Die Industrie- und Firmengeschichte Sudenburgs

Firmenblatt: Bearbeitungsstand: 09.02.2022

VEB (K) BONA-WERK Magdeburg

Chemisch-technische und chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse

Firmendaten:

Gründung - Ende: ca. 1951 - >=1963
Gründer: Zusammenschluss verstaatlichter Betriebe
Standort(e): Werk 1: Sudenburger Wuhne 29.30, MD-Sudenburg
Werk 2: Olvenstedter Platz 5, MD-Stadtfeld (auch Verwaltung, Materialversorgung und Absatz)
Werk 3: Siedlerweg 2-4, MD-Neue Neustadt
Werk 4: Kroppenstedter Straße 7, MD-Salbke
Produkt(e): Bohnerwachs, Tafelkreide, Pflanzenschutzmittel, Kinderpflegepräparate, Rostschutzmittel.
Bemerkungen:  
B_Boma-Werk/1957_Bona_Briefkopf_w.jpg
Briefkopf des VEB (K) BONA-Werk Magdeburg von 1957.
[Bildquelle: Archiv T. Garde]

Der VEB (K) BONA-Werk Magdeburg entsteht nach Kriegsende aus der Zusammenlegung mehrerer verstaatlichter Firmen:

Werk 1: Max Heyne, Kreidefabrik, Sudenburger Wuhne 29.30, MD-Sudenburg, gegr. 1893.

Werk 2: Willi Teller, Pflanzenschutzmittel-Fabrik, Olvenstedter Platz 5, MD-Stadtfeld.

Weitere enteignete Firmen sind wahrscheinlich, da es weitere Werksstandorte gibt:

Werk 3: Ursprungsfirma unbekannt, Siedlerweg 2-4, MD-Neue Neustadt.

Werk 4: Ursprungsfirma unbekannt, Kroppenstedter Straße 7, MD-Salbke.


Firmenchronik:

 - 1940/50er - Firmengründung   [nach oben]

Die Kreidefabrik Max Heyne ist bereits enteignet und firmiert laut Magdeburger Adressbuch 1950/51 zunächst

VVB Sachsen-Anhalt, Werk Kreidefabrik Magdeburg, Kreidefabrik.

Sudenburger Wuhne 29.30 (VVB ist auch Grundstückseigentümer):
Verwalter: Grasse, H., Heizer.

Die Firma Willi Teller (wird zu Werk II) produziert 1950 noch privatwirtschaftlich. Bis 1956 ist auch sie enteignet und ins BONA-Werk integriert.

 - 1953 - Umbenennung   [nach oben]

VEB Kreide- und Putzmittel-Werk Magdeburg-Sudenburg
heißt das Werk inzwischen und ist möglicherweise bereits in den VEB Bona-Werk Magdeburg eingeordnet.

B_Heyne/1953_Bona_Wandtafelkreide_w.jpg
Schachtel mit farbiger BONA-Wandtafelkreide des
VEB Kreide- und Putzmittel-Werk Magdeburg-Sudenburg.

[Bildquelle: Archiv T. Garde]

 - 1956 -   [nach oben]

Das "Kleines Taschenadressbuch" von 1956 informiert über Standorte und Produkte des BONA-Werkes:

Bona-Werk VEB (K):
Verwaltung: Olvenstedter Platz 5
Materialversorgung und Absatz


Auf der Rückseite des Buches wirbt der VEB (K) Bona-Werk Magdeburg für


B_Heyne/1956_Bona_Werbung_TA_w.jpg
Werbeanzeige des VEB (K) BONA-Werk Magdeburg von 1956.
[Bildquelle: Archiv T. Garde]


Hermal-Puder: ein Produkt des VEB Pharmazeutisches Werk Dresden (vorher beim VEB Bonawerk Magdeburg produziert)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Markennamen_und_Produkten_in_der_DDR

 - 1960 - Neues Rostschutzmittel   [nach oben]

Auf der Leipziger Frühjahrsmesse wird ein neues flüssiges Rostschutzmittel des BONA-Werkes vorgestellt:

Ferrodit

Die Marke wurde in der DDR durch Ihre Monopolstellung zum Gattungsnamen für Rostumwandler.
Quelle: https://encyclopaedia.fandom.com/de/wiki/Ferrodit

1965 wird Ferrodit auf der Leipziger Messe mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
1966 als Hersteller noch das Bona-Werk geführt.

 - 1963 -    [nach oben]

Ein BONA-Werk-Standort in der Letzlinger Straße, Neustadt?
Quelle: 60 Jahre MWG - Die Chronik, S. 30, Artikel "Räumen Sie Ihren Kram, Friedrich Engels übernimmt!"

Ansprache an Herrn "Wolf, Treuhänder des VEB Bona, Werk Magdeburg, ..."

"Das zum 1.12.1963 durch die AWG Friedrich Engels in Anspruch genommene Grundstück wird ihr zur Nutzung übergeben." Damit ist es offiziell: Die Fabrik für chemotechnische Erzeugnisse und Zusatzmittel für die Metallverarbeitung gibt es nicht mehr.

Erst 1992 kommt die Historie im Zusammenhang mit Restitutionsansprüchen ans Licht. Auf dem Gelände Letzlinger Straße ist vor 1931 im Grundbuch Max Brandus mit seiner Firma eingetragen. Ernst Brandus, der damalige Firmeneigentümer, flüchtet als Jude am 24.12.1939 nach London. Das Unternehmen wird einem NSDAP-Getreuen übergeben. In den Bombenangriffen 1944 und 1945 werden Firmengebäude zum Teil zerstört, aber nach 1946 teilweise wieder aufgebaut. 1993 zahlt die MWG-Wohnungsgenossenschaft eG an die jüdische Claim Conference rund 400.000 DM Abfindung für das Grundstück. Damit ist der Weg für die Neubebauung nach 1994 frei.



Chronik MWG:
...
1. November 1963
Manfred Ewald bekommt den Tipp, dass in der Letzlinger Straße eine Metallfirma wegen zu geringer Umsätze in Konkurs geschickt werden soll. Ewald marschiert ohne Vollmacht in die Firma und fordert vom Treuhänder die Räumung binnen vier Wochen.

1. Dezember 1963
Baubeginn für Verwaltungs- und Werkstatträume der AWG "Friedrich Engels" auf dem Grundstück Letzlinger Straße 5. Es entstehen zunächst 2 Flachbauten.
...
Quelle: https://www.mwg-wohnen.de/chronik-60-jahre-mwg.pdf

 - 1966 -    [nach oben]

In "Kleines Taschenadressbuch der Bezirkshauptstadt Magdeburg von 1966 ist der VEB noch geführt:

Bona-Werk VEB, Materialversorgung und Absatz, Olvenstedter Platz 5/6.
Weitere Standorte sind nicht verzeichnet.

Das Werk 1 (Sudenburger Wuhne 29/30) ist bereits aufgegeben. Er bestand bis mindestens 1958.
1966 ist dort bereits der Firmensitz des VEB (B) Leichtmetallbau Magdeburg, später VEB Leichtbauelemente Magdeburg, der das Gelände bis zur Wende nutzt.

Link zum VEB (B) Leichtmetallbau Magdeburg

 - nach 1966 - Ende der Firma   [nach oben]

Zur Firmengeschichte nach 1966 liegen derzeit noch keine Informationen vor.
Mehrere Indizien sprechen jedoch für eine Auflösung des VEB im Zuge der Zentralisierung der DDR-Wirtschaft:

- Ferrodit wird später vom VEB Härtol-Werk-Magdeburg produziert.
Quelle: https://www.wikiwand.com/de/Liste_von_Markennamen_und_Produkten_in_der_DDR#/F

- Hermal-Puder wird später vom VEB Pharmazeutisches Werk Dresden produziert.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Markennamen_und_Produkten_in_der_DDR

Info: Der Rostumwandler Ferrodit hat die Wendezeit überstanden und wird noch heute hergestell. Vertrieben wird er von der Firma Letzel Media Rostschutzmittel Vertrieb, Leipzig.
Quelle: http://www.ferrodit.de/


Quellen:

Nach oben

Copyright © 2012-2022 Thomas Garde