Theodor Rauch
Pastor
(* 13.10.1862 in Gröden; † 11.09.1931 in Magdeburg)
Theodor Rauch war evangelischer Pfarrer an der Charité in Berlin und 1. Pfarrer der St. Ambrosiusgemeinde in Magdeburg-Sudenburg.
Leben:
Friedrich Adolf Theodor Rauch wird am 13. Oktober 1862 in Gröden geboren, einer kleinen Gemeinde im Süden Brandenburgs, an der Grenze zu Sachsen. Sein Vater, Christian Friedrich R., ist der ev. Pfarrer der Gemeinde. Seine Mutter ist Maria Rauch, geborene Weber.
Theodor Rauch besucht ab Ostern 1874 die Latainschule in Halle (Saale). 1883 - 1886 absolviert er, ebenfalls in Halle, ein Theologiestudium. 1886 nimmt er eine Stelle als Hauslehrer in Halle an. Dort legt er am 12.05.1887 sein 1. Examen ab. Nach dem 1. Examen nimmt er 1887 eine Stelle als Hilfsprediger in Lichtenrade bei Berlin an. 1889 absolviert er sein Vikariat in Oberwünsch, heute ein Ortsteil von Mücheln. Am 30.10.1888 legt Rauch in Magdeburg sein 2. Examen ab. Am 13.03.1889 wird er dort auch ordiniert.
Seine erste Stelle führt Rauch als Diakon an St. Nicolai in Zeitz, wo er am 05.05.1889 eingeführt wird. In diesem Jahr folgt auch eine
private Veränderung. Am 07.08.1889 heiratet er in Berlin Fanny Auguste Schulze (* 02.11.1865), die Tochter eines Berliner Oberpostrates.
Am 24.12.1891, an Heiligabend, kommt in Zeitz die erste Tochter zur Welt, Fanny Marie Louise Erna. Am 04.04.1894, ebenfalls
in Zeitz, die zweite Tochter, Hanna Elisabeth.
Kurze Zeit später zieht die Familie nach Berlin. Theodor Rauch tritt am 01. Juli 1894 seine erste Pfarrstelle an. Er wird 3. Pfarrer an der
Charité, bereits ein Jahr später 2. Pfarrer. Über 10 Jahre bleibt er an der Charité, bis er 1905 nach
Magdeburg wechselt.
Am 16.06.1905 tritt er die Nachfolge des am 3. Dezember 1904 verstorbenen 1. Pfarrers Dr. Carl Wilhelm Wolff an St. Ambrosius in Magdeburg-Sudenburg an.
Ihm zur Seite stehen zwei Kollegen: Emil Littann (2.) umd Karl Goernemann (3. Pfarrstelle). Die Familie bezieht eine Wohnung im 1.OG des Hauses
Westendstraße 1b (heute Klausenerstraße, Eckhaus zur Halberstädter Str.).
Schwere persönliche Einschnitte haben Rauch und Familie in den nächsten Jahren zu verkraften. Am 19.03.1912 verstirbt Ehefrau Fanny im Alter von 46 Jahren.
Rauch ist nun alleine mit den beiden Töchtern.
1914 bricht der erste Weltkrieg aus, was die Pfarrer der Gemeinde wegen der vielen Verwundeten und Gefallenen besonders fordert.
Während des Weltkriegs lernt Rauch die Witwe Elisabeth t'Serstevens, geb. Herzberg (* 23.10.1875) kennen, die Tochter eines Aachener Kaufmanns.
Als beide beschließen zu heiraten, schlägt das Schicksal erneut zu: Am 25.05.1917 stirbt Rauchs jüngere Tochter Hanna,
im Alter von nur 23 Jahren. Unter diesen traurigen Umständen findet am 30.06.1917, in aller Stille, die geplante Trauung
von Theodor Rauch und Elisabeth Herzberg statt.
Der Krieg endet 1918, aber die nachfolgende Inflationszeit macht die Arbeit der Pfarrer nicht leichter. Statt Verwundung und Tod werden nun
Arbeitslosigkeit, Armut und Not die vorherschenden Themen.
Einige Jahre später schlägt das Schicksal erneut zu. Am 18.07.1930 stirbt mit 48 Jahren auch Rauchs zweite Tochter Erna. Theodor Rauch
überlebt sie nur um knapp ein Jahr. Seinen für den 01.10.1931 geplanten Ruhestand erlebt Rauch nicht mehr. Am 11.09.1931 verstirbt er im Alter
von 68 Jahren in Magdeburg. Die Grabstätte der Rauchs befindet sich auf dem Alten Sudenburger Friedhof.
Als wäre die Familiengeschichte nicht schon dramatisch genug, so geht sie noch trauriger weiter:
Witwe Elisabeth Rauch, geb. Herzberg, steht nun nach dem Tod ihres Ehemanns alleine da. Sie zieht 1931 (nicht wie auf dem Stolperstein angegeben 1934)
zurück in ihre Heimatstadt Aachen, wo ihre Familie lebt.
Nach der Machtergreifung der Nazis holt Elisabeth Rauch ihre jüdische Abstammung ein. Obwohl sie bereits vor ihrer zweiten Ehe zum
evangelischen Glauben gefunden hatte und vierzehn Jahre als Pfarrfrau in Sudenburg aktiv war, wird sie 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert,
wo sie am 12.10.1942 ermordet wird.
Ein Stolperstein erinnert in Sudenburg an sie. Er ist auf dem Vorplatz vor der St. Ambrosiuskirche verlegt, wo sie als Pfarrfrau gewirkt hat.