Die Chronik von Sudenburg

1945 - 1990

Bearbeitungsstand: 09.01.2021

Die DDR-Zeit: Vom Ende des 2. Weltkriegs bis zur Deutschen Einheit.

Einen guten Einstieg in diese Epoche liefert die Homepage des Kulturhistorischen Museums Magdeburg:
"Auf Befehl der Besatzungsmacht wurden unmittelbar nach Kriegsende noch brauchbare Industrieanlagen demontiert und als Kriegsentschädigung in die Sowjetunion transportiert. Ab 1947 wandelten die Sowjets noch vorhandene Betriebe in Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG) um. Ende der 50er Jahre gingen die SAG-Betriebe in deutsches Volks- (Staats-) eigentum über und bildeten die industrielle Grundlage der Wirtschaft der seit 1949 bestehenden Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Die von der Sozialistischen Einheitspartei (SED) zentralisierte und stark ideologisierte ökonomische Politik, die damit verbundene Abschottung des Binnenmarktes und die Orientierung auf den Handel mit den Ländern Mittel- und Osteuropas führten bereits Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre zu einer insgesamt desaströsen Wirtschaftslage. Durch mangelnde Investitionen in moderne Technologien sowie ein steigendes Defizit in der Handelsbilanz vor allem mit den westlichen Ländern und nicht zuletzt infolge der Ölkrise konnten die staatlichen Betriebe immer weniger mit den Anforderungen des Weltmarktes Schritt halten.

Mit Hilfe von Parteien und Massenorganisationen, die sich dem Führungsanspruch der SED unterordnen mussten, und durch die gleichzeitige Verfolgung von Regimegegnern und Oppositionellen gelang es der nach stalinistischem Vorbild geführten Einheitspartei mit Unterstützung der Besatzungsmacht politische Krisen zu überstehen.
Die Menschen versuchten sich einzurichten unter der "Diktatur des Proletariats“. Sie hatten nur das eine Leben und arbeiteten für den privaten Wohlstand und ihr Glück. Manche hofften auf die propagierte sozialistische Alternative zur kapitalistischen Gesellschaft. Dennoch flüchteten bis 1961 jährlich Tausende und nach dem Bau der Mauer - viele unter Lebensgefahr- in die Bundesrepublik Deutschland (BRD)."

Quelle:  Homepage Kulturhistorisches Museum

 - 1945 -   [nach oben]

Juni: Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) mit Sitz in Berlin-Karlshorst wird ins Leben gerufen und übernimmt als höchste Behörde die Regierungsgewalt über die SBZ (Sowjetisch besetzte Zone). Ihre Befehle haben Gesetzeskraft. [...]


01.07.1945: Die Britten räumen Magdeburg und übergeben den Westteil, somit auch Sudenburg, vertragsgemäß an die sowjetischen Truppen. [...]


Deutschland ist in 4 Zonen aufgeteilt. Magdeburg liegt im sowjetischen Sektor, der SBZ (Sowjetisch besetzte Zone). Jede Zonenmacht regiert ihren Sektor nach eigenen Vorstellungen. Während die drei Westzonen am bewährten Wirtschaftssystem festhalten, wird der Weg in der SBZ in eine völlig andere Richtung einschlagen, angelegt an das sowjetische System. Auch politisch schlägt die SBZ einen völlig anderen Weg an, als die Westzonen. Während der Westteil auf eine Repräsentative Demokratie und die Soziale Markwirtschaft zusteuert, wird die SBZ auf "Sozialismus" und Planwirtschaft umgestellt. [...]


Bildung der neuen Provinz Sachsen.
Dazu vereinigt die SMAD die Provinzen Magdeburg, Halle-Merseburg, den Freistaat Anhalt (um Dessau), die Enklave Calvörde (vormals zu Braunschweig gehörend), den östliche Teil des Landkreises Blankenburg im Harz (ebenfalls Braunschweig) und die thüringische Enklave Allstedt. [...]


30.10.1945: SMAD-Befehl Nr. 124 wird erlassen.
Auf Grundlage dieses Befehls werden die Vermögen aller als Kriegsverbrecher eingestuften Betriebe eingezogen. Viele Magdeburger Großbetriebe sind betroffen, u.a. Krupp-Gruson AG, Maschinenfabrik R. Wolf, Schäffer & Budenberg, Fahlberg-List AG und der Faber-Verlag.
[auch Sudenburger Betriebe? Noch unklar.]


01.11.1945: Das TIVOLI wird eröffnet.
Im Haus Halberstädter Straße 110, am Eiskellerplatz, eröffnet das Variete- und Revue-Theater Tivoli. Direktion: Schlein und Weinstein.

Tivoli.jpg
Logo des Tivoli am Eiskellerplatz

 - 1945/46 -   [nach oben]

Die SMAD führt eine Bodenreform durch, in deren Verlauf Großgrundbesitzer mit mehr als 100 ha Fläche und als Kriegsverbrecher oder NSDAP-Aktivisten eingestufte Grundbesitzer entschädigungslos enteignet und von ihrem Land vertrieben werden. Wer es nicht in den Westen schaffte, musste mit Verfolgung und Internierung rechnen. Für die Rüstung tätige Betriebe werden enteignet. [...]


Die stalinistische Verfolgung machte auch vor unbelasteten Wirtschaftsführern, Fabrikanten und Oppositionellen nicht halt. Es passierte, dass Personen aus diesem Kreis zu "Gesprächen" gebeten wurden und nie zurück kehrten... [...]

 - 1946 -   [nach oben]

Die Zwangsvereinigung von KPD und SPD führt am 21. und 22.04.1946 zur Gründung der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands), die eine marxistisch-leninistische Ausrichtung erhielt. Bis 1949 sollte sich diese Partei (unter sowjetischem Druck) soweit umformen, dass sie eine zentralistische Führungsform erhielt und sozialdemokratische Tendenzen nach und nach eliminiert wurden. [...]


Im gleichen Jahr finden Landtagswahlen statt. Trotz massiver Unterstützung der Besatzungsmacht kann die SED in keinem Land der SBZ eine absolute Mehrheit zu erringen.
Die SED wird ihre Lehren daraus ziehen und ein für sie "etwas" günstigeres System einführen: Die Einheitsliste mit von ihr vorhab festgelegten Abgeordneten.


Oktober: Der Name Provinz Sachsen wird in Provinz Sachsen-Anhalt geändert. [...]

 - 1947 -   [nach oben]

21.07.1947: Erneute Umbenennung: Aus der Provinz Sachsen-Anhalt wird erstmals das Land Sachsen-Anhalt. Die Landeshauptstadt ist Halle. [...]

 - 1948 -   [nach oben]

Juni 1948: Währungsreform in den Besatzungszonen.
Die Reichsmark wird durch die Deutsche Mark ersetzt, West-Mark in den drei westlichen Zonen, Ost-Mark in der SBZ. [...]


02.10.1948: Zuckerraffinerie arbeitet wieder.
Die im Krieg schwer beschädigte Magdeburger Zuckerraffinerie an der Halberstädter Straße ist wiederhergestellt und nimmt ihre Arbeit wieder auf. [...]


Der Landtag von Sachsen-Anhalt beschließt ein Gesetz zur Überführung der Lichtspielhäuser in Gemeineigentum.
Folge: Die Sudenburger Kinos werden enteignet, die privaten Eigentümer verlieren ihren Besitz. Die neuen Machthaber können nun, ohne viel Aufwand, dafür sorgen, dass der Bürger Werktätige nur noch das zu sehen bekommt, was er auch sehen soll. [...]
Anm.: Ein Schelm, wer hier an staatliche Kontrolle, Zensur und Propaganda denkt... oder?

 - 1949 -   [nach oben]

Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung wird die Schule in der Salzmannstraße umbenannt in Lessingschule. [NiGr2, S. 50]


23.05.1949: Gründung der "Bundesrepublik Deutschland" (BRD), zusammengesetzt aus den Territorien der drei West-Sektoren. [...]


07.10.1949: Gründung der "Deutschen Demokratischen Republik" (DDR) und Bildung einer provisorischen Regierung. Wilhelm Pieck wird erster (und einziger) Staatspräsident. [...]


27.11.1949: Saal des Kristallpalast wird wiedereröffnet.
Der Saal des im Krieg zerstörten Kristall-Palastes wird wieder der Öffentlichkeit übergeben. [FB T.Ge.]


Die Maschinenfabrik Georg Becker & Co. an der Sudenburger Wuhne wird enteignet... [...]


Massenhaft Straßenumbenennungen. In der Regel erhielten die Straßen die Namen von "Widerstandskämpfern" und "Antifaschisten", aus Sichtweise der SED-Parteiführung. [...]

 - 1950 -   [nach oben]

10.10.1950: Erste Volkskammer"wahl" in der DDR.
Die SED hatte aus den Ergebnissen von 1946 gelernt und es war nur eine Einheitsliste zu "wählen", wodurch die Sitzverteilung bereits vorab festgelegt war.

Ergebnis: "Wahlbeteiligung": 98,53 % / "Ja": 98,72 % / "Ungültig": 0,28 %
Anm.: Fehlt da nicht 1 % ? Die weiteren "Wahlen" spare ich mir, obwohl es im Vorfeld (parteiintern) scheinbar immer ein lustiges Auswürfeln der Nachkommastellen gab...

 - 1951 -   [nach oben]

30.06.1951: Als Linie A wird die erste Magdeburger O-Bus-Linie (Oberleitungsbus) eröffnet, die Lemsdorf mit Buckau verbindet.
Linienführung ab Zentrum Lemsdorf:  Blankenburger Str - Salzmannstraße - Heidestraße - Halberstädter Str. - Lemsdorfer Weg - Staßfurter Straße - Ackerstraße (heute Teil der Cochstedter Str.) - Cochstedter Straße -Wiener Straße - Raiffeisenstraße - Warschauer Straße bis zur Wendeschleife an der heutigen Schönebecker Straße, die über die Klosterberge- und Basedowstraße zurück zur Warschauer Straße führte.
Das Busdepot wurde in der ehemaligen Montagehalle der Maschinenfabrik von Röhrig & König, Ecke Blankenburger Str. / Brenneckestraße eingerichtet. Diese denkmalgeschützte Industriehalle besteht heute leider nicht mehr. Nach einem Dacheinsturz musste sie abgebrochen werden. [...]
Anm.: Der Teilabschnitt "Staßfurter Str." bezeichnet die Stichstraße, die südlich des Volksbad Sudenburg, den Lemsdorfer Weg mit der damaligen Ackerstraße verband. Diese Straße ist heute nur noch als Teilstück erhalten, die ein daran angesiedeltes "Bowlingcenter" erschließt und vor dem Fahrdamm des Magdeburger Ring endet. Das Straßenfragment zählt heute zum Lemsdorfer Weg.

B_1990/Obus_w.jpg
Oberleitungsbus
Bildquelle: Archiv Sudenburg-Chronik

 - 1952 -   [nach oben]

Gebietsreform in der DDR.
01.05.1952: Die Stadt Magdeburg wird in vier Verwaltungsbezirke eingeteilt: Nord, Mitte, Süd und Südost, für die jeweils eine eigene Stadtbezirksverwaltung eingerichtet wird, um durch diese Dezentralisierung die Verwaltungsarbeit zu verbessern. Auf gewachsene Stadtteilstrukturen wurde bei dieser "Reform" wenig Rücksicht genommen, auch zeigen die eingeführten Stadtbezirksbezeichnungen eher die Paranoia der "Damen und Herren Sozialisten" gegenüber der Bezeichnung "West", die sich jedoch nicht ganz vermeiden ließ, wie die Teilbezirke "Nordwest" und "Südwest" bezeugen. [Stadtplan Magdeburg 1952]


Bezirk NORD: Eine passende Bezeichnung, da sie die nördlichen Stadtteile Magdeburgs umfasste.

Bezirk Mitte: Etwas irreführend, da der Bezirk zwar die Altstadt umfasst, aber auch den Werder und die ostelbischen Stadtteile. Ebenfalls diesem Bezirk wird der Ostteil der ehemaligen Wilhelmstadt (heute Stadtfeld-Ost) zugeschlagen. Das Stadtfeld wird somit (Grenzverlauf Westring) in zwei Teile zerschnitten. Kurioserweise wurde, nach der Eingemeindung am 01.04.1979, auch das nordwestlich gelegene Olvenstedt  dem Stadtbezirk MITTE zugeordnet.

Bezirk SÜDOST: Der eigentliche Bezirk Süd, da er alle südlichen Stadtteile umfasst: Buckau, Fermersleben, Salbke und Westerhüsen. Zugeschlagen werden auch Reform (südlich der Brenneckestraße), Hopfengarten und die südlich davon gelegenen Wohnsiedlungen.

Bezirk SÜD: Eigentlich hätte er WEST heißen müssen, aber das ging ja nicht... Der Stadtbezirk "SÜD" umfasst die westlichen Magdeburger Stadtteile Lemsdorf, Sudenburg, Stadtfeld-West, Diesdorf und im Norden die Siedlung "Lindenweiler".
Der "Rat des Bezirks Süd" wurde jedoch nicht, wie man hätte annehmen können, bürgerfreundlich zentral angesiedelt, sondern lag im Stadtbezirk SÜDOST, in der Jean-Burger-Straße 11.


Mit der neuen "Bezirksaufteilung" wird das ehemalige Sudenburger Stadtgebiet östlich der Leipziger Straße abgetrennt und dem Bezirk SÜDOST zugeordnet.
Für folgende auf Sudenburger Grund angelegte Straßen endet hier die Sudenburger Chronik:

Im abgetrennten Bereich liegen:

Anm.: 1953 wird der Pfarrbezirk St. Ambrosius Süd als Kirchengemeinde St. Michael in die Eigenständigkeit entlassen.


25.07.1952: Bildung der Bezirke Halle und Magdeburg.
Der Landtag von Sachsen-Anhalt beschließt seine Selbstauflösung und die Bildung der Bezirke Halle und Magdeburg. Magdeburg und Halle werden Hauptstädte der gleichnamigen Bezirke.
Vorausgegangen war das am 23.07. von der DDR-Regierung beschlossene „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR", das die Auflösung der Länder und die Neuaufteilung der DDR in 14 Bezirken verfügte. [...]


07.08.1952: Der Rat des Bezirks Magdeburg konstituiert sich im AMO-Kulturhaus (Kulturhaus „Ernst Thälmann"). [...]


20.08.1952: Nach einjähriger Sanierung wird der Sportplatz am Königsweg (heute Salzmannstraße) mit einem Freundschaftsspiel vor 20.000 Zuschauern wieder eröffnet. Das Stadion wurde von vorhandenem Kriegschutt befreit, neue Tribünen wurden errichtet und die Rasenfläche neu angelegt.
Die Sportstätte erhält ihren heutigen Namen "Heinrich-Germer-Stadion", benannt nach dem im Juni 1952 verstorbenen Magdeburger (SED) Politiker und Pädagogen Heinrich Germer, der damit für sein Engagement beim Wiederaufbau Magdeburgs und Sachsen-Anhalts, besonders dem Schul-, Volkshochschul- und Kulturwesen, geehrt wird. Germer hatte auch den Anstoß für die Wiederherstellung des Stadions gegeben. [wikipedia]
Fragen:
Welche Mannschaft kickte zur Eröffnung gegen Motor Zwickau und wie ging das Spiel aus?
Woher stammte der Kriegsschutt?
Wann wurde der Königsweg in Salzmannstr. umbenannt? 1952 wegen Eingemeindungen?
Artikel VS 18.10.2012 prüfen.


09.09.1952: Die Gemeinde Groß-Ottersleben wird als Bezirk "Südwest" mit seinen rund 16.000 Einwohnern eingemeindet. [...]
Anm.: In diesem Fall einmal eine angemessene Bezeichnung, Südsüd hätte sich blöd angehört...


07.12.1952: Einführung von Hausbüchern.
In den Stadtbezirken wird damit begonnen, an Hausbesitzer und Hausverwalter "Hausbücher" auszugeben, denn ab 15. Dezember werden keine An-, Ab- oder Ummeldungen ohne Vorlage desselben auf der Polizei-Meldestelle mehr vorgenommen. [36, S. 58]

B_1990/DDR_Hausbuch_Braunschw_34_w.jpg
DDR-Hausbuch (der Braunschweiger Straße 34)
Bildquelle: Archiv T. Garde


13.-15.12.1952: Streiks in Magdeburger Betrieben.
Unregelmäßigkeiten bei der Verteilung von Jahresendprämien führen in einigen Magdeburger Betrieben zu Arbeitsniederlegungen. Auch in Sudenburg? Klären! [37, S. 179]
Anm.: Die "Jahresendprämie" ersetzte in der DDR den Begriff "Weihnachtsgeld", der ja kirchlichen Bezug hat und deshalb aus dem Sprachgebrauch zu verschwinden hatte. Gleichsetzen kann man diese Zahlungen allerdings nicht, da die Jahresendprämie einen Bezug auf die Arbeitsleistung hatte, während das Weihnachtsgeld eine (mehr oder weniger) freiwillige Prämie der Arbeitgeber ist/war. Heutzutage eher "weniger" und "war"...

 - 1953 -   [nach oben]

19.01.1953:  Der 1949 enteignete und verhaftete Fabrikbesitzer Georg Becker verstirbt im Alter von 74 Jahren. Von während der Haftzeit zugezogenen schweren gesundheitlichen Problemen hatte er sich nicht mehr erholen können. 2006 wird dem sozial engagierten Sudenburger eine Straße gewidmet, die Georg-Becker-Straße. [...]


17. Juni. 1953: Volksaufstand in der DDR.
Sudenburg wird zum Magdeburger Hauptschauplatz des Volksaufstandes, der sich u.a.  gegen die angeordnete Normenerhöhung richtete.
Während der Auseinandersetzung vor der Polizeidirektion, dem Gericht und dem Gefängnis kommen die beiden Polizeiangehörigen Georg Gaidzik und Gerhard Händler und der MfS-Oberfeldwebel Johann Walbach ums Leben. Die Demonstranten hatten eine gewaltsame Befreiung politischer Gefangener versucht, bei der es zu Schusswechseln kam. Über die Opfer unter den Demonstranten wurde natürlich nicht berichtet. [...]

Am Abend werden Herbert Stauch und Alfred Dartsch verhaftet.


18.06.1953: Herbert Stauch wird wegen angeblicher Rädelsführerschaft im Sudenburger Gerichtsgebäude vor einem sowjetischen Militärtribunal der Prozess gemacht. Alfred Datsch wird die Tötung des Volkspolizisten Händler zur Last gelegt. Das Gerichtsprotokoll von Herbert Stauchs "Verfahren" ist erhalten geblieben. Aus diesem ergibt sich:
- 13:05 Uhr: "Verhandlungs"-Beginn.
- 13:45 Uhr: "Gericht" zieht sich zur Beratung zurück.
- 14:00 Uhr: Urteilsverkündung: Schuldig des bewaffneten Aufstandes, Tod durch Erschießung.
- 14:15 Uhr: Herbert Stauch wird auf dem Gelände der Sudenburger Strafvollzugsanstalt von zwei Volkspolizisten durch Genickschuss hingerichtet.
- 14:20 Uhr: Auf die gleiche Weise wird im Anschluss auch Alfred Dartsch getötet.

Gedenktafel 17. Juni
Gedenktafel am am heutigen Innenministerium,
der früheren Polizeidirektion, Halberstädter Straße 2.

Über Alfred Dartsch ist nicht viel bekannt. Herbert Stauch war eher zufällig in die Menge der protestierenden Bürger geraten und zum Delegierten für Verhandlungen mit der Polizei gewählt worden. Er hatte an keinerlei gewalttätigen Auseinandersetzungen teilgenommen. Stauch wurde als Sündenbock verhaftet und zur Abschreckung in einem Scheinprozess verurteilt, dessen Urteil wohl schon vorher feststand. Eine ernsthafte Ermittlung oder Zeugenanhörung fand nicht statt. Man hat sich so wenig Mühe mit dem Verfahren gegeben, dass sogar sein Name in der nachfolgenden öffentlichen Bekanntmachung falsch geschrieben war: Strauch statt Stauch.
Im März 1996 wurden Stauch und Dartsch von russischen Militärstaatsanwälten rehabilitiert. Zu Stauchs Gedenken wurde 2003 der westliche Teil der "Hallischen Straße", zwischen "Platz des 17. Juni" und "Am Sudenburger Tor", umbenannt in Herbert-Stauch-Straße.


Die Dampfmühle W. A. Drenckmann an der Halberstädter Straße/Ecke Südring wird enteignet und als Werk III in das Kombinat Magdeburger Mühlenwerke eingegliedert. [...]


28.10.1953: Als Linie D wird die O-Bus-Verbindung (Oberleitungsbus) zwischen Sudenburg und Südwest (Ottersleben) eröffnet.
Linienführung: Startpunkt Halberstädter Str. / Kroatenweg - Halberstädter Chaussee - Magdeburger Straße - Wendeschleife auf dem Geschwister-Scholl-Platz (der heutige Eichplatz). [...]


11.12.1953: Eröffnung Poliklinikt.
Im Gustav-Ricker-Krankenhaus (vorm. Krankenanstalt Sudenburg) wird eine Chirurgische Poliklinik eröffnet. [FB T.Ge.]

 - 1950er -   [nach oben]

In Sudenburg werden in den 1950er Jahre mehrere neue Wohnsiedlungen errichtet.
Die Projekte werden von neu gegründeten Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften in konventioneller Bauweise durchgeführt. Die beschlossenen Wohnungsbaukampagnen dieser Zeit sollten dringend benötigten neuen Wohnungen schaffen, waren aber auch der Versuch, durch attraktiven Wohnraum, der zunehmenden "Republikflucht" von Ingenieuren und Facharbeitern entgegenzuwirken. Ohne großen Erfolg, die Welle der "Flüchtlinge" in den Westen riss nicht ab. [...]

 - 1954 -   [nach oben]

04.12.1954: Feierliche Grundsteinlegung für die ersten Wohnprojekte im Geschosswohnungsbau, die durch Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften (AWGs) in Sudenburg entstanden:
- An der Lutherstraße 8 nach dem sog. "Berliner Typ" durch die AWG "Georgij Dimitroff" (VEB Schwermaschinenbau, Gründung 28.08.1954).
- An der Sudenburger Wuhne 33/34 Häuser des Typs W53/2 durch die AWG "Karl Marx" (MAW, Gründung 16.09.1954). [...]

Die Namensgebung der AWGs bezog sich auf den jeweiligen Stammbetrieb ihrer Mitglieder.
Um den geplanten Baubeginn zu halten, hatten die AWG-Mitglieder im Vorfeld nur vier Wochen Zeit, um mit Hacke und Schaufel, ohne schweres Gerät, die Baugruben in Eigenarbeit auszuheben. Der zeitliche Verzug an der Sudenburger Wuhne konnte durch die Hilfe sowjetischer Soldaten und einer Verkehrsstaffel der Volkspolizei abgebaut werden.
Errichtet wurden die Häuser mit Trümmersteinen aus der Hohepfortestraße, bzw. vom Universitätsplatz, die von den AWG-Mitgliedern nach Feierabend bearbeitet und vom jeweiligen Trümmerberg zur Baustelle nach Sudenburg transportiert wurden.
Der zur Verfügung gestellte Baugrund wurde der dort ansässigen Gartensparte entzogen. Die betroffenen Pazellennutzer mussten das Gelände räumen.

 - 1955 -   [nach oben]

Die Lessingschule (Salzmannstraße) stellt als letzte Magdeburger Schule auf gemischte Schulklassen um. Seit der Errichtung der Schule 1889/1891 waren Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet worden. [NiGr2, S. 50]


30.11.1955: Die ersten 12 fertigen Wohnungen an der Lutherstraße werden an ihre neuen Bewohner übergeben. Die Miete betrug etwa 40 DM. [...]


05.12.1955: Auch an der Sudenburger Wuhne können die ersten 12 Wohneinheiten von der AWG "Karl Marx" an ihre neuen Mieter übergeben werden. [...]

 - 1956 -   [nach oben]

Die Bebauung der Straße Südring beginnt.
Im südlichen Abschnitt werden fünf schlichte Wohnblocks errichtet, ein vier- und zwei dreigeschossige Wohnblocks auf der Westseite, zwei dreigeschossige Wohnblocks auf der Ostseite der Straße. Welche AWG?
[...]

 - 1958 -   [nach oben]

Weitere AWG-Wohnblocks entstehen durch die AWG "Georgij Dimitroff" an der Ostseite der Straße Langer Weg. Auch dieser Baugrund wurde der Gartensparte entzogen.
Mit dieser Baumaßnahme wird die dreiseitige Umbauung der Gartenkolonie zwischen Langer Weg, Sudenburger Wuhne, Wolfenbütteler Straße und Lutherstraße abgeschlossen. Es entstehen insgesamt 11 dreigeschossige Wohnblocks mit jeweils 12 Wohnungen, also insgesamt 132 Genossenschaftswohnungen.
Fünf Blocks liegen am Langen Weg und je drei an der Sudenburger Wuhne und an der Lutherstraße. Die Häuser haben eine schlichte Fassadengestaltung, nur die Wohnblocks Langer Weg erhalten eine individuelle, vorspringende Gestaltung der Eingangs- und Treppenhausbereiche, wodurch die ansonsten schlichten Fassaden etwas aufgelockert werden. [SPA34-2, S. 74]


An der Cochstedter Straße (heute Stadtteil Leipziger Straße) werden ebenfalls AWG-Wohngeschossbauten durch die AWG "Georgij Dimitroff" errichtet. [...]

 - 1959 -   [nach oben]

Im Nordabschnitt der Brunnerstraße entsteht eine neue Wohnsiedlung.
Zwischen Brunnerstraße und Südring, von der Sudenburger Wuhne bis etwa auf Höhe der Dürerstraße, werden 11 dreigeschossige Wohnblocks errichtet. Ein 12. Wohnblock entsteht direkt südlich, mit Ausrichtung auf den Südring, als Ergänzung der beiden bereits 1956 errichteten Häuser. Alle Wohnblocks kann man wohl als schlichte Zweckbauten bezeichnen, da hier auf jegliche Fassadengestaltung verzichtet wurde. Auch diese AWG-Siedlung wurde noch in konventionellem Mauerwerksbau errichtet. [SPA34-2, S. 74]

 - 1960er -   [nach oben]

Ringschluss zwischen Südring und Wiener Straße.
Gemäß dem Verkehrskonzept von 1956, das den Bau eines äußeren Umgehungsringes um die Innenstadt vorsieht, wird die Straßenverbindung zwischen der Kreuzung Südring / Halberstädter Straße und der Wiener Straße (hohe Einmündung Hecklinger Straße) hergestellt. Der neu entstandene Straßenabschnitt wird der Wiener Straße zugeordnet. Betroffen von dieser Maßnahme ist u.a. das Gelände der 1953 enteigneten Dampfmühle W. A. Drenckmann. Für den Kreuzungsausbau an der Halberstädter Straße muss das denkmalgeschützte, 1923 teilweise in Fachwerk errichtete Wohn- und Geschäftshaus abgerissen werden, das zuletzt als Außenstelle des DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschland) genutzt wurde. [...]
Anm.: Das Verkehrskonzept von 1956 schlug bereits eine Straßenbahnverbindung vom Westring bis nach Buckau vor. Das letzte Teilstück, vom Südring, über Wiener Straße, Raiffeisen- und Warschauer Straße, wurde erst 2013, gute 57 Jahre später, beschlossen und begonnen.

 - 1961 -   [nach oben]

Bau der "Berliner Mauer" und Abschottung der deutsch-deutschen Grenze.
Der "Antifaschistische Schutzwall" war aber letztendlich nur das letzte, drastische Mittel, um dem Bevölkerungsschwund durch "Republikflucht" Einhalt zu gebieten. [...]

 - 1963 -   [nach oben]

01.02.1963: Die Sudenburger Feuerwache wird stillgelegt.
Die Magdeburger Feuerwache 2 neben der Ambrusiuskirche wird geschlossen.
Erster Nachnutzer nach dem Auszug der Feuerwehr war die BDVP (Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei), die im Gebäude Werkstätten unterhielt, ab 1969 fanden im Gebäude Wochenendlehrgänge zur Feuerwehrausbildung statt. Bis Anfang der 80ger Jahre wohnten noch zwei Familien im Obergeschoss. [...]

 - 1967 -   [nach oben]

Die Kinderklinik II der Medizinischen Akademie (Gustav-Ricker-Krankenhaus wird eröffnet.
Der Neubau entstand an der Ecke Emanuel-Larisch-Weg / Hermann-Matern-Str. (heute Wiener Straße). [...]

AK_Kinderklinik_II_1973.jpg
Kinderklinik II,
Bildquelle: Teilmotiv aus Ansichtskarte von 1973.

 - 1968 -   [nach oben]

07.10.1968: Neubaugebiet "Fermersleber Weg" wird Fertiggestellt.
Das neue Wohngebiet bietet etwa 1.100 neue Wohnungen.

 - 1969 -   [nach oben]

01.01.1969: Die neue AWG Friedrich Engels nimmt die Arbeit auf.
Sie ist ein Zusammenschluss der ArbeiterWohnnungsbauGenossenschaft Friedrich Engels, Vereinigte AWG Karl Liebknecht und AWG Georgi Dimitroff. Die mit diesem Tag in Kraft getretene Fusionsvereinbarung wurde bereits am 12.10.1967 unterzeichnet. Diese weitere Zentralisierung betrifft auch viele Sudenburger Mieter.
Heute: MWG-Wohnungsgenossenschaft eG Magdeburg.
[Sitz der neuen AWG? Betroffene Häuser prüfen.]

 - 1970 -   [nach oben]

Der Sudenburger Mühlenbetrieb (ehem. Drenckmann) wird stillgelegt.
DasWerk III des Kombinats Magdeburger Mühlenwerke, die 1953 enteignete Dampfmühle W. A. Drenckmann, wird stillgelegt. [...]
Anm.: Ob die Stilllegung wirtschaftliche Gründe hatte, oder mit dem 1969 begonnenen Bau des Magdeburger Ring in Zusammenhang steht, bleibt zu klären. Die Trasse der "Tangente" führt jedenfalls über einen Teil des ehemaligen Firmengeländes, auf dem auch die stadtauswärts führende Auffahrtsrampe "Wiener Straße" angelegt wird.


31.10.1970: Ende der O-Busse in Magdeburg.
Mit Aufgabe der letzten Linie zwischen Sudenburg und Südwest (Groß-Ottersleben) wird der Betrieb von Oberleitungsbussen eingestellt. [...]

 - 1971 -   [nach oben]

Walter Ulbricht wird entmachtet. Als Nachfolger wird Erich Honecker zum Ersten Sekretär des ZK der SED "gewählt". [SPA34-2, S. 22]


Nach dem Tod des kommunistischen Politikers Hermann Matern (* 17. Juni 1893 in Burg (bei Magdeburg); † 24. Januar 1971 in Berlin) wird die Wiener Straße zu seinem Gedenken in Hermann-Matern-Straße umbenannt. Umbenennung erfolgte zwischen 1971 und 1976. Wann genau? [...]

 - 1972 -   [nach oben]

Ein Programm zum Bau geeigneten Wohnraums für kinderreiche Magdeburger Familien wird beschlossen.
Dafür wird Baugrund in bereits erschlossenen Gebieten gesucht. Auf Ottersleber Grund, im Südbereich der in den 1930er Jahren angelegten Siedlung "Friedenshöhe" (ehem. "Georgshöhe") wird man fündig: Auf der Südseite der Judith-Auer-Str. (heute Klinkebachstraße) werden neue, kleine Eigenheime errichtet. Ebenso an der Albert-Hößler-Str. (heute "Springe"), deren Straßenführung im Zuge der Baumaßnahme geändert wurde. [SPA34-2, S. 22]
Anm.: Der Bau von Eigenheimen war für diese Zeit untypisch und ist wohl als Ausnahme zu betrachten. Die Priorität lag bereits auf "Plattenbau".

 - 1972-76 -   [nach oben]

Am Kroatenweg wird mit dem Bau einer Plattenbausiedlung (ca. 2200 Wohneinheiten) begonnen.
Die ursprüngliche Siedlungsplanung aus der ersten Hälfte der 1960ger Jahre wurde wegen Problemen mit der Be- und Entwässerung, sowie auf dem Planungsareal vorhandener Kleingärten verworfen.
Später okkupierte die Magdeburger Bezirksabteilung des  Ministerium für Staatssicherheit (MfS) fast die Hälfte des Planungsareals für sich, um den steigenden Bedarf des MfS an Standorten für Büros und Wohnraum zu decken. Diese "Landnahme" des MfS zeigt deutlich die Priorisierung der staatlichen und militärischen Stellen in der DDR. Die städtischen Planungsbehörden wurden hier wohl vor vollendete Tatsachen gesetzt.

Rund um diesen hermetisch abgeschirmten "Sicherheitsbereich" des MfS entstand die eigentliche Wohnsiedlung. Die Plattenbauten der Typen "WBS 70" und "P 2" wurden so angeordnet, dass der gleichzeitig erbaute MfS-Bereich schwer einzusehen war. Direkt am MfS-Gelände wurden niedergeschossige Versorgungs- und Folgeeinrichtungen konzentriert. Der Sicherheitsbereich wurde mit einer hohen Mauer, Stacheldraht und Wachtürmen versehen. Es patrouillierten Tag und Nacht Soldaten, die Sperranlage wurde nachts ausgeleuchtet. [ SPA34-2, S. 88]
Anm.: Das Gelände war so "geheim", dass es bis zum Ende der DDR auf den offiziellen Magdeburger Stadtplänen nicht verzeichnet war. Der gesamte Komplexbereich war als Grün- und Ackerfläche eingetragen. Pläne, die dem "Klassenfeind" taktische Informationen hätten bieten könnten, waren "Geheime Verschlusssache".

B_1990/Stasi_Mauer_w.jpg
Reste der das Gelände umfassenden Mauer und der Beleuchtungsanlage sind erhalten geblieben.
Hier ein Teilstück der südlichen Sperranlage, aufgenommen 2013.

"Der Bezirk Magdeburg beschäftigte 3.684 hauptamtliche Stasimitarbeiter, von denen 2.000 samt ihrer Familien in Sudenburg lebten und von den rund 1,2 Millionen Einwohnern des Bezirks 500.000 in Dossiersakten erfaßten."
Quelle: Stadtschreiber-MD 2013, Seite 46

Nach Angabe eines ehemaligen Hausbewohners (Kroatenweg) wurden nur die Wohnungen der beiden unteren Geschosse an zivile Familien vergeben, die der drei oberen Geschosse, aus denen das Stasigelände einsehbar war, waren nur für Mitarbeiter des MfS, der Polizei oder anderer "wichtiger" Staatsorgane und ihre Familien reserviert. Die Bewohner der unteren beiden Geschosse, wie auch er, blickten gegen die das Gelände umgebende Mauer. So war es zumindest in "seinem" Haus. Man kann daraus schließen, dass die gesamte neue Siedlung der Oberhoheit der Stasi unterstand.

Die Siedlung entstand auf dem "Kroatenberg", auf dessen höchstem Punkt 1858 ein (heute unter Denkmalschutz stehender) Trinkwasserhochbehälter, für die Wasserversorgung Magdeburgs, errichtet wurde. Die Namensgebung "Koatenberg" geht auf hier lagernde kroatische Truppen zurück, die an der Belagerung und Erstürmung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg beteiligt waren.

Nach Auskunft eines alteingesessenen Anwohners wurde bei der Umsetzung der Bauplanung an der heutigen Astonstraße ziemlich rücksichtslos vorgegangen. Anstatt die Planungen an die vorhandene Bebauung anzupassen, wurden die Besitzer der nördlichsten Grundstücke der in den 1930er Jahren errichteten Siedlung Georgshöhe zwangsenteignet. Die betroffenen Wohnhäuser wurden abgerissen, um ausreichend Platz für die neue, "sozialistische Bebauung" zu schaffen.
Anm.: Wie diese Enteignung ablief und ob wenigstens eine Entschädigung gezahlt wurde, ist noch ungeklärt.

Das Areal wird begrenzt durch die Braunschweiger Straße im Norden, östlich dem Kroatenweg und südlich durch die Thomas-Müntzer-Straße.
Für die Erschließung der Siedlung am Kroatenweg entstanden die "Kroatenwuhne" und die "Astonstraße". Den ehemaligen "Sicherheitsbereich" des MfS erschließen heute die Straßen "Georg-Kaiser-Straße" und "Wilhelm-Höpfner-Ring". Beide wurden jedoch erst nach der Deutschen Einheit und der Öffnung des Geländes zu öffentlichen Straßen und benannt.
Anm.: Das Siedlungsgebiet wurde nach 1945 in "Friedenshöhe" umbenannt, was bis heute bestand hat. Eine Benennung die wohl der frühen DDR-Propaganda entspring. Eine durch die prägende Anwesenheit des MfS heute ziemlich fragwürdige, verharmlosende Benennung, die der geschichtlichen Bedeutung des Areals spottet.

AK_Friedenshoehe_1982.jpg
Neubaugebiet Magdeburg Süd - Friedenshöhe -
Die Ansichtskarte von 1982 zeigt natürlich nur Motive des zivilen Siedlungsteils:
1 Feierabendheim Kroatenweg
2 POS "Tamara Bunke"
3 Pferdeplastik, Ferdinand-von-Schill-Straße
4 Ferdinand-von-Schill-Straße

Auf dem Baugelände, im Winkel Kroatenwuhne/Kroatenweg befand sich der "Kroatenhügel", den eine stattliche Linde krönte. [Anwohnerhinweis und AKPS]
Diese Benennung geht auf einen kroatischen Soldaten zurück, der bei der Belagerung Magdeburgs 1631, der Sage nach von diesem Hügel aus das Turmkreuz vom Südturm des Magdeburger Doms geschossen haben soll. Bei der damaligen Waffentechnik und der Entfernung zum Dom, wohl eher ein Märchen.
[SPA60, S. 13]
Anm.: Das Siedlungsgebiet wurde nach 1945 in "Friedenshöhe" umbenannt, was bis heute bestand hat. Eine Benennung die wohl der frühen DDR-Propaganda entspringt. Eine durch die prägende Anwesenheit des MfS heute ziemlich fragwürdige, verharmlosende Benennung, die der geschichtlichen Bedeutung des Areals spottet.

Für die Erschließung des Baugeländes (1970) sollte dieser Hügel abgetragen werden, was auch vorschnell geschah. Beim Abtrag des Hügels, zwischen dem 07.-09.11.1970, traten große Findlinge zutage, die weit über das Gelände verschoben wurden. Die leider viel zu spät benachrichtigten Archäologen stellten fest, dass es sich hier nicht um einen "Hügel", sondern um ein frühzeitliches Megalithgrab handelte, welches nun durch die vorschnellen Abtragungsarbeiten zerstört war. Die Grabkammer ließ sich nun nicht mehr rekonstruieren. Nach Mutmaßung der Archäologen maß die Grabkammer etwa 5 x 7 Meter. Die Seitenwände wurden aus 4 - 6 bis zu 1,60 m hohen Steinen gebildet, die Front- und Rückwand aus 1-3 Steinen. Abgedeckt war das Hünengrab mit 3-4 Findlingen. Zur Grabkammer führte wahrscheinlich ein abgedeckter Gang aus 4 - 6 Steinen. Die Entstehung der Grabanlage wird etwa auf 3.500 Jahre vor unserer Zeitrechnung geschätzt.

B_1990/Huegelgrab_w.jpg
Die Reste des zerstörten Hügelgrabes liegen heute verstreut
auf einem Hof zwischen zwei Plattenbauten an der Astonstraße.

 - 1973 -   [nach oben]

01.08.: Zwei Jahre nach seiner Entmachtung stirbt Walter Ulbricht im Alter von 80 Jahren. [SPA34-2, S. 22]

 - 1974 -   [nach oben]

03.10.1973: Freigabe des Magdeburger Ring bis Halberstädter Straße.
Nach Fertigstellung des Straßenabschnittes wird der Magdeburger Ring zwischen Albert-Vater-Straße und Halberstädter Straße für den Verkehr freigegeben.
Für das noch zu erstellende, die Halberstädter Straße querende, Brückenbauwerk mussten 1973 die Häuser Nr. 25 und 27, jeweils Viergeschossige Mietshäuser und das Haus Nr. 23 (Konsum-Warenhaus) weichen, dafür kam auch Sprengstoff zum Einsatz. [Halber, S. 218f]

 - 1975 -   [nach oben]

19.12.: Der Magdeburger Ring wird fertig gestellt.
Mit Eröffnung der Brücke über die Halberstädter Straße ist der Magdeburger Ring vollständig befahrbar und wird nach sechs Jahren Bauzeit (1969-1975) dem Verkehr übergeben.
Im Volksmund wird die 160 Millionen Mark teure Magdeburger Stadtautobahn meist als "Ring", "Tangente" oder "Westtangente" bezeichnet.
Für das gesamte Projekt mussten insgesamt 650 Kleingärten, 279 Wohnungen und das Konsum-Warenhaus (Halberstädter Straße) ihr Leben lassen. Auch die Gelände von 71 Betrieben waren betroffen. Die Trassenführung fragmentierte den bereits seit dem 18. Jahrhundert bestehenden inneren Stadtring, der um die Festungsanlagen der Altstadt angelegt war und dessen Straßenbezeichnungen noch heute zu finden sind: Hohenstaufenring, Kaiser-Otto-Ring, Editharing, Adelheidring und Sachsenring. [SPA34-2, S. 22], [SPA82, S. 63ff]

Bis zum Bau des Magdeburger Ring bildete die Kreuzung Halberstädter Str. / Sachsenring / Hallische Straße / Leipziger Str. / Carl-Miller-Straße den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt Sudenburgs, an dem auch die erste Ampelanlage Magdeburgs nach dem 2. Weltkrieg errichtet wurde. Mit Wegfall des Verkehrs vom Sachsenring wurde diese Kreuzung für den Durchgangsverkehr bedeutungslos, der sich (wie geplant) auf den Magdeburger Ring verlagerte.
Auf Sudenburger Gebiet waren neben der Halberstädter Str. folgende Straßen durch den Bau betroffen:

 - 1975/76 -   [nach oben]

Nach Fertigstellung des Magdeburger Ring wird die Stadtbezirksgrenze erneut zu Ungunsten Sudenburgs verschoben.
Das Gebiet zwischen Leipziger Straße, Brenneckestraße und Ackerstraße / Am Fuchsberg / Magdeburger Ring wird dem Stadtbezirk SÜDOST zugeschlagen und somit vom (Sudenburger) Verwaltungsbezirk SÜD abgetrennt. Die Stadtbezirksgrenze verläuft nun an der Ackerstraße, so das die Bebauung der Nordseite der Straße weiterhin im Stadtbezirk SÜD verbleibt. Westlich der Wiener Straße markiert der Magdeburger Ring die Grenze. [Stadtplan Magdeburg 1976]

Folgende auf Sudenburger Grund angelegte Straßen werden abgetrennt:

Im nun abgetrennten Bereich liegen u.a.:

Nach dieser Maßnahme bedeckt das verbliebene Sudenburg nur noch etwa 1/3 der ursprünglichen Fläche von 1812.
Für den abgetrennten Bereich endet hier nun die "Sudenburger Chronik".

 - 1976 -   [nach oben]

B_1990/AK_Westringbruecke_1976.jpg
Doppelstockbus auf der alten Westringbrücke.
Ansichtskarte von 1976, Blickrichtung Südring.

 - 1978 -   [nach oben]

09.05.: "Madgeburg erhielt ein Kinder- und Jugendkino.
"Magdeburg (ND). Das erste Kinder- und Jugendfilmtheater des Bezirkes Magdeburg wurde in den Scala-Lichtspielen im Magdeburger Stadtteil Sudenburg eröffnet. Das Theater war umfassend rekonstruiert worden. Vormittags finden hier Aufführungen für Gruppen aus Kindergärten statt. Zur Unterstützung des Unterrichts sowie zur Förderung der Pionier- und FDJ- Arbeit werden ebenfalls Filme gezeigt ..." [Neues Deutschland, Ausgabe vom 09.05.1978]

 - 1988 -   [nach oben]

17.06.: "500 000. Container in Magdeburg umgeschlagen
Magdeburg (ND). Auf dem nach seiner Umschlagleistung drittgrößten Containerbahnhof der DDR in Magdeburg-Sudenburg wurde am Donnerstag der 500 000. Großcontainer zur Weiterbeförderung an den Kraftverkehr übergeben. Etwa 80 Betriebe des Territoriums nutzen diese rationelle Transporttechnologie. Weitere 140 Kunden empfangen ihr Gut in den "bunten Kisten" ..."
Quelle: Neues Deutschland vom 17.06.1988, S. 5

 - 1989 -   [nach oben]

Die "Gebete für gesellschaftliche Erneuerung" im Magdeburger Dom und öffentliche Proteste der DDR-Bürger beginnen. [...]


07.11.1989: Die Regierung der DDR tritt zurück. [...]


08.11.1989: Oberbürgermeister Werner Herzig tritt zurück. Amtierender Bürgermeister wird Dr. Nothe. [...]


03.12.1989: Häftlingsstreuk.
Die Häftlinge der Stafvollzugsanstalt Magdeburg (Halberstädter Straße 8a) streiken Sie fordern bessere Verpflegung, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Amnestie. [FB T.Ge.]

 - 1990 -   [nach oben]

18.03.: Erste freie Volkskammerwahl. Gleichzeitig finden Landtags- und Kommunalwahlen statt. [...]


30.05.: Dr. Willi Polte (SPD) wird Oberbürgermeister von Magdeburg. [...]


03.10.: Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 um Mitternacht tritt der Vereinigungsvertrag in Kraft. Die DDR ist Geschichte.

weiter mit 1990 - 2012

Quellen:

Fragen:

nach oben

www.sudenburg-chronik.de - Thomas Garde - CC-BY-SA 3.0 - DE