Israelitischer Friedhof

Friedhofs-Chronik

 - 1815 -   [nach oben]

Ein Jahr nach der Befreiung von der französischen Besetzung, Magdeburg ist wieder preußisch geworden, wird der Wunsch nach einem neuen jüdischen Friedhof konkret. Am 15. November bittet die Gemeinde über ihren Syndikus Samuel Isaak Elbthal diesbezüglich den Magdeburger Magistrat, ihr "ein taugliches Stück Land von 1-2 Morgen entweder käuflich oder in Erbpacht eiligst zu überlassen." Auch solle es sich nicht um ein hochwassergefährdetes Gelände handeln. Die Behörde lehnt das Ersuchen jedoch ab und die jüdische Gemeinde muss die Suche nach einer geeigneten Fläche selbst aufnehmen.
Wenige Wochen später gibt sie bekannt, dass eine zwei Morgen große Ackerfläche erworben werden konnte. Die Fläche liegt in der Sudenburger Feldmark, umgeben von Ackerflächen, ohne jegliche Bebauung in ihrem Umfeld. Erreicht wird das Areal über einen unbefestigten Feldweg, der vom neu entstehenden Sudenburg zur Straße nach Leipzig führt: Dem heutigen Fermersleber Weg.
Magistrat und Polizeidirektion stimmen der Nutzung des Geländes zu und der Begräbnisplatz kann angelegt werden. [1]
Fragen:
- Vorbesitzer der Fläche?
- Antrag an Magdeburger oder Sudenburger Rat?
- Zustimmung nach wenigen Tagen (6 ?): Wann Antragstellung / Genehmigung?

 - 1816 -   [nach oben]

Einweihung des neuen Begräbnisplatzes.
Mit einer ersten Beisetzung wird der neue Friedhof eingeweiht. [1]
Frage: Ist diese Grabstätte noch erhalten?

 - 1838 -   [nach oben]

Die Gemeinde gründet eine Beerdigungsgesellschaft.
Die "Heilige Brüderschaft" (Chewna Kadischa) dient u.a. dem Zweck, "den Verstorbenen die letzten Liebesdienste zu erweisen, sie aus dem Sterbebette abzuheben, sie nach religiöser Vorschrift zu reinigen (Tahara), zu bekleiden, ihnen das Letzte Geleite zu geben (Lewaja) und sie zu beerdigen. Verstorbenen armen Mitgliedern eine kostenfreie Beerdigung zu sichern." (Landesverband Jüdischer Gemeinden) [1]

 - nach 1860 -   [nach oben]

Erweiterung des Friedhofs und Sicherung durch den Bau der Friedhofsmauer. [1]
Fragen:
- Vorbesitzer der Erweiterungsfläche?
- Wann genau?
Der Bau des Leichenhauses mit Wärterwohnung folgt. [1]
Fragen:
- Nicht erst nach 1898?
- "... mit Wärterwohnung."??? Ist die nicht links neben der Trauerhalle?

 - 1864 -   [nach oben]

Umbau und Erweiterung der Trauerhalle. [2]
Fragen:
- Wann wurde die Trauerhalle ursprünglich errichtet?

 - 1898 -   [nach oben]

20.08.: Neue Magdeburger Friedhofs- und Beerdigungsordnung.
Folgen für den jüdischen Friedhof:
- Grabinschriften vorne Deutsch, hinten hebräisch.
- Keine traditionelle Beerdigung mehr: Sargpflicht und zweitägige Wartepflicht zwischen Ableben und Beerdigung.

 - 1910 -   [nach oben]

Neue Friedhofsordnung der jüdischen Gemeinde Magdeburg.
Inhalt /Änderungen? Wegen Urnenbestattung?

 - 1912 -   [nach oben]

Erweiterung des Friedhofs.
Es gelingt der Gemeinde, ein weiteres Ackerstück zur Erweiterung des Begräbnisplatzes zu erwerben. [1]

 - nach 1918 -   [nach oben]

Ein Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten wird errichtet.
36 jüdische Soldaten waren im Krieg für "Kaiser und Vaterland" gefallen. [1]
Das Ehrengrab befindet sich im hinteren Teil des Friedhofs.

 - 1930er (?) -   [nach oben]

Ein Baugebiet entsteht westlich des Friedhofs.
Es entsteht die "Beamtensiedlung" an der Staßfurter Straße, westlich des Friedhofs. Später (wann?) wird auch die Hecklinger Straße angelegt, deren Grundstücke bis an die Friedhofsmauer heranreichen. [?]

 - 1936 (?) -   [nach oben]

Bestattungsverbot auf städtischen Friedhöfen.
Wie auch die Stadt München erläßt die Stadt Magdeburg ein Bestattungsverbot für jüdische Verstorbene auf den städtischen Friedhöfen.
[Hinweis auf Quelle: BA Berlin, R36/2118, Bl. 32 - Akte: "Bestattung von Juden", Laufzeit 1936-1942]

 - 1939 (?) -   [nach oben]

Die eisernen Grabeinfassungszäune werden abgesägt.
Wie auch auf den anderen Friedhöfen der Stadt wird das Metall für die Kriegsproduktion eingezogen. [3]

Grabsteine werden zu "Freiwild".
Die Magdeburger Steinmetze erhalten durch die Magdeburger NS-Verwaltung die Erlaubnis, sich die Grabsteine des Friedhofs anzueignen und für Ihre Zwecke zu verwenden. Ein Protest der Gemeinde u.a. wegen Störung der Totenruhe hat keinen Erfolg. Kein einziger Steinmetz nutzt jedoch diese Erlaubnis aus und die Gräber bleiben unangetastet. [3]

Neuer Friedhof.
Im Norden Magdeburgs wird ein neuer jüdischer Friedhof angelegt, der (wahrscheinlich) den fast voll belegten Begräbnisplatz ergänzen soll. Aufgrund der politischen Lage existiert dieser Begräbnisplatz nur kurz. Heute erinnert nichts mehr an ihn. Auch sind durch die Kriegswirren keinerlei Aufzeichnungen erhalten. [3]

03.10.: Die Beerdigungsgesellschaft verliert ihre Eigenständigkeit.
Ihre Aufgabe wird zwangsweise von der staatlich gesteuerten "Reichsvereinigung der Juden Deutschlands" übernommen. [http://gedenkjahr-magdeburg.de/category/chronik/1939/]

 - 1940er -   [nach oben]

Bombe trifft den Friedhof.
Eine Brandbombe trifft den Friedhof. Sie schlägt im östlichen, ältesten Grabfeld (Feld 1) ein. Teile der Friedhofsmauer und einige Gräber werden zerstört, die Friedhofsgebäude beschädigt. [1], [3]
Frage: Angriffsdatum und -ziel?

 - 1945 -   [nach oben]

Ende des Zweiten Welkriegs.
Die Magdeburger jüdische Gemeinde ist fast ausgelöscht. Zählte die Gemeinde 1933 (Machtergreifung der NSDAP) noch 2.300 Mitglieder, so waren es bei Kriegsende nur noch 83 Personen. 1.521 Gemeindemitglieder wurden ermordet.[2]

Fast überraschend hatte es während der zwölfjährigen NS-Zeit keine Übergriffe auf die Friedhofsgebäude oder Grabschändungen gegeben. [1]

 - nach 1948 -   [nach oben]

Gedenkstein Nationalsozialismus.
Am Friedhofseingang wird ein Gedenkstein aufgestellt. Am Kopf befindet sich zwischen zwei Davidsternen der Schriftzug "Frieden". Die Inschrift lautet:

Die Toten mahnen!

Zum Gedenken der jüdischen Opfer,
die durch den brutalen faschistischen
Terror unter unsäglichen Leiden
gemordet und ermordet wurden.

Errichtet von der
Deutschen Demokratischen Republik

Der Hinweis auf den Errichter ist heute nicht mehr vorhanden, er wurde unkenntlich gemacht.
[Quelle: www.jüdische-gemeinden.de]
Fragen:
- Wann genau aufgestellt? ("Frieden" spricht für die Frühzeit der DDR.)
- Wann und warum wurde der "Errichtertext" unkenntlich gemacht?

Gedenkstätte für die ermordeten Kinder.
Sie erinnert an die ca. eine Million von den Nazis ermordeten Kinder. Die Inschrift lautet:

Gedenkstätte
für die 1 000 000 jüdischen Kinder,
die in Konzentrationslagern
durch den Faschismus von
1933 - 1945
??zugewachsen!!??

Frage:
- Wann genau und von wem aufgestellt?

 - 1970er (?) -   [nach oben]

Die Bebauung nördlich und östlich entsteht.
Mit Anlage und Bebauung der Insbrucker Straße und Güstener Straße. Zwischen Güstener Straße und der nördlichen Friedhofsmauer wird ein großer Garagenkomplex angelegt. Der Friedhof ist nun von Bebauung umschlossen, eine Erweiterung nicht mehr möglich. [?]

 - 1988 -   [nach oben]

Menora für die Trauerhalle.
Eine durch den Bildhauer Josef Bzdok geschaffene Menora (siebenarmiger Leuchter) wird in der Trauerhalle aufgestellt. [1]

 - ???? -   [nach oben]

Abriss der Gewächshäuser.
Durch diese Maßnahme wird auch neuer Platz für Bestattungen im Feld 3 geschaffen. [3]
Frage:
- Wann errichtet und wann abgerissen?
- Wie lange genutzt?

 - ab 1990 -   [nach oben]

Zuzug jüdischer Bürger.
Nach Auflösung der Sowjetunion kommt es verstärkt zum Zuzug jüdisch gläubiger Menschen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Besonders zahlreich sind die Ukrainer vertreten. In der wachsenden Gemeinde erhöhen sich dadurch auch die Bestattungszahlen. [1]

 - 2014 -   [nach oben]

Sanierung der Friedhofsmauer.
Die Finanzierung erfolgte über den Landesverband jüdischer Gemeinden, aus von Land und Bund zugewiesenen zweckgebundenen Mitteln.
[Landesverband jüdischer Gemeinden, "Bericht über die Arbeit des Vorstandes des Landesverbandes seit dem Verbandstag am 04.12.13"]

 - heute -   [nach oben]

Der Friedhof nähert sich seiner Kapazitätsgrenze.
Da durch die umliegende Bebauung eine Erweiterung nicht mehr möglich ist, wird die Gemeinde in naher Zukunft eine Lösung finden müssen. [?]

Quellen:

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aktualisiert: 22.10.2015

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