Ende: Zw. 1862 und 72 - 1914
Gründer: Carl Seeger (* ??.??.???? in ?, † 1911 oder 1912 in Magdeburg)
Standort(e): Geschäft: Halberstädter Straße 114 (ehem. Breiter Weg 110b)
Fabrik: Helmstedter Straße 35/36
Produkt(e): Schwarzblechwaren, Anfertigen von Blech- und Eisenarbeiten für Fabriken und gewerbliche Zwecke.
Bemerkungen:  
Adr1880_Seeger_Kopf.jpg
[Bildquelle: Magdeburger Adressbuch 1880]

Firmenchronik:

 - 1860er -   [nach oben]

Das genaue Jahr der Firmengründung ist unbekannt.
Zwischen 1863 und 1873 erwirbt der Blechschmiedemeister Carl Seeger in Sudenburg das Grundstück Breiten Weg 110b (heute Halberstädter Straße 114) mit darauf befindlichen Wohnhaus und gründet eine Firma für Schwarzblechwaren. Sechs freien Wohnungen auf dem Grundstück vermietet er.

 - 1875 -   [nach oben]

Die Geschäfte laufen so gut, dass sich Seeger ein Grundstück zum Auslagern seiner Fabrikation erwirbt. Es liegt nahe dem neuen, 1872 fertiggestellten Sudenburger Bahnhof, in der frisch angelegten Helmstedter Straße. Geschäft und Wohnung verbleiben am Breiten Weg 110b (heute Halberstädter Straße 114). An der Fabrikadresse Helmstedter Straße 3 (heute 35/36) ist der Blechschmied Rusche gemeldet, wahrscheinlich ein Angestellter. [Adr1876]

 - 1879 -   [nach oben]

Statt Rusche ist nun der Blechschmied Odenbach mit Wohnung auf dem Fabrikgrundstück gemeldet. Im Magdeburger Adressbuch wird folgende Werbeanzeige veröffentlicht:

Adr1880_Seeger_Werbung.jpg
Werbeanzeige Firma Carl Seeger.
[Bildquelle: Magdeburger Adressbuch 1880]

 - 1886 -   [nach oben]

Carl Seeger gibt den Standort Breiter Weg 110b auf und zieht auf das Fabrikgelände.
Die fortschreitende Bebauung der Helmstedter Straße macht eine Neunummerierung erforderlich. Statt Nr. 3 hat das Fabrikgrundstück nun die Hausnummern 35/36. [Adr1887]

 - 1891 -   [nach oben]

Seeger ändert die Bezeichnung der Firma. Statt Schwarzblechwarenfabrik lautet die neue Bezeichnung: [Adr1892]

Carl Seeger
Eisen- und Schwarzblechwarenfabrik


 - 1897 -   [nach oben]

Neben der Fabrik von Carl Seeger nutzt nun auch der Kaufmann Walther Buch das Grundstück mit einer Flaschen- u. Flaschenverschluß-Fabrik.[Adr1898]

 - 1902 -   [nach oben]

Verkauft des Firmengrundstücks:
Carl Seeger leitet aus Altersgründen seinen beruflichen Rückzug ein und verkauft das Firmengrundstück Hemstedter Straße 35/36 an Oppenheimer und Meyer (Hannover), die es zur Neubebauung weiterveräußern. Die Fabrik- und Wohngebäude werden zu diesem Zweck abgerissen. Noch unklar ist, was aus der Fabrik von Walter Buch wird.

Seeger zieht mit einer abgespeckten Form seine Firma in die Halberstädter Straße 109 (heute Nr. 118), wo er sie im Hinterhaus zunächst weiterbetreibt unter

Carl Seeger
Schwarzblechwarenfabrik


Er erwirbt das Mehrfamilienwohnhaus Friesenstraße 12 (Wilhelmstadt, heute Stadtfeld) und bezieht dort mit der Familie eine Erdgeschosswohnung.[Adr1903/04]

Das Adressbuch 1904 gibt Auskunft über die Neueinteilung und Neubebauung des ehemaligen Firmengrundstücks. Die vier verschiedenen Neueigentümer errichten jeweils ein Mehrfamilienhaus:

Helmstedter Str. 35: 13 Wohnungen zum 01.10.1904
Helmstedter Str. 35a: 20 Wohnungen zum 01.04.1904
Helmstedter Str. 36: 18 Wohnungen zum 01.04.1904
Helmstedter Str. 36a: 20 Wohnungen zum 1.10.1904
[Adr1904]

 - 1908 -   [nach oben]

Zwischen 1906 und 1908 findet Seeger im Blechschmiedemeister Wilhelm Deßmann einen Nachfolger, der die Firma übernimmt. Carl Seeger zieht sich endgültig aufs Altenteil zurück.
Deßmann führt die Firma am Standort Halberstädter Straße 109 weiter unter:

Carl Seeger Nachf.
Schwarzblechwarenfabrik
Inh. Wilhelm Deßmann


 - 1912 -   [nach oben]

Bis 1912 hält sich die Bezeichnung "Fabrik", danach folgen abgeschwächte Bezeichnungen:
1912: Carl Seeger Nachf. - Werkstatt für Blech- u. Eisenarbeiten
1913: Carl Seeger Nachf. - Blech- u. Eisenarbeiten
1914: Carl Seeger Nachf. - Blechschmiede

 - 1914/15 -   [nach oben]

Ende der Firma.
Wilhelm Deßmann verstirbt 1914 oder 1915. Die Firma ist 1915 nicht mehr geführt. Todesdatum und Todesursache liegen nicht vor. Indizien sprechen dafür, dass Deßmann als Soldat im 1. Weltkrieg gefallen sein könnte, auch eine zufällige Namensgleichheit ist hier natürlich möglich:

Deßmann, Wilhelm - 14. 3. Aschersleben - vermißt. (Geburtstag, -Monat und Geburtsort)
Quelle: Ancestry: Deutschland, Verlustlisten im 1. Weltkrieg, 1914-1919 (Wilhelm Deßmann)

Witwe Minna Deßmann, geb. Winter, lebt bis zu Ihrem Tod am 09.09.1926 in der Wohnung im 1. Stock des Hinterhauses Halberstädter Str. 109. Sie wird 67 Jahre alt.

Heute gibt es von der Firma fast keine Spuren mehr. Das Grundstück Helmstedter Straße 35/36 wurde neu bebaut. Auch das Haus Halberstädter Straße 109 (heute Nr. 118) gibt es nicht mehr. Es wurde zum Kriegsende 1945 schwer beschädigt und nach 1990 durch einen Neubau ersetzt.
Noch exististent ist das Haus Halberstädter Str. 114, das um 1870 einstöckig erbaut wurde. Das Geschäft von Seeger war dort bis 1887. Die Aufstockung um ein Geschoss erfolgte in den 1930er Jahren durch die Familie Arnold. Möglicherweise ist also das Erdgeschoss des Hauses Halberstädter Straße 114 der letzte sichtbare Rest der Firma Carl Seeger.

Quellen:

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www.sudenburg-chronik.de - Thomas Garde - CC-BY-SA 3.0 - DE