Johann Wilhelm Christoph Mevius
Ev. Pfarrer, Prediger
(* ??.??.17??; † 1839)
Mevius war evangelischer Pfarrer an St. Ambrosius in Magdeburg-Sudenburg. Er begleitete seine Gemeinde
durch die schwere Zeit der französischen Besatzung, verbunden mit dem Abriss und der Neuanlage der Stadt Sudenburg.
Abweichende Schreibweisen: "Möbius", "Mörius"
Leben:
Johann Wilhelm Christoph Mevius ist wahrscheinlich er ein Sohn des Pfarrers Christoph Julius Mevius (* 09.05.1714 in Helmstedt, † 17.03.1758 in
Magdeburg), der 2. Prediger an der Magdeburger Kirche St. Jacobi war.
1767Johann Wilhelm Mevius ist als Student der Theologie an der Universität Halle immatrikuliert.[1]
1774 Nach erfolgreichem Studium wird er (spätestens 1774) Mitglied des Convents des Kloster Berge und arbeitet als Lehrer an der
dortigen Klosterschule[2].
1776 Ein Buch des Abtes Resewitz gibt Auskunft über Mevius Lehrtätigkeit:[3]
- "Johann Wilhelm Christoph Mevius übt die Schüler der zweyten Ordnung in allerley Aufsätzen und Ausarbeitungen, welche für
das Bürgerliche Leben nützlich sind, und lehret sie durch Regeln und vorgelegte Muster, ihre Gedanken deutlich und richtig auszudrücken, in denselben Stunden."
(Anm.: "Montags und Dienstags von 2 - 3 Uhr.").
- "Johann Wilhelm Christoph Mevius erklärt den Schülern der zweyten Ordnung Virgilii Aeneis, Donnerstags und Freytags von 8 bis 9 Uhr: und ließt
mit der ersten Ordnung Horazens Oden, Sonnabends in eben der Stunde, und Donnerstags und Freytags Nachmittags von 3 bis 4 Uhr."
(Anm.: Aeneis ist ein Epos des lateinischen Dichters Virgil auf Grundlage Homers, Horaz ist ebenfalls ein römischer Dichter.
1779 Die "Gothaische gelehrte Zeitungen" Nr. 102 vom 22.12.1779 berichtet:
"Klosterbergen. Der Herr Conventual Mevius ... zum Pastor in der Sudenburg vor Magdeburg ... berufen worden."
Mevius tritt in Sudenburg die Nachfolge des Pfarrers Joachim Michael Fritzsche an der (4.) Kirche St. Ambrosius an.
Da das Kloster Berge direkt an Sudenburg grenzt, bricht Mevius Kontakt zu Kloster und Convent nicht ab. Ob er dort weiter unterrichtet ist unbekannt.
Bei Amtsantritt in der Sudenburg ahnt Mevius sicher nicht, durch welch schwere Zeit er seine neue Pfarrgemeinde noch führen muss. 27 Jahre lang kann er sein Amt
in Ruhe ausüben. Im Juli 1781 findet er auch die Zeit, mit Lehrern aus Magdeburg und dem Kloster Berge den Brocken zu besteigen und
sich als "J. W. Mevius, Prediger in der Sudenburg-Magdeburg" ins Gipfelbuch einzutragen.[4]
1806 ändern sich die Verhältnisse gravierend. Preußen verliert den Krieg gegen Frankreich und Magdeburg
wird von Napoleonischen Truppen besetzt. Bereits 1810 erfahren die
Sudenburger, dass ihrer Stadt der Abriss droht, weil Schussfreiheit für die Festung Magdeburg hergestellt werden soll. Anfang 1812 machen die
Franzosen ernst. In Vorbereitung seines Russlandfeldzuges befielt Napoleon den kompletten Abriss der Sudenburg bis
spätestens zum 01.04.1812. Alle Häuser der Sudenburg werden in kürzester Frist abgerissen, auch die 1723 geweihte (4.) Kirche
St. Ambrosius ist betroffen. 1813 muss auch das traditionsreiche Kloster Berge der Schussfreiheit weichen.
Die enteigneten Grundbesitzer sollen mit Ersatzland entschädigt werden, das zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht zugeteilt ist.
Die Sudenburger ohne Grundbesitz waren auf sich gestellt, sie erhielten keine Hilfe. Ihr Schicksal ist unbekannt.
Auf dem Sudenburger Anger schlagen die verbliebenen Familien in Zelten und notdürftig zusammengezimmerten Hütten ihr provisorisches Lager
auf. Als im Herbst 1812 endlich die Land- und Bauplatzzuteilung erfolgt, hausen die Familien bereits ein halbes Jahr auf dem Anger.
Für den Bau einer neuen Kirche haben die Franzosen kein Grundstück vorgesehen. Einige Familien schaffen es noch vor dem Wintereinbruch
ihr neues Haus zu errichten. Den meisten Familien gelingt dies aber nicht, sie müssen auch noch den Winter unter wiedrigsten
Bedingungen auf dem Anger ausharren. Erst im Frühjahr 1813 können sie ihren Hausbau beginnen.
Mevius bleibt seiner verbliebenen kleinen Gemeinde in dieser schweren Zeit treu, auch ohne festen Ort und Kirche.
1813 wird in einem der neu errichteten Häuser ein Betraum eingerichtet, damit die Gemeinde wieder einen festen Anlaufpunkt erhält
und Gottesdienste unter festem Dach abgehalten werden können.
Erst nach Napoleons Niederlage und dem Abzug der Franzosen kann die Stadt Sudenburg ab 1814 planmäßig an ihrem neuen Standort,
zwei Kilometer entfernt vom alten, neu errichtet werden.
1819 finanziert der Preußische König der Gemeinde ein Schulhaus und ein Pfarrhaus, beide am Marktplatz gelegen.
Erster Bewohner des neuen Pfarrhauses ist wohl Pastor Mevius. Auch die sehnlichst gewünschte Kirche finanziert der König der
Gemeinde, da diese so kurz nach dem Neuanfang noch keine eigenen Mittel zur finanzieren hat. Die kleine neue Kirche St. Ambrosius
(Bauplanung: Mellin/Schinkel) wird auf dem Sudenburger Marktplatz errichtet und am 13.10.1822 geweiht. Das kirchliche und
schulische Leben gerät wieder in geregelte Bahnen.
1832 Johann Wilhelm Christoph Mevius geht nach fast 53 Amtsjahren in den wohlverdienten Ruhestand. Seine Nachfolger an St. Ambrosius
wird der Kandidat des Predigtamts Ferdinand Wilhelm Rudolph Otto.[5]
1839 Im "Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg" Nr. 39 vom 28.09.1839 die betrübliche Meldung:
"Der pensionierte Prediger Mevius in der Sudenburg-Magdeburg ist gestorben."