Die Geschichte der Kirche(n) St. Ambrosius

Die 3. Kirche: Vor 1564 bis 1631

Eine gemeinsame Kirche für Sudenburg und den Flecken St. Michael.

Vorwort:
Nach der Zerstörung der Sudenburg wurde die Stadt zügig wiedererrichtet. Die Magdeburger wollten den Wiederaufbau zwar verhindern, konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Bereits 1553 wurde das Sudenburger Stadtrecht von König Karl V. bestätigt und dem Aufbau stand nichts mehr im Wege. Da der alte Standort der Ambrosiuskirche bereits 1546 mit Magdeburger Befestigungsanlagen überbaut worden war, musste ein neuer her. Man fand ihn im Mariendorf, dem ehemaligen Judendorf, etwas südlich des heutigen Fürstenwallparks. Da die Fläche der Sudenburg durch Zugeständnisse an die Magdeburger Verteidigungsanlagen kleiner geworden war, legte man die Pfarrbezirke von St. Ambrosius und St. Michaelis zusammen. Der Name dieser neuen, gemeinsamen Kirche ist in zwei Schreibweisen überliefert:

"S.S. Ambrosii und Michaelis" bzw. "St. Michaelis und St. Ambrosii".

Chronik:

 - 1553 -   [nach oben]

Gegen den Widerstand der Magdeburger wurden die Stadtrechte und Privilegien Sudenburgs durch Kaiser Karl V. bestätigt. Damit konnte ein Wiederaufbau der zerstörten Sudenburg beginnen. [???]

 - 1554 -   [nach oben]

Die Magdeburger beschließen eine neue Kirchenordnung, die u.a. darauf zielt, die Sittlichkeit strenger zu regeln, den Fortgang der Reformation zu fördern und das Papsttum mehr und mehr zu unterdrücken. In Magdeburg hatte sich zu diesem Zeitpunkt eine sehr intolerante, orthodoxe evangelische Glaubensrichtung durchgesetzt. Widerstand gegen diese Kirchenordnung kam sofort vom erzbischöflichen Official Curio und dem Möllenvogt. Letzterer nahm seinen Bediensteten in Schutz, der gegen diese neue Kirchenordnung verstoßen haben sollte und sich weigerte, die gegen ihn ausgesprochene Strafe zu akzeptieren. Auch soll der Möllenvogt diese Kirchenordnung zerrissen und in der Kirche mit Füßen getreten haben.
Der Pfarrer der Sudenburg, Johann König (oder Regius), bestand jedoch auf die Bestrafung des Bediensteten und belegte den Möllenvogt mit dem Bann und "übergab ihn dem Teufel". Der Möllenvogt drohte diesem nun mit der Absetzung und Verweisung, was dann auch geschah.
Am 22.09. beriefen Möllenvogt und Rat und Gemeinde der Sudenburg einen neuen evangelischen Geistlichen: Pfarrer Andreas Hoppe
Zwei Magdeburger Prediger versuchten vergebens, den neuen Pfarrer der Sudenburg zur Annahme der Kirchenordnung zu überreden. [???]
Anm.: Leider ergibt sich aus den Quelle nicht, wann genau die neue (3.) Ambrosiuskirche errichtet wurde. Die beiden genannten Pastoren predigten aber möglicherweise noch in der den Sudenburgern angewiesenen Kirche St. Sebastian, auf dem "Neuen Markt" in der Altstadt.

 - 1564 -   [nach oben]

Ein Kirchenrevisionsprotokoll ergibt, dass die neue, gemeinsame Kirche zu diesem Zeitpunktbereits bereits erbaut war. [???]
Sie war im Mariendorf errichtet worden, dem ehemaligen Judendorf, etwas südlich des heutigen Fürstenwallparks. [???]

Zu St. Michael gibt das Revisionsprotokoll an:
"Die Siedlung St. Michael vor der Sudenburg Magdeburg gehört ins Amt der Möllenvoigtei. Diese Leute haben vor der Magdeburgischen Belagerung eine eigene Pfarre und Kirche gehabt, ist verwüstet, gehen itzo in die Sudenburg zur Kirche und hat der Pfarrer daselbst das Einkommen. Zu St. Michael wohnen 100 Hauswirte. (Kirchenvisit. Protok.)" [???]

 - um 1600 -   [nach oben]

Beim Orgelbaumeister Esaias Compenius wird der Bau einer Orgel für die Kirche in Auftrag gegeben. Da dieser wegen zu vieler gleichzeitiger Aufträge in Schwierigkeiten kommt, gibt er die Fertigstellung der Sudenburger Orgel 1605/06 an seinen Bruder Heinrich Compenius (d. J.) weiter, der Orgelbauer des Erzstifts Magdeburg ist. [???]

 - 1607 -   [nach oben]

Die Pest wütet und trifft auch die Ambrosiusgemeinde hart: Pfarrer Erhard Hering erkrankt an der Seuche und verstirbt um den 09.08.1607. [???]

Knapp drei Wochen später, am 29.08.1607 erliegt auch der Diakon Peter Homel der Pest. Er war erst etwa ein halbes Jahr an der Kirche und wurde nur 32 Jahre alt.
Homels Trauerfeier fand am 01.09.1607 in St. Ambrosii statt, die Leichenpredigt hielt der Magdeburger Domprediger Philipp Han. Anschließend wurde Homel in der Kirche beigesetzt. [???]

Pfarrer M. Zacharias Wesemann (* 1572 zu Frankenstein (Schlesien), † 18.11.1623 in Sudenburg) tritt die Nachfolge des verstorbenen Pfarrers Erhard Hering an. Er ist der Schwager des verstorbenen Diakons Peter Homel.

Wesemanns Einsatz und seinen guten Kontakten zu den Dompredigern ist es zu verdanken, dass während seiner Amtszeit Kanzel, Taufstein, Altar und Kirchturm erneuert werden konnten, sowie "einige Gebäude" neu erbaut wurden. [???]

 - 1623 -   [nach oben]

18.11.: Pfarrer Wesemann verstirbt und wird am 27.11.1623 in der Sudenburger Kirche bestattet. Die Leichenpredigt hielt Reinhard Bake, der Magdeburger Domprediger, der 1631 durch seinen angeblichen Kniefall vor Tilly die in den Magdeburger Dom geflüchteten Magdeburger rettete und in die Geschichtsbücher einging. [???]

 - 1624 -   [nach oben]

Arnold Mengering (* 1596 in Halle, † 1647) wird neuer Pfarrer (1624 - 1627) von St. Ambrosii. [???]

 - 1631 -   [nach oben]

Kurz vor der Erstürmung und Zerstörung Magdeburgs durch die Kaiserlichen Truppen unter Tilly wurde die komplette Sudenburg von den Magdeburgern eingeäschert und ihre verbliebenen Mauern eingerissen.

Mit der Stadt Sudenburg wurde auch die 3. Kirche St. Ambrosius zerstört. [???]
Anm.: Möglicherweise fand die Zerstörung der Kirche bereits 1625 oder 1627 statt. Derzeit noch unklar!

Quellen:

Fundstellen:

... weil der fürstliche Auftrag von 1605 an Priorität genoß. Darunter litt auch ein angefangenes Projekt in Magdeburg-Sudenburg, das Esaias allerdings an seinen Bruder Heinrich Compenius d.J. abtreten konnte;
Quelle: Orgelbauer

Der Stadtrat richtete deshalb am 3. Februar 1604 erneut eine Beschwerde an die Domherren zu Halberstadt mit der Bemerkung, dass Compenius bisher "nur wenig gemacht hat", so "hat er bis auf itzo noch nicht angefangen, Pfeiffen zu gießen". Er habe aber bereits 237 Taler bekommen. Deshalb "haben wir ihn uffs Radthaus forden lassen, um mit ihm gütlich der Arbeit halber zu reden, so hat er uns wieder durch Antwort zurückbieten lassen, er könne und wolle nicht kommen". Außerdem warf man Compenius vor, er würde den Orgelbau in Sudenburg (Magdeburg-Sudenburg) vorziehen; "unsere Arbeit aber muß zurücke stehen".

Vorrangiger Orgelbau für den Herzog (1605-10)
Der damalige Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, Heinrich Julius (1564-1613), gleichzeitig auch Landesherr und Bischof von Halberstadt, war nicht nur musik- und kunstliebend, sondern auch sehr streng und machtbewusst; deshalb durfte und wollte Compenius diesen Auftrag nicht ablehnen, zumal er den Titel "Organist und fürstlicher Orgel- und Instrumentenmacher" erhalten hatte. Compenius konnte also nun weder in Kroppenstedt noch in (Magdeburg-) Sudenburg weiterarbeiten.

Für Sudenburg gab es jedoch eine Lösung: Compenius teilte am 1. März 1606 dem Bürgermeister (Anm.: Bürgermeister von Kroppenstedt) mit, er habe "wegen der endlichen Fertigung der Sudenburger Orgelarbeit eine Vergleichung getroffen, also daß mein lieber Bruder Henricus Compenius, des Ertzstifts Magdeburg Orgelbauer, solcher Fertigung zu Ende bringen will".
Quelle: Compenius: Geschichte der Orgel

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aktualisiert: 24.08.2015

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