Die Chronik von Sudenburg

1867 - 1933

Bearbeitungsstand: 11.07.2018

Von der Eingemeindung bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten.

 - 1867 -   [nach oben]

01.07.: Der Vereinigungsvertrag zwischen Sudenburg und Magdeburg tritt in Kraft.
Gemäß §3 des Vertrages gehen nun alle kommunalen behördlichen Aufgaben der Sudenburg an die Magdeburger Verwaltung über. [...]
Ausnahme ist die Polizeiverwaltung, die auf das königliche Polizeipräsidium übergeht. Das Zinke'sche "Mehrzweckhaus" (von 1836) in der Kirchhofstraße wird der königlichen Regierung übergeben und fortan als Polizeirevier und Polizeigefängnis genutzt. Da der durch das Gebäude führende Zugang zum Friedhof nun nicht mehr nutzbar ist, wird der Eingang des Friedhofs in die kurz zuvor angelegte Friedenstraße verlegt. [...]
Auch für die Schule bringt die Vereinigung Veränderungen. Hatte bisher der Pfarrer der Ambrosiusgemeinde die Aufsicht über Schule und Lehrstoff, so geht auch diese Aufgabe nun auf die Stadt über. [AKPS796]


30.11.: Pfarrer Hirschberg verläßt die St. Ambrosiusgemeinde.
1867 hegte Hirschberg den Wunsch Sudenburg zu verlassen und in eine kleinere Gemeinde versetzt zu werden. Zu den Gründen schreibt er zum Abschluss seiner Chronik:

"Es ist ein schweres Amt u in Zeiten des Unwohlseins ohne Collegen oft zu schwer. Ich sagte mir, daß ich hier nicht alt werden, zeitig mich emeritieren lassen würde u - die Arbeit ist so sehr vergeblich! Man wird angelaufen von allen von früh 7 Uhr bis Abends 10 Uhr, aber nicht von Heilsbegierigen, sondern Heiraths- u anderes Begierigen."

Am 30. November wird er von der Gemeinde Bleckendorf bei Egeln zum neuen Pfarrer gewählt, die ihm den Vorzug vor zwei anderen Kandidaten gibt. Hirschberg verläßt mit seiner Frau und den sechs Kindern Sudenburg und tritt sein neues Amt an. [AKPS796]


08.12.: Die katholische Kirche St. Marien wird geweiht.
Das neugotisches Backsteingebäude entstand in der Morgenstraße (der heutigen Rottersdorfer Straße) nach nur nur sieben Monaten Bauzeit. Die Grundsteinlegung war am 13.05.1867 erfolgt, kurz vor der Vereinigung. [...]

Kirche St. Marien
Die Katholische Kirche St. Marien.

 - 1866-73 -   [nach oben]

Bau der Magdeburger Außenforts.
Wegen verbesserter Waffentechnik (gezogene Kanonenrohre mit größerer Reichweite) und aus anderen taktischen Erwägungen wurde das Magdeburger Festungskonzept überarbeitet. Ergebnis war ein Ring von Außenforts um die Stadt, die zwischen 1866 und 1873 angelegt und 1890/91 mit zusätzlichen Zwischenwerken ergänzt wurde. Innerhalb dieses Außenringes wurden zur Erschließung und schnelleren Erreichbarkeit der Befestigungsanlagen so genannte "Fortverbindungsstraßen" angelegt, die überwiegend in der unbebauten Feldmark lagen. Im Sudenburger Bereich entstand so ab 1866 der Straßenzug
Brenneckestraße - (Kroatenweg) - Fichtestraße - Beimsstraße.
Er verband die Forts II (Leipziger Str.), IIa (Lemsdorf), III (Kroatenberg), IV (Beimsstraße), sowie deren Zwischenwerke. Die Benennung erfolgte später, ursprünglich wurden sie auf den Stadtplänen schlicht als "Fortverbindungsweg" oder "Fortverbindungsstraße" bezeichnet.
Der heutige Kroatenweg war bereits vor 1838 als Feldweg mit der Bezeichnung "Die vorderste Croaten-Wuhne" angelegt worden, endete jedoch an der damaligen Gemarkungsgrenze zu Ottersleben, kurz vor der Halberstädter Chaussee. Für die militärische Nutzung wurde der Weg nun ausgebaut und bis zur Halberstädter Chaussee verlängert. [...]

 - 1868 -   [nach oben]

Pfarrer Johannes Hesekiel wird zum Nachfolger des ausgeschiedenen Pfarrers Hirschberg an St. Ambrosius berufen. [...]

 - 1870 -   [nach oben]

Angesichts der neuen katholischen Kirche und der stark wachsenden Bevölkerung Sudenburgs beginnen auch in der evangelischen Ambrosiusgemeinde Planungen für eine neue, größere Kirche. Der Zustand der "kleinen" Ambrosiuskirche hatte sich durch einen Schwammbefall sehr verschlechtert. Die neue, größere katholische Kirche St. Marien dürfte bei der Bewertung der Schwere des Schwammbefalls durch evangelischen Gemeinde und der plötzlichen Dringlichkeit eines Kirchenneubaus eine gewisse Rolle gespielt haben... FALSCH!!! Überarbeiten!!!! [...]

 - 1871 -   [nach oben]

Im deutschen Kaiserreich wird der Taler (Thaler) abgeschafft und durch die Mark (Goldmark) ersetzt. [...]


Eine Volkszählung ermittelt für Sudenburg 7.388 Einwohner.
[Quelle: Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1875 - ONLINE-]

 - 1872 -   [nach oben]

Der Sudenburger Bahnhof wird eröffnet.
Mit Fertigstellung der Bahnlinie Magdeburg - Braunschweig wird der Sudenburger Bahnhof eröffnet. Die günstige Verkehrsanbindung führte nun zur Ansiedlung neuer Betriebe rund um den Bahnhof. Neben dem bisherigen Industrieschwerpunkt "Halberstädter Straße" bildete sich nun ein neues Industriegebiet im Bereich Fichtestraße / Sudenburger Wuhne. [...]

Sudenburger Bahnhof
Das ehemalige Bahnhofsgebäude am Bahnhof Sudenburg.
Das Gebäude wird heute nicht mehr durch die Deutsche Bahn genutzt.


Der Südfriedhof wird eröffnet.
An der Leipziger Straße in Sudenburg wird der "neue städtische Friedhof", der heutige Südfriedhof eröffnet. Heute gehört das Areal nicht mehr zu Sudenburg, sondern zum Stadtteil "Leipziger Straße". [...]


Die Westendstraße wird angelegt, die heutige Klausenerstraße.
Namensgeber war die mit der Erschließung beauftragte Berliner "Westend-Gesellschaft". Hier entstand die erste Magdeburger Villenkolonie. Viele Fabrikantenfamilien und Persönlichkeiten ließen sich in der Straße nieder: Rudolf Wolf, Georg Becker, Dr. Johannes Brennecke, Drenckmann, u.v.a. [...]
Anm.: Viele der Villen sind erhalten, saniert und heute unter Denkmalschutz gestellt.

 - 1873 -   [nach oben]

Erneuter Ausbruch der Cholera im Magdeburger Raum.
Auch Sudenburg ist betroffen.
(Zahlen für Sudenburg bei Dr. Gähde, Karte 2, Hinweis Seite 170)
[http://www23.us.archive.org/stream/deutscheviertel01gesugoog#page/n192/mode/2up]


02.04.: Grundsteinlegung für das neue Vereinsheim des Schützenvereins Magdeburg-Sudenburg am Fermersleber Weg. [NiGr1, S. 60]

 - 1875 -   [nach oben]

28.02.: Letzter Gottesdienst in der kleinen Ambrosiuskirche.
Um 9:00 Uhr findet ein letzter Gottesdienst statt. Mit einem Festmahl um 12:30 verabschieden sich die Sudenburger von ihrer Kleinen Kirche. Um 16:00 Uhr wird die Kirche für immer geschlossen und nachfolgend abgebrochen, um Platz für den größeren Nachfolger zu schaffen. [...]


Dank Pastor Hesekiels Initiative wird die (noch heute bestehende) steinerne Einfriedungsmauer des Friedhofs in der Friedenstraße erstellt. Genehmigt von Bürgermeister Hasselbach wird sie aus Mitteln der Zincke'schen Grabgewölbe-Stiftung finanziert. [...]

 - 1877 -   [nach oben]

01.04.: Eröffnung der 3,3 KM langen Verbindungsbahnlinie Magdeburg-Buckau - Magdeburg-Sudenburg.
Streckenverlauf: Bahnhof Buckau - ... - entlang der Helmholtzstr. - Querung der Leipziger Straße - entlang der Grundstücksgrenze der Zuckerfabrik von Fölsche & Co. - Querung der Halberstädter Straße an der Einmündung Sudenburger Wuhne - entlang der Sudenburger Wuhne - Bahnhof Sudenburg.
Einige Fabriken erhielten so einen Gleisanschluss. 1933 wurde die Strecke aufgegeben, zurückgebaut und durch eine kürzere Schleife ersezt.
[ rbd-Magdeburg], [Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg aus dem Jahre 1879]


02.07.: Etwas neues für Sudenburg: Gleisbauarbeiten beginnen auf der Halberstädter Straße.
Bereits 1871 hatte der Berliner Johannes Büsing die Konzession erhalten, in Magdeburg zwei Pferde-Eisenbahnstrecken zu errichten. Die Konzession umfasste die Strecken Sudenburg - Neustadt und Buckau - Neustadt. Am 15.12.1876 wurde zu diesem Zweck die Magdeburger Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft gegründet. An der Endstation Sudenburg  wurden Depot (Wagonhalle und Pferdeställe) und Werkstatt der Gesellschaft errichtet, auch der Verwaltungssitz der Gesellschaft befand sich auf dem Gelände (heute Halberstädter Straße 133). [...]


16.10.: Die erste Linie der Magdeburger Pferdestraßenbahn wird in Betrieb genommen.
Sie verkehrte zwischen dem Sudenburger Depot an der Halberstädter Str. und der Sackstraße (heute Krökentor). [...]


13.12.: Weihe der neuen, heutigen Kirche ST. Ambrosius.
Die fertig gestellte neue (heutige, 6.) Kirche St. Ambrosius wird nach knapp dreijähriger Bauzeit feierlich eingeweiht.
Während der Bauzeit hatte die Ambrosiusgemeinde die Pferdeställe neben dem Rathaus als Übergangskirche für ihre Gottesdienste umnutzen dürfen. Diese Ställe lagen auf dem Gelände des heutigen Kulturzentrums Feuerwache. Das Sudenburger Rathaus (es stand an der Ecke "Halber" / Ambrosiusplatz) steht heute leider nicht mehr. Es wurde abgerissen und durch ein neues Gebäude an gleicher Stelle ersetzt. [...]

6. Kirche St. Ambrosius
Ein frühes Bild der Ambrosiuskirche.
Bildquelle: Archiv Sudenburg-Chronik

Im Hintergrund, rechts neben der Kirche, ist ein eingeschossiges Gebäude im historischen Landhausstil erkennbar. Dieser Häusertyp beherrschte bis zur Industrialisierung das Stadtbild Sudenburgs. Das Haus musste später der heutigen Bebauung weichen, einem viergeschossigen gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshaus. [...]

 - 1878 -   [nach oben]

02.10.: Der Industrielle F. A. Klusemann (Gründer der Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG) verstirbt und hinterlässt 60.000 (Gold-)Mark für die Unterstützung Armer und Bedürftiger. Klusemann wohnte an der heutigen Otto-von-Guericke-Straße. [...]
Anm.: Die Familienvilla ist erhalten und heute ein Teil des Gebäudekomplexes "Freies Schauspielhaus".

 - 1881 -   [nach oben]

Bau der Sudenburger Krankenanstalt an der Leipziger Straße.
Später wurde es nach dem Arzt Gustav Ricker benannt. 1954 wurde es zur Medizinischen Akademie und ist heute Universitätsklinik. [...]
Anm.: Die Uni-Klinik gehört heute zum Stadtteil Leipziger Straße.


Die Bevölkerungszahl Sudenburgs ist auf 13.136 Einwohner gestiegen, hat sich innerhalb von 10 Jahren fast verdoppelt. [...]


01.12.: Verlängerung der Pferdebahnlinie vom Depot Sudenburg zur Bergstraße.
Am Depot Sudenburg wird dafür eine Umsteigehaltestelle eingerichtet. Um die Steigung in nördliche Richtung überwinden zu können, werden für diesen Abschnitt extra vier kleinere Wagen angeschafft. [...]

 - 1882 -   [nach oben]

Gründung des Sudenburger Brauhaus durch Carl Dummer und Herrmann Döring.
Das "Sudenburger Bier" wurde bis in die 1970er Jahre am Langen Weg 52 gebraut. Danach wurden dort alkoholfreie Getränke hergestellt. Bis 1951 war die Brauerei in Privathand. Nach der Wende wurde die Fabrik stillgelegt und abgerissen. Erhalten ist heute nur noch die (sanierte) Doppelvilla der Firmengründer auf dem ehemaligen Firmengelände. [...]

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Doppelvilla Dummer und Döring


Der Männer-Turn-Verein MTV-Hoffnung wird gegründet. [...]

 - 1886 -   [nach oben]

Pastor Hesekiel verlässt Sudenburg.
Nach 18 Jahren verdienstvoller Tätigkeit in der Ambrosiusgemeinde wechselt er als Superintendent nach Posen. Mit ihm wird immer der Bau der Ambrosiuskirche verbunden bleiben, den er mit unermüdlichem Einsatz und Überzeugungskraft vorangetrieben und maßgeblich mit ermöglicht hat. [...]


Die Kurfürstenstraße wird angelegt.
Innerhalb kürzester Zeit entstehen beidseitig der heutigen Heidestraße 5-stöckige Gründerzeit-Mietshäuser, die meisten mit dahinter liegenden Seitenhäusern und einem Hinterhaus. Viele Bauherren hatten sofort losgelegt, ohne erst die Baugenehmigung abzuwarten. Die Wohnungsnot in Sudenburg war groß und schneller Gewinn zu erwarten. Bereits ein Jahr später zogen die ersten Mieter ein. [...]
Anm.: Die Fassaden der gesamten Straße sind heute denkmalgeschützt.


01.06.: Die Pferdebahnlinie Halberstädter Straße - Südfriedhof (über die Leipziger Straße) der Magdeburger Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft wird eröffnet. [...]

 - 1886/87 -   [nach oben]

An der Halberstädter Straße 140 (Ecke Ambrosiusplatz) wird neues Rathaus für die Sudenburger errichtet.
Für die stetig wachsende Bevölkerung war es sehr beschwerlich das Rathaus am Alten Markt zu erreichen, um die Amtsgeschäfte zu erledigen. Zu Fuß war man eine gute 3/4 Stunde unterwegs und eine Karte für die Pferdebahn war, besonders für die Arbeiterfamilien, kaum erschwinglich. Bereits zehn Jahre zuvor war dem Magdeburger Magistrat der Wunsch nach einem eigenen Rathaus vorgetragen worden. Erst jetzt, die Bevölkerungszahl hatte sich in der Zwischenzeit auf etwa 18.000 Einwohner mehr als verdoppelt, wurde der Bau genehmigt. [Halber, S. 97]

 - 1887 -   [nach oben]

Pastor Dr. Karl-Wilhelm Wolff tritt die Nachfolge Hesekiels an.
Kurz nach seinem Amtsantritt beschäftigt sich Dr. Wolff noch einmal mit dem Testament des Peter Zincke. Dabei fällt im auf, dass ein wichtiger Punkt des Vermächtnisses noch nicht erfüllt ist: Die Aufwertung von Zinckes Grabgewölbe mit einer Umzäunung und einer Gittertür "mit goldenen Knöpfen", zum Schutz der Grabkammer.
Da man in der Ambrosiusgemeinde die Befürchtung hatte, dass die Gelder aus der Zinke'schen Grabgewölbestiftung zweckentfremdet für den Kapellenbau auf einem städtischen Friedhof verwendet werden könnten, trat Wolff, als Gemeindevertreter, mit der Stadt in Verhandlungen. Man einigt sich schließlich auf den Bau einer Grabkapelle auf dem Sudenburger Kirchhof, die über dem Zincke-Gewölbe erbaut und aus Mitteln der Stiftung finanziert werden soll. [...]


Gründung des Turn- und Fechtclub Sudenburg. [NiGr1, S. 61]

 - 1888 -   [nach oben]

21.06.: Der Stadtrat genehmigt den Bau der Grabkapelle, finanziert durch Mittel der Zincke Grabgewölbestiftung. [...]

 - 1889 -   [nach oben]

Baubeginn für den zentralen städtischen Schlachthof.
Im nordöstlichen Bereich der Gemarkung Sudenburg, zwischen der Hohendodeleber Straße (heute Liebknechtstraße) und der Bahnlinie nach Braunschweig entsteht nach einer Planung von Stadtbaurat Otto Peters und Stadtbauinspektor Reinhard Beer der städtische Schlachthof. Das Bauensemble war geprägt durch gelbe Ziegelbauten mit Stahldachkonstruktionen. Errichtet wurden Viehmarkthallen, Schlachthäuser, Stallgebäude, eine Viehbörse und ein dreistöckiges Verwaltungsgebäude. [wikipedia]
Anm.: Zum Zeitpunkt der Eröffnung (am 29. Mai 1893) gehörte das Gelände jedoch nicht mehr zu Sudenburg (siehe 07.03.1892).

 - 1891 -   [nach oben]

11.01.: Einweihung der neuen Grabkapelle auf dem Sudenburger Friedhof
durch Pastor Dr. Wolff, Mitglieder des Magistrats, Stadtverordnete und der Kirchengemeinde.
Die Baukosten betrugen 11.000 Mark. Verantwortlich für die Baudurchführung waren Stadtbaurat Otto Peters und Stadtbauinspektor Emil Jaehn. [...]

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Grabkapelle Alter Friedhof


Aufhebung der baueinschränkenden Festungsbestimmungen für Magdeburg.
Darauf hatte die Stadt lange warten müssen. Durch die Aufhebung der Rayon-Bestimmungen konnten nun neue Straßen und Wohnviertel geplant werden.
Der Startschuss für einen neuen Bauboom in Magdeburg war gefallen. [...]


Das Volksbad Sudenburg wird eröffnet.
Für den Bau diese Wannen-Badeanstalt am Lemsdorfer Weg 21 - 23 zeichneten, wie auch bei der Friedhofskapelle, Stadtbaurat Otto Peters und Stadtbauinspektor Emil Jaehn verantwortlich. [...]

 - 1892 -   [nach oben]

07.03.: Gründung der "Wilhelmstadt" (heute Stadtteile Stadtfeldt-West und -Ost).
Per Erlaß von Kaiser Wilhelm I. wird am 07.03.1892 der Stadtteil Wilhelmstadt gegründet. Als südliche Grenze wird die Bahnlinie nach Braunschweig festgelegt.
Der bisher zur Gemarkung Sudenburg gehörende Bereich zwischen Hohendodeleber Straße (heutiger Straßenzug Liebknechtstraße - Hohendodeleber Straße) und Bahnlinie wird dem neuen Stadtteil "Wilhelmstadt" zugeschlagen. [SPA32/I S. 12]


Straßenumbenennungen in Sudenburg:
- Aus der Marktstraße wird die Hesekielstraße,
- Aus der Schulstraße wird die St. Michaelstraße,
- Der Neue Weg wird umbenannt in Braunschweiger Straße. [SPA18-3 S. 102]


Zwei weitere Turnvereine gründen sich in Sudenburg: Der Turnclub Frohsinn und der spätere Turnclub "Fichte". [NiGr1, S. 61]


09.06.: Der Kristallpalast an der Leipziger Chaussee in Sudenburg wird eröffnet. [...]
Anm.: Der Standort gehört heute zum Stadtteil Leipziger Straße.

 - 1893 -   [nach oben]

Das schmalste Haus Sudenburgs
wird fertig gestellt: Ein Arbeiterwohnhaus in der Bergstraße 2.
Die geringe Breite des Hauses (5,40 m) lässt sich durch den davor parkenden PKW gut veranschaulichen. Das heute denkmalgeschützte Gebäude bot in jeder der drei Etagen eine Wohnung mit Stube, zwei Kammern und einer Kochnische. Die Toilette lag außerhalb der Wohnungen. [...]
Anm.: Eine alte Sudenburgerin, deren Verwandte lange Zeit in diesem Haus wohnten, erzählte mir, dass das Gebäude in ihrem Umfeld humorvoll nur als "das schmale Handtuch" bezeichnet wurde. Irgendwie passend...

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Wohnhaus Bergstraße 2.

 - 1895 -   [nach oben]

Die Neuapostolische Kirche bezieht ihren ersten Magdeburger Gebetsraum, im Gebäude Lemsdorfer Weg 2.
[Wikipedia]


Landwirt Carl August Krakau lasst sich auf dem Grundstück seiner (ehemaligen) Zichoriendarre an der Salzmannstraße eine Villa errichten. Später kaufte sie der Industrielle Ferdinand Roth. Die heute unter Denkmalschutz stehende Villa ist leider in keinem sehr guten Zustand. Die heutigen Besitzer haben aber immerhin die nötigsten Erhaltungsmaßnahmen vorgenommen, auch die gröbsten Schäden einer Brandstiftung im Jahr 1999 wurden behoben.
Ob die Villa noch einmal in altem Glanz erstrahlt? Die Hoffnung auf eine abschließende Sanierung und Nutzung des Gebäudes bleibt... [...]

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Die Krakau´sche Villa, Ende 2012


02.10.: Bekanntmachung in "Pharmaceutische Zeitung, Berlin, vom 02. Oktober 1895":
Der Oberpräsident der Provinz Sachsen genehmigt eine zweite Apotheke für Sudenburg und schreibt sie aus. Als vorläufiger Standort wird der Schnittpunkt der Helmstädter Straße oder Westendstraße (heute Klausenerstraße) mit der Neuen Lutherstraße (heute Ostteil der Lutherstraße) festgelegt.

 - 1896 -   [nach oben]

Die Sudenburger Feuerwache wird errichtet (Halberstädter Straße 140 / Ambrosiusplatz). [...]

 - 1899 -   [nach oben]

15.09.: Die Pferdebahn hat ausgedient: Die auf elektrischen Betrieb umgestellte Strecke Sudenburg - Breiter Weg wird in Betrieb genommen. Gekennzeichnet wird die Linie durch ein rundes, grünes Schild mit einem senkrechten schwarzen Kreuz.
Mit der Umstellung haben die Pferdeställe ausgedient, die Pferde werden verkauft. Die alten Wagenhallen und Stallgebäude des Depots an der Halberstädter Str. werden nach und nach für die neuen Erfordernisse der Elektrifizierung umgebaut und es entsteht ein Werkstattneubau.
[...] Anm.: Das Depot steht heute unter Denkmalschutz und beherbergt u.a. das Straßenbahnmuseum.


Gründung des Sportvereins M.S.C-Preußen 99. [NiGr1, S. 63]

 - 1901 -   [nach oben]

Die Braunschweiger Firma Drenckhahn & Sudhop, Beton- und Eisenbeton-Bau, Röhren- und Kunststeinfabrik, errichtet eine Chausseeüberführung über die Eisenbahn bei Sudenburg.
[...]
SEDANBRÜCKE!!!!! Wann wurde der Sedanring (heute Südring) fertiggestellt und eröffnet?

 - 1904 -   [nach oben]

Der 1. Geistliche von St. Ambrosius, Pastor Dr. Wolf, verstirbt.
Die Begräbnisfeier, geleitet von Pastor Emil Littann und Superintendent Trümpelmann, findet am 06.12.1904 in der Ambrosiuskirche statt. Dr. Wolff wird auf dem Alten Sudenburger Friedhof bestattet. Seine Grabstätte ist als historische Grabstätte noch erhalten und liegt in der Nähe der Kapelle, deren Bau mit ihm verbunden bleibt. [...]


Die Westerhüser Straße (heute Otto-Richter-Straße) wird durch den Mieter-Bau-und-Sparverein angelegt. 1916 ist die Bebauung abgeschlossen. Vorhandene seitliche Stichstraßenansätze weisen noch heute auf eine damals größer geplante Siedlung hin, die aber nie weiter ausgeführt wurde. [...]

 - 1905 -   [nach oben]

Dez.: Einführung von Liniennummern im Straßenbahnverkehr.
Die Strecke Sudenburg - Breiter Weg - Neue Neustadt erhält die Linienbezeichnung 1 (heute Linie 10). Für die Kennzeichnung wird das schwarze Kreuz durch die Ziffer eins ersetzt, weiterhin auf grünem Grund. [...]

 - 1906 -   [nach oben]

Der Justizpalast (heute Landgericht) an der Halberstädter Straße 6 a wird errichtet. Es entsteht auf dem Gelände der abgebrannten Zuckerfabrik Burchard. Für den Bau verantwortlich zeichnen der Reg.- und Baurat Angelroth und Paul Thoemer. [...]


23.09.: Das Blaukreuzheim an der Bahrendorfer Straße wird feierlich eröffnet.
Es entstand auf der Nordseite der Straße, auf einem etwa 1 Morgen großen Ackergrundstück neben dem Zinkestift, das von der Stadt gepachtet wurde. Nach Plänen des Sudenburger Maurermeisters Max Behrendt entstand ein Fachwerkkomplex mit einem Saal für 300 Personen und Nebenräumen. Die Baukosten betrugen ca. 10.000 Mark, die größtenteils durch Spenden zusammenkamen. 2.000 Mark davon bewilligte der Magistrat als Zuschuss und verpflichtete sich, die Arbeit des Blauen Kreuzes mit jährlich 130 Mark zu unterstützen. Die rückwärtige Giebelwand zierte die Nachbildung einer großen Christusstatue des Dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen, welche die Blaukreuzfrauen gespendet hatten.  Für die Außenanlagen spendete der Gärtnereibesitzer Franke aus Frankenfelde zwei Fuhren Bäume und Sträucher.
Maßgeblich für diesen Bau war das Engagement des 2. Pfarrers der St. Ambrosiusgemeinde Emil Littann, der auch 1899 für die Gründung der Sudenburger Ortsgruppe des Blauen Kreuzes verantwortlich zeichnete und ab Dezember 1902 die Leitung der Organisation für Mitteldeutschland übertragen bekam. [Ambro S. 84]

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Saal des Blaukreuzheimes.
(Bildquelle: Postkarte, Archiv Sudenburg-Chronik)


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Das Original der Christusstatue von Bertel Thorvaldson
Standort: Frauenkirche, Kopenhagen.
Bildquelle: wikimedia
gemeinfrei veröffentlicht von lbRasmussen.

Anm.: Der Verbleib der Nachbildung aus dem Blaukreuzheim (nach
1955) entzieht sich leider meiner Kenntnis.

 - 1910 -   [nach oben]

Nach langen, zähen Verhandlungen gelingt es der Stadt Magdeburg, den ehemaligen parkartigen Garten des Gutsbesitzers Schneider in ihren Besitz zu bringen und in einen, von den Sudenburgern gewünschten, öffentlichen Park zu verwandeln.
Bis heute ist der Schneidersgarten die (leider) einzige öffentliche Parkanlage Sudenburgs. In der Mitte der 1,3 Hektar großen Parkanlage liegt bis heute das denkmalgeschützte Familiengrab der Familie Schneider. Der Erhalt der Grabanlage war eine Bedingung der Familie Schneider. Die vorgesehene Verlegung in eine in Sudenburg geplante neue Kirche scheiterte, da diese geplante Filialkirche der Ambrosiusgemeinde (in Helmholzstraße) nicht realisiert werden konnte. Der Erste Weltkrieg und die nachfolgende Inflationszeit machten die Finanzierung unmöglich.
Die Stadt kam dem nach Bayern verzogenen Schneider und seiner Familie bei der Gestaltung des Bebauungsplanes für die Vermarktung seines 1860 angelegten Gutes entgegen, so dass die Schneiders schließlich in den Verkauf des Parks einwilligten. [SPA??, S.??]

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Der Park "Schneidersgarten"


Die Beamtensiedlung des "Alfred Krupp-Gruson-Werkes" entsteht.
Unter der Regie des des 1909 gegründeten "Bauverein der Grusonwerk-Beamten" entsteht zwischen 1910 und 1922 im südlichsten Bereich der Gemarkung Sudenburg, an der Leipziger Chaussee, zwischen der Brenneckestraße und dem ehem. Fort II eine Siedlung aus Zweifamilienhäusern für die leitenden Angestellten ("Beamten") des Werkes. Dafür werden drei Straßen angelegt, die die Vornamen der Krupps tragen:

[...]

 - 1911 -   [nach oben]

Baubeginn für die "Gartenstadtsiedlung Reform".
Wie auch der "Bauverein der Grusonwerk-Beamten" entstand 1909 die Genossenschaft "Gartenstadt-Kolonie Reform", die von 19 Arbeitern des Krupp-Gruson-Werkes gegründet wurde. 1911 entstanden in der Gemarkung Lemsdorf "Verlorener Grundstein", westlich der Beamtensiedlung, die ersten vier Häuser der Gartenstadt Reform. Ab 1912 übernahmen die Architekten Bruno Taut und Franz Hoffmann die Planung der Siedlung, die bis 1930 ständig erweitert wird.
Die Anfänge des heutigen Stadtteils "Reform" waren gelegt.
Auf ehemals Sudenburger Grund entstehen noch die Straßen:

[...]


Dezember: Unter dem Namen "Kino-Schauspiele" eröffnet der Schausteller August Müller an der Halberstädter Straße 135 das erste feste Lichtspielhaus Magdeburgs. Durch mehrfache Umbauten und Erweiterungen wird die Kapazität von anfänglich 308 auf 762 Plätze im Jahre 1926 gesteigert. Zu diesem Zeitpunkt wird das Kino umbenannt und erhält seinen heute bekannteren Namen: "Scala-Lichtspiele". [...]

 - 1912 -   [nach oben]

Die Bevölkerungszahl Sudenburgs ist auf 40.661 Einwohner gestiegen. [...]

 - 1913 -   [nach oben]

Im Hinterhaus an der Halberstädter Straße 122 eröffnet eine zweigeschossige "Dampfbad Anstalt", das Augusta-Bad.
Das Wannenbad war so erfolgreich, dass es die Besitzerin, die Witwe Marie Moritz, bereits im Jahr 1914 um zwei Zellen und einen Aufenthaltsraum für den Bademeister erweitern lässt. Beheizt wurden die Bäder durch einen Dampfkessel im Keller des Gebäudes. Der Schriftzug Augusta-Bad ziert noch heute die Gebäudefassade an der Halberstädter Straße, denn ein heute dort ansässiges Gesundheitszentrum hat diesen Namen übernommen. [...]

Foto Fassade!


01.11.: Das neue Magdeburger Polizeipräsidium an der Halberstädter Straße 2 wird eingeweiht.
Der 1,1 Millionen Mark teure Gebäudekomplex entstand nach Plänen des Geheimen Oberbaurats Launer auf einem ca. 6.000 qm großen Gelände. Die Bürger hatten nun eine zentrale Anlaufstelle, denn die einzelnen Dienststellen lagen vorher über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Im Gebäudekomplex untergebracht wurden unter anderem das Einwohnermeldeamt, Fundbüro, KFZ-Büro, das Kommando der Schutzpolizei, die Kriminaldirektion, Polizeikasse und -wache, das Kommissariat für Gewerbesachen und das Polizeigefängnis. [Halber, S. 25]
Anm.: Heute ist das Gebäude Sitz des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt.

 - 1914 -   [nach oben]

Ausbruch des 1. Weltkriegs.

 - 191? -   [nach oben]

...

 - 1918 -   [nach oben]

Mit der Kapitulation Deutschlands endet der Erste Weltkrieg.

 - 1920 -   [nach oben]

Das "Stadion am Königsweg" wird fertig gestellt, das heutige "Heinrich-Germer-Stadion". [...]

 - 1922/23 -   [nach oben]

Hyperinflation im Deutschen Reich mit Folgen auch für Sudenburg. Einige Industrieunternehmen gehen in Konkurs. ... Rentenmark ...
[...]

 - 1920er -   [nach oben]

Eine Eigenheimsiedlung entsteht südlich der Halberstädter Chaussee (zu diesem Zeitpunkt noch in der Gemarkung Ottersleben), zwischen der heutigen Brenneckestraße und dem Bach Klinke. Für diese Siedlung wurden angelegt:

[...]
Benennungen und Anlagezeitpunkt nicht korrekt. Überarbeiten!!!!!

 - 1925 -   [nach oben]

B_1933/Linie_1_1925_w.jpg
Eine "Elektrische" der Linie 1: Neue Neustadt - Breiter Weg - Sudenburg
mit posierendem Personal: Der Fahrer und zwei Schaffner.
[Bildquelle: Archiv Sudenburg-Chronik]

 - 1926 -   [nach oben]

Die Siedlung Schneidersgarten entsteht.
Zwischen 1926 und 1932 entsteht die von Carl Krayl und Maximilian Worm geplante Siedlung auf dem Gelände des ehemaligen Schneider'schen Gutes, zwischen Halberstädter Straße und der Sudenburger Wuhne. Eingefasst wird die Siedlung westlich von der Brunnerstraße und östlich von der der Jordanstraße. Als Erschließungsstraßen entstehen die Straßen:

Im südlichen Teil der Siedlung, zwischen den Straße Scheidersgarten und Dürerstraße, liegt der bereits 1910 erworbene öffentliche Park "Schneidersgarten". Damals war er noch eingezäunt und ein angestellter Parkwächter sorgte für Ordnung.
Die ersten Häuser der Siedlung entstehen zwischen der Dürer- und Holbeinstraße, nördlich des Parks. [SPA??, S. ??]


Eröffnung der Palast-Lichtspiele in der Braunschweiger Straße 25.
Emil Paul, aus der Kurfürstenstraße 8, betrieb dieses Kino, das für 600 Besucher Platz bot. [...]

 - 1929 -   [nach oben]

Das Gemeindehaus St. Michael in der Helmholtzstraße 4 entsteht. (Ernst Hermann Scheibe). Die Finanzierung einer neben dem Gemeindehaus geplanten Filialkirche der Ambrosiusgemeinde, für die Sudenburger im Bereich der Leipziger Straße, scheitert an folgendem Ereignis: [...]


24.10.: "Schwarzer Freitag".
An diesem Donnerstag kommt es an der in den USA zum Börsencrash, der am folgenden Tag (Freitag) auch Europa erreichte. Dieser deshalb in Europa als "Schwarzer Freitag" bezeichnete Tag löste die Weltwirtschaftskrise aus, die erst 1932 ihren Tiefpunkt fand.
Die Folgen für Sudenburg waren, wie in ganz Deutschland, ein Einbruch der Wirtschaft, Firmenkonkurse und eine stetig wachsende Arbeitslosigkeit. Die daraus resultierende politische Krise förderte das Erstarken der extremen Parteien, besonders der rechten NSDAP. [...]

 - 1931 -   [nach oben]

Das "Laubenganghaus" an der Ecke Amsdorfstraße 5-7 / Helmstedter Straße 39-40 wird gebaut. (Arch.  Friedrich Rother). [...]


Pfarrer Bruno Spennemann, gebürtige Sudenburger, übernimmt die 3. Pfarrstelle an St. Ambrosius.
Er tritt die Nachfolge von Pastor Karl Goernemann an, der in den Ruhestand verabschiedet wird.
[...]


07.08.: Die neue Hautklinik am Sudenburger Krankenhaus (Leipziger Straße) wird feierlich eröffnet. [VS, 01.01.1932]

 - 1933 -   [nach oben]

Machtergreifung der nationalsozialistischen NSDAP.
Adolf Hitler wird Reichskanzler.

weiter mit 1933 - 1945

Quellen:

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www.sudenburg-chronik.de - Thomas Garde - CC-BY-SA 3.0 - DE