Firmenblatt: | Bearbeitungsstand: 10.05.2021 |
Die Industriegeschichte Sudenburgs
Firmendaten:
Gründung - Ende: | 1878 - 19?? |
Gründer: | ???? (* ????, † ????) |
Standorte: |
1878 bis ?: Magdeburg-Altstadt, Otto-von-Guericke-Str. 4 ? - 1916-1919-1923?: Magdeburg-Wilhelmstadt, Matthissonstr. 3 (heute MD-Stadtfeld-Ost) 1923?-1924-1928: Magdeburg-Sudenburg, Lemsdorfer Weg 15b 1929 - 1979: Offenbach am Main, Friedrichsring 32 |
Produkt(e): | "Specialfabrik für Condenstöpfe und Rückleiter", Schwimmer-Ventile |
Bemerkungen: | Die Firma gehörte von 1923 bis 1932 zum Konzern Eisenmatthes Richard Gaustav Matthes AG. |
Firmenchronik:
Jahr: | Ereignis: |
1878 | Firmengründung als: Schneider & Helmecke, Magdeburg Technisches Geschäft "Otto-von-Guericke-Str. 4 (Altstadt)" [1] (Ohne Jahresangabe) |
1884 | Einträge im Mitgliederverzeichnis des VDI (Verein Deutscher Ingenieure): - Schneider, Alb., Ingenieur, i. F. Schneider & Helmecke, Magdeburg. (1884 bis 1892 geführt) - Behrend, Adolf, Ingenieur der Firma Schneider & Helmecke, Magdeburg. (1894 und 1895 geführt) [Mitgliederverzeichnis des VDI 1884 bis 1892] |
1886 |
Ein Illustrierter Firmenkatalog gibt Auskunft über die Anfänge der Firma: SCHNEIDER & HELMECKE. Technisches Geschäft Magdeburg. Lager von Bedarfs-Artikeln für Zuckerfabriken, Brauereien, Brennereien, Chemische Fabriken, Gruben, Darren, Spinnereien, Papier- und Tuch-Fabriken Katalog mit zahlreichen Abbildungen, 88 Seiten, gedruckt bei A. Wohlfeld, Magdeburg, 1886 [Quelle: www.zvab.com / Magdeburger Antiquariat |
1897 | Aus dem Technischen Geschäft ist inzwischen eine Maschinenfabrik geworden. An welchem Standort sie zu
diesem Zeitpunkt produzierte, ist unklar. Nachfolgender Anzeige bewirbt folgende Produkte: - Condenstöpfe oder Wasserableiter (D. R. - Patente) - - Vorwärmer - federnde Rohrkratzer - federnde Rohrschaber - Weiterhin auch Handelsgeschäft, durch ein "Reichhaltiges Lager technischer Bedarfsartikel" |
1902 | Patent Michaelis. |
1913 |
Inhaber von Schneider & Helmecke sind 1913 der Ingenieur P. Berthold und Edmund v. Schütz. [Siehe Briefkopf von 1913 am Kopf der Seite] |
1916 |
Magdeburger Adressbuch 1917: Schneider & Helmecke, Maschinenfabrik, Matthissonstr. 3, (MD-Wilhelmstadt, heute Stadtfeld-Ost) Inh. Edmund v. Schütz u. Paul Berthold. (Lt. Adressbuch: Matthiessonstr. 2 Erdg. u. Nr. 3 Erdg. + Hinterhaus, beides sind Gründerzeithäuser, geschlossene Bebauung zur Straße, Fabrikgebäude/Werkstätten auf dem Hinterhof) |
1918 |
Otto Wille steigt zum Prokuristen auf. Zu seinem 25. Dienstjubiläum wird Otto Wille zum Prokuristen befördert. Er wurde am 20.12.1869 als Sohn eines Arbeitsmannes in Watenstedt geboren. Er absolvierte die dortige einklassige Dorfschule und begann 1884 eine kaufmännische Lehre bei der Eisengießerei Brandes & Co. in Wolfenbüttel. Zum 01.11.1886 trat er als Buchhalter und Correspondent in die Dienste der Metallwarenfabrik C. Fuhrmann in Schöppenstedt, wo er sieben Jahre blieb. In gleicher Tätigkeit wechselte er zum 15.10.1893 zu Schneider & Helmecke nach Magdeburg. Mit einer Gehaltsforderung von 150 Mark monatlich hatte sich der erst 23-jährige erfolgreich beworben. [Quelle: Familienarchiv Wille/Hauschulz] Die Bestellung von Prokuristen steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit dem Ausscheiden des Mitinhabers Edmund von Schütz. Ob zeitgleich auch Gustav Riekewolt Prokura erhielt, ist ungeklärt. |
1919 |
Magdeburger Adressbuch 1920: Schneider & Helmecke, Maschinenfabrik, Matthissonstr. 3, (MD-Wilhelmstadt, heute Stadtfeld-Ost) Inh. Paul Berthold, Ges. Prok. Otto Wille u. Gustav Riekewolt. (Lt. Adressbuch zusätzlich auch Matthiessonstr. 2 Erdg.) |
1922 |
Die Maschinenfabrik Schneider & Helmecke wirbt hier für ihre Haupt-Spezialität: Rückleiter, zur direkten Rückführung heißer Kondenswässer in den Dampfkessel. |
1923 | Übernahme durch die Eisenmatthes AG und Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Zum 01.01.1923 wird die Firma im Zuge der Übernahme in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Otto Wille steigt zum technischen Direktor der umstrukturierten Firma auf. [Quelle: Familienarchiv Wille/Hauschulz] Neuer Firmeneigentümer ist die Magdeburger Eisenmatthes Richard Gustav Matthes AG . Als weiterer Direktor wird Heinrich Grützemann in den Vorstand berufen, ein Schwager von Richard Gustav Matthes. Ob diese Personalie ebenfalls zum 01.01.1923 erfolgte ist ungeklärt. Schneider & Helmecke war die erste Firmenübernahme der Eisenmatthes AG. Es folgten die Dampfkesselfabrik Weinbrenner & Co., Neunkirchen (1923) und die Landwirtschaftliche Maschinenfabrik H. Zimmermann Nachf., Magdeburg-Wilhelmstadt (heute Stadtfeld-Ost), Olvenstedter Str. 28. Viele Firmen gingen infolge der Inflation nach dem I. Weltkrieg (1914-18) an die Börse, meist zwischen 1921 und 1925. 1923 war der Höhepunkt der Inflation (Hyperinflation), die mit einer Währungsreform im November 1923 beendet wurde. [1, S.171, Abb. 193] |
1925 |
Verlagerung nach Magdeburg-Sudenburg, Lemsdorfer Weg 15b. Nach Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, wird die Firma nach Sudenburg verlagert. Das als "Lemsdofer Weg 15b" bezeichnete Grundstück befand sich an der heutigen Hakeborner Straße, auf dem als "Sudenburger Wochenmarkt" bekannten Gelände, das damals der Firma Polte gehörte. Eintrag im Mitgliederverzeichnis des VDI (Verein Deutscher Ingenieure): - Stühm, Erich, Ingenieur, Schneider & Helmecke AG, Gutenbergstr. 5, Magdeburg. [Mitgliederverzeichnis des VDI 1925] |
1926 | Magdeburger Adressbuch 1927, Handelsregister: Schneider & Helmecke Aktiengesellschaft, Grundkapital 100.000 RM, Lemsdorfer Weg 15b (,Magdeburg-Sudenburg), Vorstand: Direktor Otto Wille und Direktor Heinrich Grützemann, hier Aufsichtsrat: Hüttenbesitzer Franz Wagenführ von Arnim, Tangerhütte, Direktor Julius Lehnert, Tangerhütte, Direktor Max Thiel, Stendal, Prokurist: Erich Gellrich |
1927 | Direktor Otto Wille verstirbt. Im Alter von nur 57 Jahren verstirbt Otto Wille am 28. August 1927 an einem Lungenleiden. Während seiner gesamten Magdeburger Zeit bewohnte er mit Ehefrau und Kindern eine Wohnung im 3. OG (Vorderhaus) des Hauses Breiter Weg 255, in der Altstadt, nahe dem Hasselbachplatz. [Quelle: Familienarchiv Wille/Hauschulz] |
1927 | Magdeburger Adressbuch 1928, Handelsregister: Schneider & Helmecke Aktiengesellschaft, Grundkapital 100.000 RM, Lemsdorfer Weg 15b (,Magdeburg-Sudenburg), Vorstand: Direktor Heinrich Grützemann, hier (= Brandenburger Straße 2 I, Magdeburg-Altstadt) Aufsichtsrat: Hüttenbesitzer Franz Wagenführ von Arnim, Tangerhütte, Direktor Julius Lehnert, Tangerhütte, Direktor Max Thiel, Stendal, Prokurist: Erich Gellrich |
1929 | Umzug nach Offenbach am Main. Der Produktionsstandort Magdeburg wird komplett aufgegeben. Ansprechpartner der Gesellschaft ist in Magdeburg nur noch durch ein Vertreter. Dies ist 1929 der Ingenieur K. F. L. Peilert, wohnhaft in der Schenkendorfstr. 21, Magdeburg-Wilhelmstadt (heute Stadtfeld-Ost). |
1930/31 | |
1930er | Besitzerwechsel: Hintergrund ist die Insolvenz des Mutterkonzerns, der Eisenmatthes Richard Gustav Matthes AG, Magdeburg. Sie wurde Opfer der Weltwirtschaftskrise. Wegen drastischem Auftragsrückgang und nicht einzubringender hoher Außenstände, kommt die Muttergesellschaft in Zahlungsschwierigkeiten. Zum 01.01.1932 werden alle Zahlungen eingestellt. Am 6.5.1932 wird ein Vergleichsverfahren eröffnet, mit dem Ziel der Liquidation der Gesellschaft, die bis 1943 noch nicht abgeschlossen war. Die Schneider & Helmecke AG übersteht den Konkurs des Mutterkonzerns und kann weiterproduzieren. Federführend dafür ist das Aufsichtsratsmitglied Franz Wagenführ von Arnim (Tangerhütte), der die Firma schließlich übernimmt. Bis mindestens 1936 besteht die Firma als Aktiengesellschaft weiter. Spätestens ab 1939 ist sie privat geführt als Maschinenfabrik Schneider & Helmecke, Offenbach am Main. |
1948 |
Zusammenlegung mit der Hanauer Marienhütte. Neue Bezeichnung: von Arnim'schen Werken GmbH Werk Schneider & Helmecke, Offenbach am Main Hintergrund: Die Marienhütte in Hanau, nach der Ehefrau des Unternehmers Curt von Arnim benannt, war 1899 als Zweigstelle des Eisenhüttenwerks Tangerhütte bei Magdeburg in Betrieb gegangen. Zu den Geldgebern der Hüttengründung in Tangermünde gehörten 1846 bereits die Magdeburger Kaufleute Christian Albert Helmecke und Johann Jacob Wagenführ. Am 17.7.1851 übernimmt Wagenführ die Tangerhütte als alleiniger Eigentümer. [2] Ende des 2. Weltkriegs: "In der Nacht zum 1. Juli 1945 rückt die sowjetische Armee in Tangerhütte ein. Besitzer Johann Jacob Robert Franz Wagenführ, der Enkel des Hüttengründers, verlässt mit den abziehenden westlichen Besatzungstruppen die Stadt." 1946 wird das Eisenwerk Tangermünde enteignet und unter der Bezeichnung VEB Eisenwerk "1. Mai" Tangerhütte als "Volkseigener Betrieb" weitergeführt. Die Hanauer Marienhütte bleibt in Familienbesitz. [3] Literaturhinweise zu Schneider & Helmecke finden sich noch aus den 1950er und 1960er Jahren. Wann und warum die Firma die Produktion einstellte ist unklar. |
1979 |
Löschung aus dem Handelsregister am 08.08.1979. Name: von Arnim'sche Werke GmbH Werk Schneider & Helmecke Register: Amtsgericht Offenbach am Main HRB 2444 [4] Letzte Registerbekanntmachung -- 30. Mai 1995: von Arnim'sche Werke Gesellschaft mit beschränkter Haftung Werk Schneider & Helmecke, Offenbach am Main. Die Firma der Hauptniederlassung ist gemäß § 2 des Löschungsgesetzes vom 09. Oktober 1934 von Amts wegen gelöscht. Die Zweigniederlassung ist aufgehoben. [5] 1980 ist auch für die Marienhütte in Hanau Schluss. Die Werkshallen werden abgerissen, das Gelände in ein Wohngebiet umgewandelt. [2] |
Quellen:
- [1] - Heft 46/I/99: Sabine Ullrich, Industriearchitektur in Magdeburg - Maschinenbauindustrie, Stadtplanungsamt Magdeburg, 1999
- [2] - Homepage: Kulturregion Frankfurt RheinMain
- [3] - Homepage: Industriekultur Tangerhütte
- [4] - Homepage: www.NorthData.de
- [5] - Homepage: www.Monayhouse.de
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