Die Chronik von Sudenburg

Fundsachen:

1550 - 1631: Wiederaufbau bis zur dritten Zerstörung.

Chronik:

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... [...]

1552 April und May: Churfürst Moriz von Sachsen lässt die Stadtmauern der Neustadt, sowie die Türme und Mauern der Nicolaikirche einreißen, damit sie künftigen Belagerern nicht als Schutz dienen können. [Rath3, S. 608]
1552 bis 1556: In diesen Jahren kam es zu Vergleichen der Magdeburger mit diversen Fürsten und Klöstern, wegen deren Ansprüchen aus der Belagerung und dem Schmalkaldischen Krieg. Die Magdeburger mussten deren alte Besitzungen zurückgegeben und zusätzlich sehr hohe Entschädigungen zahlen. Unter anderem zahlte Magdeburg 1558 für die eingerissenen Domherren-Kurien in der Sudenburg 400 Gulden. [Rath3, S. 599]
 

Von der Zeit der Reformation bis zur erneuten Zerstörung der Sudenburg 1631 sind im Buch „Des Magdeburgischen Cleri …“ [7] für St.Michaelis und St.Ambrosii zusammengefasst folgende evangelische Pastoren und Diakone aufgeführt:

Pastoren in der Sudenburg zu St.Michaelis und Ambrosii,„selbige sind gewesen und im Kettnerischen Clero befindlich:“

1. Ludolph Castrick (St. Michaelis, um 1516, abgesetzt und vertrieben, Verbleib unbekannt)

2. M. Joachim Woltersdorf (St. Ambrosii, ab 1544, ab Weihnachten 1551 Pfarrer an der Kirche St. Jacobi in der Altstadt)

3. M. Johann König oder Regius (1551(?)-1554, Abgesetzt und verwiesen durch den Möllenvogt)

4. M. Andras Hoppe (?, ab 22.09.1554-?)

5. M. Joachim Lonemann (ab 1566). Verfasser einer Version des Schuldramas „Vom reichen Mann und armen Lazaro“ (1564 oder 1591?)

 

Aus: Literatur Port:

Joachim Lonemanus (eigentl. Lonemann)

geboren: um 1531 in Salzwedel

gestorben: zw. 1566 und 1582

neulateinischer Dichter, Verfasser einer (nicht überlieferten) Tragödie, die Georg Rollenhagen als Vorlage für seine "Deutsche Action" (postum 1612) diente; Rektor in Braunschweig, Prediger in Sudenburg bei Magdeburg

http://www.literaturport.de/index.php?id=26&user_autorenlexikonfrontend_pi1[al_aid]=1373&user_autorenlexikonfrontend_pi1[al_opt]=1&cHash=3657e8b75e59de568bde090202526f22

Der selbe Joachim Lonemann?

„vor 1558 - 1569 Joachim Lonemann wird Pastor in Tribohm. 1558 ist Kirchenvisitation, er beschwert sich über einen Bauern, der Dienste verweigert. 1569 wird er von den von Behr (Hans und Huchelt de Beeren) auf der Barther Synode beschuldigt, "daß er die Becher, Kannen, Pötte zwischen den Zähnen fassen, aussaufen und überwärts werfen" könne und vom Herzog seines Amtes enthoben. Lieber Herzog, gesunde Zähne sind eine Gottesgabe und gewiss keine Bestrafung wert!
Übrigens ist die Geschichte noch nicht am Ende. Lonemann soll an die Beschuldiger geschrieben haben um 'ihre Ehrbarigkeiten (zu) bitten, denjenigen zu melden, der ihren Ehrbarigkeiten solches aus Haß und Falschheit schändlich angebracht habe.' Darüberhinaus soll er seinerseits seinen Amtskollegen Nikolaus aus Pantlitz zu einem ehrbaren Leben ermahnen.“ [http://www.rhirte.de/tribohm/trib5.html]

6. M. Christian Granovius oder Granau (?).

7. M. Johann Resener (?).

8. Valentin Lange (?).

9. M Erhard Hering (?).

10. M. Zacharias Wesemann (?).

11. Arnold Mengering (St. Ambrosii, 1624–1627, Geb. 1596 Halle, Gest. 1647) Quelle: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/943240

 

D. Der Diaconorum daselbst, diese sind gewesen:

1. Johann Horn. 

2. Andreas Culanus. 

3. Valentin Lange. 

4. Laurentius Junius oder Junge. 

5. Herrmann Crantz. 

6. M. Zacharias Wesemann. 

7. Petrus Homelius. 

8. Wolffgang Ritter.“

   
1564 In der Kapelle im Mariendorfe sind 4 geistliche Lehen; Einkünfte unbekannt; sie bezieht der erzbischöfliche Offizial. (Kirchenvisit. Protok.)? [Wüst, S. 252]
  In der St. Michaeliskirche zu Magdeburg seien (Anm.: Vor der Zerstörung) drei geistliche Lehen gewesen. Davon sei nichts bekannt, als dass ein Domherr zu Erfurt aus Gross-Rodensleben 2 Wispel Weizen als angeblicher Professor von einem Beneficium beziehe. (Kirchenvisit. Protok.) [Wüst, S. 262]
 

Die Siedlung St. Michael vor der Sudenburg Magdeburg gehört ins Amt der Möllenvoigtei. Diese Leute haben vor der Magdeburgischen Belagerung eine eigene Pfarre und Kirche gehabt, ist verwüstet, gehen itzo in die Sudenburg zur Kirche und hat der Pfarrer daselbst das Einkommen. Zu St. Michael wohnen 100 Hauswirte. (Kirchenvisit. Protok.)

Anm.1:Die (3.) Kirche St. Abrosii in der Sudenburg muss also spätestens bis 1563 neu erbaut worden sein.

Anm.2: Diese Kirchenrevision wurde vom Erzbischof angesetzt und 1562/63 durchgeführt.

[Wüst, S. 262]
1618

/1624: Vor der Zerstörung (Anm.: 1625 und 1631) bestand die Sudenburg aus:

1. Der Stadtkirche St.Ambrosii, von lauterm Mauerwerke, welche der 17. Erzbischof Landolphus fundiret, und das „ius Patronatus“ dem Rath gnädigst conferiret, auch dem Rat wegen erwiesener Treue/ mit dem gülden Löwen in der Stadt wapen/ so noch geführet wird/beschenket/

Anm.: Der 17. Erzbischof, Ludolph von Kroppenstedt, war Erzbischof von 1192 bis 1205.

Da Sudenburg zu seiner Zeit noch kein Stadtrecht besaß, ist eine Übertragung des „ius Patronatus“ an einen Rat der Sudenburg zu dieser Zeit auszuschließen. Da die erste Ambrosiuskirche im Jahre 1012 (oder 1024) erbaut wurde, kann Erzbischof Ludolph nicht für die Errichtung verantwortlich sein.

Das „ius patronatus“ überträgt das Recht, den Pfarrer vorzuschlagen und verpflichtet im Gegenzug, den Unterhalt für Kirche und Pfarrer zu übernehmen.

2. Der Stadtschule, mit 4 Lehrern.

3. Dem Hospital St. Elisabeth und Gertraud, in dem jeden Tag 36 alte Personen gespeist wurden.

4. Ein hochw. Domcapitel Voigtenhaus.

5. Das Rathaus, mit der Schöppen und Gerichtsbank.

6. Der Ratskeller, in dem Wein, Zerbster- und anderes Fremdbier ausgeschenkt wurde.

7. Der Gildenhof der Brauer, von lauterem Mauerwerk.

8. Der Gildenhof der Lakenmacher-Innung.

9. Der Innungshof der Schneider.

10. Auf dem Prälatenberg standen vornehme, wertvolle Adelshäuser. Darunter war auch ein Stiftsgebäude des vornehmen Adelsgeschlechts der von Saldern.

11. 9 Fleischscherren.

12. Die Rossmühle

13. 40 wohlerbaute Brauhäuser.

14. 9 Backhäuser.

15. 175 Wohlerbaute Bürgerhäuser. Darin wohnten u.a. Goldarbeiter, Silberschmiede, Maler, Conterfeier und andere Künstler.

Die Stadt war mit einer Stadtmauer umgeben, die 5 Tore hatte:

Das Michaelische Tor, das Siechentor, das Abrahamtor, das Wassertor und das Tor/darin ein Pferd am Heydeck: Zween große Kähne auf der Elbe.

 

Vor der Stadt Sudenburg lag der Flecken St. Michael, in dem auch viele Handwerker wohnten. St. Michael hatte seinen eigenen Rat und ein Rathaus.

[Grund, S. 13ff]
1625 hatte Sudenburg 230 Häuser, mit dem Prälatenberg 268. [Rath4, S. 324]
 

Der südwestlich der Sudenburg gelegene Flecken St. Michael hatte 100 Feuerstellen.

[Beitr1, S. 118]
  "Auf Anordnung des Altstadt-Rates mußten im Spätherbst 1625 und im Frühjahr 1626 die Bewohner der nördlichen Sudenburg ihre Häuser niederreißen, während von Rats wegen das Rathaus, die Rossmühle, der Brauerhof, die Backhäuser und andere öffentliche Gebäude demoliert wurden. ... Der Rat verlangte von den Bewohnern beider Vorstädte und der Domfreiheit, die bisher unter erzstiftischer Hoheit gestanden hatten, den Untertaneneid. Er dehnte damit unter dem Mandat des kaiserlichen Oberbefehlshabers seinen Hoheits- und Rechtsbereich aus. Gleichzeitig entledigten sich damit die altstädtischen Innungen lästiger vorstädtischer Handels- und Gewerbekonkurrenz." Asmus1, S. 527f
1625

Pfarrer Krause: "27. Okt. Hat man Sudenburg und Neustadt Magdeburg einzureissen angefangen"

Quelle:

Tobias Knecht, "Die Revision Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg anhand von Selbstzeugnissen",  GRIN Verlag, 2012, 72 Seiten, Seite 13

ISBN 3656109621, 9783656109624

 
 

Blockade durch Wallenstein

[Hinweis in „Beiträge zur Geschichte der Stadt Magdeburg in den ersten Jahren nach ihrer Zerstörung, Erster Teil, S. 119]

 
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aktualisiert: 27.08.2015

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