Carl Hirschberg
Pfarrer
(* 30.04.1810 in Genthin; † ??.??.???? in ?)
Carl Hirschberg war ev. Pfarrer an der Sudenburger Kirche St. Ambrosius von 1851 bis 1867.
Leben:
Carl Hirschberg wurde am 30.04.1810 in Genthin geboren, wo sein Vater († 1851) als Pfarrer tätig war.
Ab Ostern 1829 besuchte er die Schule des "Klosters Unser Lieben Frauen" in Magdeburg. Anschließend studierte er ein Jahr in Bonn und zwei Jahre in Halle.
Nach seinem Studium war er von 1836 bis 1851 Pfarrer zu Crußau-Theeßen und Brandenstein bei Burg.
Um seinen Kindern die höheren Schulen leichter zugängig zu machen, bewarb er sich um die Pfarrstelle der Kirche St. Ambrosius in Sudenburg. Am 04.05.1851 trat er die Stelle an. Sein Vorgänger, Pfarrer Runge, war 1850 nach nur 3 Monaten im Amt an der Cholera verstorben. Hirschbergs Ehefrau Hildegard, geb. Priewe und seine fünf in Crußau geborenen Kinder, 3 Söhne und zwei Töchter, begleiteten ihn nach Sudenburg. Die Familie bezog das Pfarrhaus, an der Ecke (mit heutiger Bezeichnung) Ambrosiusplatz / Hesekielstr gelegen.
Im Februar 1852 erkrankte H. an einem rheumatischen Fieber, das erst Ostern überwunden war und ihn körperlich sehr schwächte. Auch ein Aufenthalt im "Bade Elmen (Salze)" (heute Bad Salzelmen-Schönebeck) im Juni ließ ihn nicht völlig gesunden.
Am 20.04.1853 wird sein 4. Sohn Conrad in Sudenburg geboren.
Im August führte Superintendenten Erler eine Visitation der Kirche durch, der die Predigt des H. schlecht
zensierte. Um den Änderungswünschen des Königlichen Konsistoriums zu entsprechen, führte H.
zusätzliche Gottesdienste ein, u.a. am Abend vor Totensonntag, am Heilig Abend und am Sylvesterabend.
Die 1854 vom Oberkirchenrat durchgeführte General Kirchenvisitation, die erste seit der Reformation, war mit den dogmatischen Standpunkten Pfarrer Hirschbergs und der Arbeit der Schule zufrieden.
H. sah den Schwerpunkt seiner Arbeit darin, seiner Gemeinde die evangelische Lehre näher zu bringen und
die Schule zu fördern. Bedingt durch die Industrialisierung sah er sich einer stetig wachsenden Gemeinde
gegenüber, die ihn zunehmend zeitlich forderte. Zu seiner Entlastung wurde 1855 der Schuldirektor und
Hilfsprediger Decker vom Konsistorium veranlaßt, ihn zu unterstützen und Predigten zu
übernehmen. Dieser wurde aber vom Konsistorium nach Lüderitz bei Stendal berufen und verließ am
Jahresende Sudenburg. Erst am 01.11.1856 konnte mit Rektor Stynitzsch ein Nachfolger eingeführt werden,
der ihm wieder Predigten abnehmen konnte. Im Gegensatz zur Gemeinde konnte H. an dessen Predigten jedoch keinen
Gefallen finden.
Aus Hirschbergs Aufzeichnungen liest man heraus, dass er ein sehr konservativer Mann war. Veränderungen
gegenüber war er nur aufgeschlossen, wenn sie seine Auffassung der ev. Lehre unterstützten und dem
Einfluss der Kirche zuträglich waren. Er unterstützte eine Gangart gegenüber den Schülern,
die auf Strenge und Disziplin beruhte. Das im Volk verbreitete demokratische Gedankengut lehnte er ab.
Am 28.06.1858 wird die neue Bürgerschule in der Kirchhofstraße mit einer Rede Hirschbergs eröffnet.
Die Mobilmachung des Bundesheeres 1859 anlässlig des Österreichisch-Italienischen-Französischen Krieges, hatte negative Auswirkungen auch auf Sudenburg. Es fehlte an Nahrung und auch die Einnahmen der Pfarrstelle brachen ein. H. bezog noch kein festes Gehalt. Die Pfarrstelle war noch immer aus Gebühren für Eheschließungen, Begräbnisse, etc. und zusätzlich aus mit der Stelle verbundenen Pachteinnahmen finanziert. Die Zahl der Eheschließungen brach in dieser Kriesenzeit ein. Dazu kam eine schlechte Zahlungsmoral, die sogar dazu führte, dass H. einen Pächter verklagen musste, um sein Auskommen zu sichern.
Im Jahr 1860 sorgte ein neues Ereignis für Verdruss bei Hirschberg. Der wachsenden katholischen Gemeinde der Sudenburg wurde ein Kaplan zur Seite gestellt, der damit begann in der (kath.) Schule Messen zu lesen. "Ungläubige, schlechte Eltern" lassen ihre Kinder übertreten wegen dortigen geringern Schulgeldes u laxerer Disziplin.", prangert er an. Die neue katholische Gemeinde sieht er als Gegner an, gegen den er jedoch nichts unternehmen kann.
Ein weiteres Thema bewegt H. im Jahr 1861. Die "Massen" und die 2. Kammer des Preußischen Parlamentes wünschten die Einführung der Zivilehe, die jedoch vorerst von der 1. Kammer gekippt wurde. H. war (aus kirchlicher Sicht verständlich) ein entschiedener Gegner der Zivilehe. Hirschberg hatte allgemein Schwierigkeiten mit den gesellschaftlichen Veränderungen in Preußen, die den Einfluss der Kirche immer mehr zugunsten des Staates zurück drängten.
Der kalte Winter 1862 setzte H. wieder stark zu, so das er erneut vom Rheuma geplagt und körperlich sehr geschwächt wird.
Am 21.07.1865 stirbt Conrad, Hirschbergs in Sudenburg geborener Sohn, mit nur 12 Jahren an "Gehirnentzündung". Zu diesem Zeitpunkt war bereits eine dritte Tochter der Hirschbergs geboren.
1867 hegte Hirschberg den Wunsch Sudenburg zu verlassen und in eine kleinere Gemeinde versetzt zu werden. Zu
den Gründen schreibt er zum Abschluss seiner Chronik: "Es ist ein schweres Amt u in Zeiten des
Unwohlseins ohne Collegen oft zu schwer. Ich sagte mir, daß ich hier nicht alt werden, zeitig mich
emeritieren lassen würde u - die Arbeit ist so sehr vergeblich! Man wird angelaufen von allen von
früh 7 Uhr bis Abends 10 Uhr, aber nicht von Heilsbegierigen, sondern Heiraths- u anderes
Begierigen."
Am 30. November wurde er von der Gemeinde Bleckendorf bei Egeln zum neuen Pfarrer gewählt, die ihm den
Vorzug vor zwei anderen Kandidaten gab. Hirschberg verließ mit seiner Frau und den sechs Kindern
Sudenburg.
Weitere Informationen zu Carl Hischberg und seinem weiteren Lebensweg liegen bisher leider nicht vor.