Firmenblatt: | Bearbeitungsstand: 02.03.2018 |
Die Industriegeschichte Sudenburgs
Firmendaten:
Gründung - Ende: | 1885 - 1945 (Betriebsteil "Altes Werk" Sudenburg) |
Gründer: | Eugen Polte (* 12.07.1849 in Magdeburg, † 31.05.1911 in Magdeburg) |
Standort(e): | Halberstädter Straße 83 |
Produkt(e): | Armaturen, Metallwaaren, Patronen (später auch Geschosshülsen) |
Bemerkungen: | Die Firma blieb von 1885 bis 1945 ein eigentümergeführtes Familienunternehmen. |

[Bildquelle: Archiv T. Garde]
Firmenchronik:
Jahr: | Ereignis: |
1873 | Gründung der Metallgiesserei und Armaturenfabrik Jürgens & Co.
auf dem heutigen Grundstück Halberstädter Straße 83. |
1885 | Eugen Polte übernimmt die Firma "Jürgens & Co.". 1887 wird sie als Armaturenfabrik Polte ins Handelsregister eingetragen. Bei Übernahme beschäftigte das Unternehmen 23 Personen. Das Werksgelände an der Halberstädter Straße umfasst 1.278 Quadratmeter (davon 640 Quadratmeter bebaut) ![]() [Bildquelle: Katalog Fa. Polte 1935, Archiv T. Garde] |
1887 | Die Beschäftigtenzahl steigt auf 70 Personen. |
1889 | Erster Rüstungsgroßauftrag. Firma Polte erhält einen staatlichen Auftrag zur Lieferung von 40.000 Patronenhülsen. |
1890 | Die Beschäftigtenzahl steigt innerhalb von 3 Jahren auf etwa 700. |
1910 | Durch Zukäufe kann das Werksgelände auf 23.539 Quadratmeter (davon 8.043 bebaut) erweitert werden. |
1910 |
![]() [Bildquelle: Archiv T. Garde] |
1911 | Eugen Polte verstirbt am 31. May 1911 mit 61 Jahren in Magdeburg. [2] Er wird auf dem Magdeburger Westfriedhof beigesetzt. Das Familiengrab ist bis heute (Stand 2018) erhalten. Nach Eugens Tod übernimmt Witwe Luise Polte die Geschäftsführung. Allerdings nicht aktiv, die eigentliche Werksführung überlässt sie den angestellten Direktoren. |
1913 | Firma Polte expandiert. Die C. Louis Strube AG wird mehrheitlich übernommen und als Maschinen- und Armaturenfabrik Magdeburg-Buckau AG in die Produktion der Polte-Werke integriert. |
1914 | Die Zahl der Beschäftigten der Polte-Werke
steigt auf 4000 und Firma gehört bereits zu den
größten Munitionsproduzenten Europas. Neue Gebäude
waren neben den ursprünglichen entstanden und durch die
Einführung neuer Maschinen und Techniken konnte viel schneller
und präziser produziert werden. Da der Beginn des Ersten Weltkrieges (1914-1918) eine erhebliche Ausweitung der Rüstungsproduktion erforderte, wurden Flächen an der heutigen Liebknechtstraße (Stadtfeld-West) hinzugekauft, auf denen das Werk II erbaut wurde. Mit der Fertigstellung der Gebäude zog die Geschäftsleitung in das neue Werk um. |
1916 | Das Gesamtfirmengelände betrug 113.811 m², die Belegschaft war auf etwa 12.000 Beschäftigte gestiegen. |
1917 | Änderung der Rechtform in eine OHG, weil Luise Polte ihre Firmenanteile zu gleichen Teilen an ihre Töchter, Margarete Nathusius und Katharina Freifrau von Gillern, übertrug. |
1918 | Arnulf Freiherr von Gillern und der Tabakfabrikant
Gottlob Moritz Nathusius treten in die Geschäftsleitung ein. Das Ende des 1. Weltkriegs trifft die Polte Werke hart, denn gemäß Versailler Vertrag musste fast die gesamte deutsche Munitions- und Rüstungsproduktion eingestellt werden. Da die Werke fast völlig auf die Rüstungsproduktion umgestellt waren, mussten von den 12.000 Beschäftigten 11.750 entlassen werden. |
1919 | Das Sudenburger Stammwerk muss stillgelegt werden. Mit den wenigen verbliebenen 250 Mitarbeitern wird in Werk II wieder eine zivile Produktion aufgebaut, mit Armaturen- und Maschinenbau. Federführend war hierbei Gottlob Nathusius. |
1927 | Das Stammwerk in der Sudenburg kann teilweise wieder in Betrieb genommen werden. |
1945 | Völlige Zerstörung des Sudenburger
Stammbetriebsteils im April durch Bomben- und Granatenbeschuss
während der 7-tägigen Belagerung Magdeburgs durch
amerikanische Truppen. Das "Alte Werk" beinhaltete vor der
Zerstörung Maschinenbau, Lehrwerkstatt und Hydrantenbau. Am 19.04. wird das Werk in der heutigen Liebknechtstraße durch amerikanische Truppen besetzt, dann von brittische Einheiten übernommen und im Juli 1945 an die sowjetische Militärbehörden übergeben. Maschinen und Einrichtungen werden demontiert und in die damalige UDSSR abtransportiert. |
Personal:
Grundlage der Tabelle sind Mitgliederlisten des Verein deutscher Ingenieure (VDI). Er wurde 1856 gegründet, die Bezirksgruppe Magdeburg folgte 1858. Berücksichtigt, weil online zugängig, sind hier nur die Jahre 1879-1912, 1914 und 1925. | |
Polte, Eugen |
1879-1884: Ingenieur bei H. Gruson in Buckau. 1885: Direktor der Metallwerke vorm. Aders, A.-G., Neustadt-Magdeburg. 1886-1888: Ingenieur, Fabrikant, i.F. Jürgens & Co., MD-Sudenburg (1886: Kauf der Firma durch E. Polte). 1889-1903: Polte, Eugen, Armaturenfabrik, Magdeburg-Sudenburg. 1904-1909: Polte, Eugen, Kommerzienrat, Armaturenfabrikant, Magdeburg-Sudenburg. 1910-1910(11): Polte, Eugen, Dr.-Ing., Kommerzienrat, Armaturenfabrik, Magdeburg-Sudenburg. († 1911). |
Brückner, C. |
1897-1898: Ingenieur der Fa. Polte, Magdeburg-Sudenburg. 1899-1900: Ingenieur, Prokurist u. Betriebsleiter der Fa. Rich. Langensiepen, MD-Buckau. |
Althof, Jul. H. |
1898-1905: Ingenieur und Prokurist bei Polte, Armaturen und Patronenfabrik, MD-Sudenburg. 1906-1912: Direktor bei Polte, Armaturen - Patronenfabrik, MD-Sudenburg. |
Völkel, Carl |
1903-1910: Ingenieur der Fa. Polte, Armaturen - Patronenfabrik, MD, Tauenzienstr. 5. 1911-1914: Ingenieur der Fa. Polte, Armaturen - Patronenfabrik, MD-Sudenburg, Leipziger Str. 67. ????-1925: Oberingenieur, Metall-Werke Polte, MD-Sudenburg, Leipziger Str. 67. |
Neu, Hermann | 1925: Ingenieur, Techn. Direktor, Polte, MD-Sudenburg, Halberstädter Str. 117a. |
Lieding, Franz |
1925: Ing., Betr. Leiter, Polte Metall-Werke, MD-Wilhelmstadt, Spielhagenstr. 1. |
Quellen:
- [1] - Online auf de.academic.ru: Polte-Werke
- [2] - Online im Magdeburger Biografischen Lexikon: Eugen Polte
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